Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
es überleben.« Hepburn schob die Post verächtlich zur Seite und ging um den Schreibtisch herum zu ihr. »Er wird gerade vom Chirurgen in der Stadt versorgt.«

    Es befriedigte sie, dass Hepburn seine Verletzungen ihr gegenüber nicht verheimlichte.
    »Ihr habt noch das Blut von MacGee an den Händen«, stellte sie fest und tauchte Hepburns Finger in die Schale mit Wasser. Es färbte sich rot von dem Blut an seinen Knöcheln, und der Blutfluss wollte gar nicht mehr aufhören. Es ist sein Blut, stellte sie fest, Hepburns Blut!
    Natürlich. So wild und brutal, wie er diese Männer verprügelt hatte! Wie hätten seine Hände da nicht in Mitleidenschaft gezogen werden sollen?
    »Ich werde Eure Hände verbinden, sobald ich die Stichwunde an Eurem Arm versorgt habe. Zieht Euer Hemd aus.«
    Er rührte sich nicht, sondern stand da, als hätte er sie nicht gehört oder als würde sie eine fremde Sprache sprechen.
    Sie griff nach seinem Hemd, weil sie ihm helfen wollte, doch mit einer blitzschnellen Bewegung schob er ihre Hand zur Seite. Dann packte er mit der Rechten in den klaffenden Riss an seinem linken Hemdsärmel, riss den Stoff herunter und schleuderte den Fetzen zu Boden. »So.«
    Anstand? Und das von dem Mann, der mich noch letzte Nacht fast in sein Bett gezerrt hätte? Sie nahm einige Streifen weichen Stoff, tauchte sie in das Wasser und wischte ihm sanft das Blut aus der Wunde. Das kann ich einfach nicht glauben!
    »Wo hat eine Prinzessin gelernt, eine Wunde von einem Messerstich zu nähen?« Er stand mit gesenktem Kopf vor ihr. Seine Brust hob und senkte sich unter seinen angestrengten Atemzügen, und seine Stimme klang tief und guttural. Aber die Frage war naheliegend.
    »Großmutter duldete keine Unfähigkeit.« Vorsichtig tupfte Clarice die Ränder der Wunde sauber und versuchte zu erkennen, wie tief diese war. Das Muskelgewebe war zum
größten Teil unversehrt, aber die Haut klaffte weit auseinander und würde mehr Stiche benötigen, als sie angenommen hatte. Das machte seine Gleichgültigkeit noch unglaubwürdiger. Er musste unglaubliche Schmerzen haben. In Gedanken versunken, redete sie weiter. »Großmutter hat uns Mädchen das Nähen beigebracht, und als die Revolution begann, hat sie uns gesagt, dass wir vielleicht die Verwundeten versorgen müssten. Sie meinte, es wäre unsere Pflicht den loyalen Soldaten gegenüber. Denn wir wären Symbole dessen, wofür sie kämpften.«
    »Und, habt Ihr Eure loyalen Untertanen versorgt?«
    »Nein. Großmutter sagte, wir sollten bleiben und für unser Land sterben. Mein Vater hielt nichts davon. Er hat uns nach England geschickt. Manchmal wünschte ich mir, wir wären nicht gegangen. Aber das ist wohl närrisch. Wären wir geblieben, wären wir gewiss auch schon tot. So lange wir am Leben sind, besteht die Hoffnung, dass wir zurück nach...« Sie unterbrach sich. Sie wiegte sich nicht gern in der Hoffnung auf eine Heimkehr, denn das machte ihr so gefährliches Leben beinahe unerträglich.
    Und vor allem sollte Hepburn nicht erfahren, dass im tiefsten Winkel ihres Herzens eine winzige Flamme der Hoffnung niemals erlosch. Sie fürchtete, dass er diese Flamme irgendwie gegen sie verwenden würde, so wie er Blaize benutzt hatte, um sie zu zwingen, seine verrückte Scharade auszuführen.
    Sie drückte ihn sanft auf den Stuhl neben dem Tisch. »Wollt Ihr Euch nicht setzen, während ich die Wunde nähe?«
    »Nein.« Sein Wangenmuskel trat hervor, während er starr geradeaus blickte. »Ich bleibe stehen.«
    »Wie Ihr wünscht.« O ja, die Liebe konnte eine beinahe unerträgliche Bürde sein, doch als Clarice ihn jetzt da stehen
sah, verwundet an Leib und Seele, empfand sie eine Sehnsucht, die ihr Herz mehr aufwühlte als jedes andere Gefühl in ihrem bisherigen Leben.
    Natürlich war das keine Liebe, so verrückt, das zu denken, war sie nicht. Aber sie sehnte sich nach ihm und hasste ihn zugleich. Selbst wenn sie diesen Ort eines Tages verlassen hätte, würde sie noch von ihm träumen. Denn er hatte mit seinen juwelenhellen Augen und seinen Berührungen und seinen Küssen ihre Seele erobert.
    Und jetzt musste sie ihn auch noch anfassen. Ihn heilen. Und das musste sie bewerkstelligen, ohne dass er ihre Zuneigung spürte, denn er selbst zeigte nicht das leiseste Gefühl dieser Art für sie. Im Gegenteil, er stand vollkommen reglos da und ignorierte sie, als gehörte sie zum Mobiliar. Während sie einen Katzendarm in ihre Nadel einfädelte, versuchte sie, ihn zu provozieren.

Weitere Kostenlose Bücher