Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
sein Vater ihm dieses Offizierspatent kaufte, entpuppte sich das als das Beste, was ihm jemals passiert war. Er liebte die Armee. Er liebte Uniformen, die Hierarchie und die Chance, Männer niederer Herkunft zu kommandieren, die keine andere Wahl hatten, als ihm zu gehorchen. Es kümmerte ihn nicht, dass seine Offizierskollegen ihn nicht leiden konnten. Er war schneidig, sah gut aus, und die Ladys mochten ihn. Dort sah er seine Chancen.
Dann jedoch hatte Hepburns Sieg Ogley zur Zielscheibe des Spottes jedes Offiziers der Armee gemacht. Und was die Sache noch unerträglicher machte: Hepburn hatte diesen Übergriff noch dadurch verschlimmert, dass er am nächsten Tag aufgetaucht war und... sich entschuldigte. Dieser wertlose Schurke entschuldigte sich dafür, dass er vollkommen
betrunken und unverzeihlich grob gewesen wäre. Seine Entschuldigung verdeutlichte vor allem eines: dass Ogley im Schwertkampf von einem Siebzehnjährigen besiegt worden war, der so sternhagelvoll gewesen war, dass er kaum stehen konnte.
Erst als Ogley Brenda geheiratet und sich ein neues, besseres Offizierspatent gekauft hatte, waren die Spötter verstummt. Sicher, einige flüsterten immer noch hinter seinem Rücken über ihn, aber keiner der rangniederen Offiziere wagte es, etwas zu sagen. Und wenn ein Vorgesetzter ihn verspottete, nun, Ogley hatte gelernt, sich zu rächen. Es genügte, ein paar Schläger anzuheuern, die den Offizier Mores lehrten.
Natürlich war Ogley von ihnen aus Rache auf die Iberische Halbinsel geschickt worden, aber ein Mann mit seinen Fähigkeiten konnte selbst das zum Guten nutzen. Auf diese Weise entkam er endlich Brendas bewundernden, schmelzenden Blicken, und in dem Chaos, dass der Krieg zwischen Engländern und Franzosen auf spanischem und portugiesischem Boden hinterließ, gab es eine Menge Möglichkeiten, Profit zu machen.
Am besten war, dass der alte Earl von Hepburn den frivolen Lebenswandel seines Sohnes satthatte. Um Hepburns Ungebärdigkeit ein Ende zu bereiten, hatte er ihm ein Offizierspatent gekauft. Und zwar eines, das Hepburn direkt in Ogleys Regiment geschickt hatte.
Noch jetzt lachte Ogley leise bei der Erinnerung daran. Wie entzückend war es gewesen, dem Jungen die widerspenstigsten Männer zu unterstellen, die aus den tiefsten Verliesen der Gefängnisse kamen und diszipliniert werden mussten. Dann schickte er sie auf Missionen, von denen sie niemals zurückkehren würden. Aber Hepburn brachte seine Leute immer
wieder zurück. Ihre Zahl nahm zwar ab, weil viele starben, doch Ogley bot sein Regiment immer wieder für neue, selbstmörderische Missionen an, und er sorgte dafür, dass keiner der Oberbefehlshaber erfuhr, dass es Hepburn war, der Erfolg hatte, wo alle anderen scheiterten. Auf der Iberischen Halbinsel, weit weg von England, war es für einen intelligenten Mann, der Zeit hatte, ein Leichtes, die Erfolge in einem Buch als seine eigenen auszugeben. Als Ogley seinen Abschied nahm, kehrte er als Held nach England zurück.
Sein Blick blieb an Waldemar hängen.
Und niemand wagte es, die Wahrheit zu sagen, und schon gar nicht Hepburn. Jedenfalls nicht, solange Ogley Waldemar in seiner Gewalt hatte. Ogley wäre ein Narr gewesen, Waldemar gehen zu lassen, und der Colonel bildete sich eine Menge auf seine Klugheit an.
Brenda schob ihre Hand in seine. »Ist diese Suite nicht wirklich wunderbar?«
»Das ist sie.« Genugtuung breitete sich wie warmes Öl in seinem Bauch aus, und er lächelte Lady Millicent an. »Ich danke Euch, Lady Millicent, dass Ihr uns hier untergebracht habt.«
Lady Millicent reagierte schüchtern wie eine Jungfer, der man ein anzügliches Kompliment gemacht hatte. »Mein Bruder hat darauf bestanden.«
»Die Vorstellung, dass wir ihn aus seinem Zimmer vertrieben haben, gefällt mir gar nicht«, protestierte Brenda.
»Aber ich bitte Euch, macht Euch keine Gedanken.« Wie Hepburn sprach auch Brenda mit diesem leichten schottischen Akzent. »Mein Bruder schläft nicht hier. Seit seiner Rückkehr von der Halbinsel wohnt er in einer Kate auf unserem Besitz.«
»Jetzt fühle ich mich besser.« Brenda strahlte.
Manchmal bereitete Ogley die Gutherzigkeit seiner Frau brennende Magenschmerzen.
»Du nicht auch, Oscar?«, wollte sie wissen.
Nein, überhaupt nicht! Er wollte Hepburn vertreiben. Ogley legte seine Hand auf ihren Arm und drückte ihn etwas zu fest. Als Brenda neben ihm zusammenzuckte, sagte er: »Lady Millicent, ich bitte um Verzeihung, aber meine Frau muss
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