Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe
doch, dass Männer große, haarige Tiere sind, die kaum durch die Zivilisation zu zähmen sind.« Seine eigene Unzulänglichkeit schien ihn recht fröhlich zu stimmen. »Ich kenne nur noch eine Frau, die einige deiner Vorzüge besitzt. Aber diese Lady Valery ist eine alte Herzogin, die so von ihrer Überlegenheit überzeugt ist, dass sie es gar nicht nötig hat, der Welt zu zeigen, wie wichtig sie ist. Die Herzogin ist vermögend, sie genießt Privilegien, sie hat ein langes Leben gelebt, mit Ehemännern und wechselnden Liebhabern, sie ist weit gereist... ich schätze, wenn du einmal in das Alter kommst, wirst du so sein wie sie.«
Amy hatte schon den Mund geöffnet, um etwas zu erwidern.
Doch Jermyn ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. »Abgesehen von den Ehemännern und Liebhabern. Ich werde dich nämlich nicht allein lassen.«
Es klang fast wie eine Drohung. Er hatte sie im Boot abgesetzt, um Pom beim Ablegen zu helfen, und als sie wieder über Bord gesprungen war und über den Strand fliehen wollte, hatte er sie gepackt, zu Fall gebracht und ihr die Hände zusammengebunden. Selbst jetzt noch knirschte der Sand zwischen ihren Zähnen.
»Und du wartest nicht erst, bis jemand anders das Heft in die Hand nimmt.« Jermyn besaß die Unverschämtheit, einen bewundernden Ton anzuschlagen. »Du hast eine Ungerechtigkeit gesehen und sofort alles unternommen, um dies zu ändern.«
»Leider ohne Erfolg!« Er hatte ihr sein Taschentuch unter den Strick geschoben, damit er nicht über ihre Haut scheuerte. Der Knoten war zwar fest, aber so gebunden, dass er sich nicht in ihr Fleisch grub.
»Doch du hast es wenigstens versucht, und wenn mein Onkel nicht bereits versucht hätte, mich zu töten, hättest du Erfolg gehabt. Du bist meine Quelle der Inspiration.«
»Inspiration?« Sie wollte ihn nicht zu irgendetwas inspirieren, sie wollte frei sein. »Wofür denn?«
»Nun, so wusste ich zum Beispiel, dass es klug war, dich auf der Stelle zu heiraten, denn sonst wärst du mir bei erster Gelegenheit davongelaufen.«
Also war sie das Opfer ihres eigenen Wagemuts! Großmutter würde das nur gerecht finden.
Im Übrigen würde ihre Großmutter ein eisiges Urteil über diese Vermählung fällen. »Du magst ja daran glauben, dass wir verheiratet sind«, sagte Amy mit vorgetäuschtem Selbstvertrauen. »Aber in Beaumontagne ist kein Mitglied der königlichen Familie verheiratet, sofern nicht beide Partner der Staatskirche angehören.«
»Und wie nennt sich eure Staatskirche?«
»Die Kirche der Berge.« Wieder machte sie sich an dem Strick zu schaffen. Schließlich verrutschte das Taschentuch, aber die Knoten blieben hartnäckig an Ort und Stelle. »Wir lebten lange Zeit völlig isoliert und gehörten nie der katholischen Kirche an. Unser Erzbischof leitet die königlichen Trauungen.«
»Dann werden wir ja drei Hochzeiten erleben«, verkündete Jermyn gelassen.
»Drei?« Von Minute zu Minute geriet ihr Leben mehr ins Wanken - und inmitten des Wirbels stand Jermyn.
»Ganz einfach. Die erste Hochzeit fand unter dem Bogen statt, die zweite wird in der anglikanischen Kirche und die dritte in der Kirche der Berge abgehalten. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn wir noch ein bisschen mit der Vermählung in Beaumontagne warten müssen. Denn wir werden in den nächsten Monaten alle Hände voll zu tun haben, um meinem Onkel nachzuweisen, dass er mich umbringen will.«
»Aber ich gehöre nicht der anglikanischen Kirche an, und du nicht der Kirche der Berge.«
»Du würdest staunen, wie rasch die Kirchen nachgeben, wenn die Ehe bereits geschlossen ist und ein angemessener Preis gezahlt wird.«
»Demnach bleibt mir wohl keine Wahl.«
»Ganz recht.«
Wie war sie nur darauf gekommen, ihn attraktiv zu finden? Er war der größte Schuft, dem sie in ihrem bisherigen Leben begegnen musste.
»Warum müssen wir heute Nacht nach Summerwind Abbey fahren? Hättest du nicht wenigstens warten können, bis ich mir den Sand aus den Haaren gekämmt habe?« Ihre eigene Stimme kam ihr schon selbst weinerlich vor, und sie begriff, wie gereizt sie war. Mit etwas Glück würde sie Jermyn eine furchtbare Ehefrau sein, die ständig einen Grund zum Nörgeln fand.
»Ach, habe ich dir das noch gar nicht gesagt? Wir fahren nicht nach Summerwind Abbey, sondern zu dem Cottage, das Biggers uns für unsere Flitterwochen hergerichtet hat.«
»Du hast es mir absichtlich nicht erzählt! Woher weißt du, dass Biggers ein Cottage für die Flitterwochen
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