Losung Takalor
den Zeitdeformator auf die offene See hinaus.
»Wohin, Großer? Was schlägst du vor?« fragte Hannibal mich.
»Ich schlage Norwegen vor. In der Gegend von Kristiansand können wir uns relativ gut verstecken. Das Straßennetz in Norwegen ist so gut wie überhaupt nicht vorhanden, also kann man uns auch nicht so schnell wie hier auf den Pelz rücken.«
»Dann müssen wir durchs Skagerrak«, wandte Goldstein ein.
»Das spielt keine Rolle«, sagte ich. »Heute haben wir den 30. Mai. Die Schlacht beginnt erst am 31. Mai. Bis dahin sind wir längst in Norwegen.«
Ich sah, daß Goldstein den Kurs änderte. In einer Höhe von etwa fünfzig Metern rasten wir über die Nordsee. Die Geschwindigkeit betrug etwa zweihundert km/h.
Das, was Professor Goldstein eine intermittierende Hyperenergieflut genannt hatte, schlug direkt über dem Skagerrak erneut zu, und jetzt zeigte es seinen wahren Charakter.
Der Deformator verlor plötzlich an Höhe und an Geschwindigkeit. Die Alarmpfeifen heulten auf, und die Instrumentenanzeigen schienen völlig außer Kontrolle geraten zu sein. Das aber waren sie ganz und gar nicht. Wir alle, die wir anhand der Instrumente beobachten konnten, was geschah, wollten nur die Realität nicht sehen. Der Zeitdeformator erlitt einen rapiden Energieabfall.
Wir stürzten förmlich auf die Wasseroberfläche zu. Goldstein und Framus G. Allison schalteten verzweifelt und ohne großen Erfolg. Ich wurde gegen das Leitpult gedrängt, ohne mich halten zu können. Die anderen waren glücklicherweise angeschnallt. Ich hatte auf dieser Sicherheitsmaßnahme bestanden, mich selbst aber für einen kurzen Moment aus meinem Sessel erhoben.
»Das ist … das ist …«, rief Goldstein entsetzt. Er blickte mit geweiteten Augen auf die Bildschirme. Die Wellen sprangen uns entgegen. Die Gischt schäumte über ein Objektiv hinweg, dann aber war plötzlich Ruhe. Wir schwebten dicht über dem Wasser, und wir hörten, wie die Wellen an den Deformator schlugen.
»Was ist nun schon wieder los?« fragte Hannibal ungeduldig. »Wann werden Sie endlich lernen, das Ding vernünftig zu fliegen?«
»Es liegt nicht an uns«, entgegnete Framus G. Allison frostig.
»Mich würde aber interessieren, wer dann diesen Zirkus veranstaltet hat«, sagte der Wurzelzwerg aufgebracht. »Wieso klappt bei diesem Kommando eigentlich überhaupt nichts?«
Goldstein wies mit ausgestreckter Hand auf einen Kontrollschirm, auf dem normalerweise eine ausgeprägte Wellenlinie zu sehen war. Jetzt war kaum mehr als ein schwach geschwungener Strich vorhanden.
»Jemand saugt unsere Energie ab«, sagte er verbittert. Er fuhr auf seinem Sessel herum und blickte mich an, als sei ich derjenige, der uns dergestalt geschwächt habe. »Verstehen Sie? Es ist doch der Einfluß von außen.«
»Dann bleibt ja wohl nur noch eine Möglichkeit«, entgegnete ich unbehaglich. »Die verschwundenen Marsianer.«
»Genau«, stimmte Hannibal zu. »Sie belauern uns. Sie werden versuchen, den Deformator an sich zu bringen. Es ist ihre einzige Chance, diese Zeit wieder zu verlassen.«
»Unsere auch«, stellte ich fest.
Meine Gedanken überschlugen sich. Tatsächlich kamen nur die Marsianer in Frage. Ihnen war ähnliches widerfahren wie uns. Das war von Anfang an klar gewesen. Wir hatten nur nicht damit rechnen können, daß sie im gleichen Zeitabschnitt gestrandet waren wie wir.
Das ist es, Großer! signalisierte Hannibal auf telepathischem Wege. Erst jetzt merkte ich, daß er wieder einmal in meinen Ge danken spioniert hatte. Wird dir allmählich klar, wie prekär unse re Lage ist? Die Marsianer nehmen, verdammt noch mal, keine Rücksicht auf unsere Gegenwart des Jahres 2011. Ihnen ist
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