Losung Takalor
keinem Wort erwähnt, und dabei sollte es auch bleiben. Wir mußten jede Auswirkung unserer Anwesenheit auf die Zukunft verhindern.
Mit steigender Erregung verfolgten wir die Schlacht, bei der die Deutschen deutliche Vorteile erzielten. Die britische Flotte verlor bereits in den ersten Stunden mehrere Zerstörer, drei Panzerkreuzer und ein Linienschiff. Und die Verluste würden noch steigen.
Am späten Abend stampfte ein Panzerkreuzer auf uns zu. Wir sahen, wie die Granaten der Deutschen am Turm und am Bug explodierten. Trümmer und Menschen wirbelten unter dem Explosionsdruck über Bord. Die gischtende See verbarg für kurze Zeit, wie es danach tatsächlich an Bord des Kriegsschiffs aussah. Als es aber bis auf etwa hundert Meter an uns herangekommen war, legte es sich auf die Seite.
»Der Kasten sinkt«, stellte Hannibal fest.
Eine weitere Granate erwischte den Panzerkreuzer dicht unter der Wasserlinie und riß ein riesiges Loch in die Flanke. Das war zuviel. Das war der Todesstoß.
Die Besatzung ging in die Boote. Viele Männer sprangen auch einfach in die hochgehenden Wellen. Sie trugen keine Schwimmwesten und waren auch sonst nicht für einen solchen Notfall ausgestattet.
»Mein Gott, das nicht«, sagte Hannibal erbleichend.
Obwohl es dunkel und diesig war, konnten wir deutlich erken nen, was sich draußen abspielte. Das war es, wovor ich Kiny Ed wards hatte bewahren wollen. Die elektronischen Kameras schufen ein gestochen scharfes Bild von der Tragödie.
Die Schiffbrüchigen schwammen direkt auf uns zu. Sie hatten uns entdeckt und hofften, sich bei uns retten zu können.
»Wir müssen ihnen helfen«, sagte Dr. Samy Kulot.
»Auf gar keinen Fall«, erklärte ich hart.
Die Wissenschaftler blickten mich entsetzt an.
»Wir können doch nicht zusehen, wie die Jungs draußen elend umkommen«, empörte sich Dr. Framus G. Allison.
»Doch, wir müssen sogar, meine Herren«, erwiderte ich, wobei ich Mühe hatte, die Enge in meinem Hals vor ihnen zu verbergen. »Vergessen Sie nicht, daß der Tod dieser Männer eine historische Tatsache ist. Diese Männer sind gestorben, und wir dürfen sie nicht überleben lassen, weil wir sonst die Zukunft verändern würden.«
»Mein Gott, es sind doch noch Kinder«, sagte Dr. Dr. Kenji Nishimura, der nicht nur Elektroniker und Programmlogist, sondern auch Mediziner war. »Konnat, sie sind achtzehn oder neunzehn Jahre.«
»Geben Sie mir nicht die Schuld an ihrem Tod«, antwortete ich schroffer als ich eigentlich wollte. »Ich kann nichts daran ändern.«
Vor unseren Augen versanken einige der Matrosen in den Flu ten. Drei Männer aber erreichten den Zeitdeformator. Sie verließen den Sichtbereich der Kameras, und wir wußten alle, daß sie in diesem Moment versuchten, auf den Würfel zu kommen. Verzweifelt bemühten sie sich, die glatten Wände zu ersteigen.
»Ich weiß, daß Sie recht haben, Konnat«, sagte Framus G. Al lison leise. Er stand unmittelbar neben mir. »Aber mir ist dennoch schlecht. Das ist das Grausigste, was ich je erlebt habe.«
Ich schloß die Augen.
Was sollte ich tun? Ich konnte nichts tun. Wenn wirklich jemand von den Schiffbrüchigen nach Ablauf der historischen Ereignisse überlebt hatte, dann ohne unser Zutun. Wir mußten die Augen vor dem Elend da draußen schließen.
Ich fühlte mich miserabel, und ich verfluchte die Tatsache, daß wir gezwungen gewesen waren, diesen Einsatz zu wagen. Was half es denn schon, daß ich mir bewußt machte, daß nicht nur direkt unter unseren Händen Männer starben, sondern überall hier in diesem Seegebiet? Nichts. Überhaupt nichts.
Ich durfte diese Männer da draußen ebensowenig retten, wie ich etwa einen John F. Kennedy vor dem Attentat oder
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