Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Adligen und Dienern zu, die sich in der Halle versammelt hatten. Gott, er liebte es, ein Held zu sein. Prinzessin Clarice schenkte er einen ganz besonderen Gruß und lächelte, als Hepburn ihn misstrauisch ansah.
Doch dann lenkte Millicent Ogley ab. »Wir haben Euch in der besten Suite untergebracht. Solltet Ihr etwas wünschen, ganz gleich, was es sein mag, braucht Ihr nur zu fragen.«
Ogley nahm die Hand seiner Frau und tätschelte sie sanft. »Du bist so schwach und zart. Die Reise hat dich erschöpft. Ich lasse dir ein Tablett mit Speisen kommen, dann kannst du dich noch vor den Feierlichkeiten zur Ruhe begeben.«
»Aber wirklich, Oscar, ich fühle mich gut. Mit dir zusammen auf diesen Triumphzug zu gehen, hat mich nicht erschöpft.« Brenda streichelte seine Wange. »Es stärkt mich sogar.«
Er runzelte nachdrücklich die Stirn. »Bitte tu mir den Gefallen. Du weißt, wie sehr ich um dich besorgt bin.« Er senkte die Stimme, damit Lady Millicent seine Worte nicht hörte. »Vor allem, weil du ja möglicherweise in anderen Umständen bist.«
Er empfand beinahe so etwas wie ein schlechtes Gewissen, als er die schmerzliche Miene seiner Frau bemerkte. Sie hatte geschworen, ihm einen Sohn zu schenken, aber sie ahnte nicht, dass er Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte, damit aus ihrer Vereinigung keine Kinder erwuchsen.
Sie war die Tochter eines wohlhabenden, einflussreichen Barons, und ihr Vater gewährte Ogley eine jährliche Apanage. Das Geld von Brendas Vaters hatte es Ogley überhaupt erst ermöglicht, sich ein so prestigeträchtiges Kommando zu kaufen. Und das nur, weil Brenda ihn anbetete. Ogley würde dafür sorgen, dass nichts seinen Platz in ihrem Leben einnehmen konnte, nicht einmal sein eigenes Kind.
Brenda senkte ergeben den Kopf. »Ja, Liebster, natürlich tue ich, was du möchtest.«
Der Lakai öffnete die Tür zu der Schafzimmersuite. »Lady Millicent«, sagte Ogley, »könntet Ihr dafür sorgen, dass meine Frau ein Tablett auf ihrem Zimmer hat, damit sie uns später am Abend Gesellschaft leisten kann?«
»Selbstverständlich!« Lady Millicent drehte sich zu Brenda um. »Habt Ihr Kopfschmerzen?«, fragte sie besorgt. »Soll ich Euch vielleicht auch eine Tinktur bringen lassen?«
Während die Ladys plauderten, sah sich Ogley in der prächtigen, eindrucksvollen Schlafzimmersuite von MacKenzie Manor um. Sie stank förmlich nach Wohlstand. Der große Salon war einfach nur hochherrschaftlich zu nennen. Um den Kamin herum standen Sessel, daneben ein Schreibtisch mit Papier, Tinte und Feder, und der Teppich war so alt, dass die Farben bereits verblasst waren. Dennoch war er so dick, dass er immer noch wunderbar aussah. Der geschnitzte Tisch war mit einem bestickten Samtläufer geschmückt, auf dem eine goldene Schale für Visitenkarten lag. Dort lud Waldemar, der eine Lakaienuniform trug, gerade die Erinnerungsstücke aus dem Krieg ab, die Ogley überall mit hinnahm.
Eine Tür führte in ein Schlafgemach, und darin wartete Brendas Kammerzofe neben dem vergoldeten Bett und zog gerade die Tagesdecke zurück. Das Bett stand auf einem Podest, als wenn der Herr der MacKenzies ein kleiner Monarch wäre, wert, angebetet zu werden. Das königliche Gold und der Purpur wiederholten sich in den Bettvorhängen und auf der Überdecke. Ogley stellte sich verbittert vor, dass Hepburn sich wie ein König fühlen musste, wenn er hier schlief.
Aber immerhin hatte er Ogley diese Suite überlassen, um ihn zu ehren. Darüber musste der Colonel lächeln. Fürchtete
Hepburn ihn? Wollte er ihn bestechen? Stellte sich der kleine Lord Hepburn vor, dass Ogley Hepburns Beleidigungen vergessen würde, wenn er ihm schmeichelte, und plötzlich fair spielte?
Damals in dieser Nacht in London vor vierzehn Jahren war es auch nicht fair gewesen, als ein junger, betrunkener Lord Hepburn den frisch gebackenen Offizier Ogley zu einem Schwertkampf herausgefordert hatte. Hepburn hatte Ogley besiegt und ihn anschließend ausgelacht.
Ogley hasste es, wenn man über ihn lachte. Er war der dritte Sohn einer verarmten Adelsfamilie mit insgesamt sechs Raufbolden als Söhnen. Anscheinend war er immer derjenige gewesen, der vom Baum oder vom Schlitten fiel oder erwischt wurde, wenn er sich unter dem Tisch versteckte. Er war der Sündenbock für seine Brüder gewesen, und er hatte es gehasst. Er hatte sich gerächt, indem er herumgeschlichen war und sie in Schwierigkeiten gebracht hatte. Dafür hatten sie ihn gehasst. Als er zwanzig wurde und
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