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Losung Takalor

Losung Takalor

Titel: Losung Takalor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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kei­nem Wort er­wähnt, und da­bei soll­te es auch blei­ben. Wir muß­ten je­de Aus­wir­kung un­se­rer An­we­sen­heit auf die Zu­kunft ver­hin­dern.
    Mit stei­gen­der Er­re­gung ver­folg­ten wir die Schlacht, bei der die Deut­schen deut­li­che Vor­tei­le er­ziel­ten. Die bri­ti­sche Flot­te ver­lor be­reits in den ers­ten Stun­den meh­re­re Zer­stö­rer, drei Pan­zer­kreu­zer und ein Li­ni­en­schiff. Und die Ver­lus­te wür­den noch stei­gen.
    Am spä­ten Abend stampf­te ein Pan­zer­kreu­zer auf uns zu. Wir sa­hen, wie die Gra­na­ten der Deut­schen am Turm und am Bug ex­plo­dier­ten. Trüm­mer und Men­schen wir­bel­ten un­ter dem Ex­plo­si­ons­druck über Bord. Die gisch­ten­de See ver­barg für kur­ze Zeit, wie es da­nach tat­säch­lich an Bord des Kriegs­schiffs aus­sah. Als es aber bis auf et­wa hun­dert Me­ter an uns her­an­ge­kom­men war, leg­te es sich auf die Sei­te.
    »Der Kas­ten sinkt«, stell­te Han­ni­bal fest.
    Ei­ne wei­te­re Gra­na­te er­wi­sch­te den Pan­zer­kreu­zer dicht un­ter der Was­ser­li­nie und riß ein rie­si­ges Loch in die Flan­ke. Das war zu­viel. Das war der To­dess­toß.
    Die Be­sat­zung ging in die Boo­te. Vie­le Män­ner spran­gen auch ein­fach in die hoch­ge­hen­den Wel­len. Sie tru­gen kei­ne Schwimm­wes­ten und wa­ren auch sonst nicht für einen sol­chen Not­fall aus­ge­stat­tet.
    »Mein Gott, das nicht«, sag­te Han­ni­bal er­blei­chend.
    Ob­wohl es dun­kel und die­sig war, konn­ten wir deut­lich er­ken nen, was sich drau­ßen ab­spiel­te. Das war es, wo­vor ich Ki­ny Ed wards hat­te be­wah­ren wol­len. Die elek­tro­ni­schen Ka­me­ras schu­fen ein ge­sto­chen schar­fes Bild von der Tra­gö­die.
    Die Schiff­brü­chi­gen schwam­men di­rekt auf uns zu. Sie hat­ten uns ent­deckt und hoff­ten, sich bei uns ret­ten zu kön­nen.
    »Wir müs­sen ih­nen hel­fen«, sag­te Dr. Sa­my Ku­lot.
    »Auf gar kei­nen Fall«, er­klär­te ich hart.
    Die Wis­sen­schaft­ler blick­ten mich ent­setzt an.
    »Wir kön­nen doch nicht zu­se­hen, wie die Jungs drau­ßen elend um­kom­men«, em­pör­te sich Dr. Fra­mus G. Al­li­son.
    »Doch, wir müs­sen so­gar, mei­ne Her­ren«, er­wi­der­te ich, wo­bei ich Mü­he hat­te, die En­ge in mei­nem Hals vor ih­nen zu ver­ber­gen. »Ver­ges­sen Sie nicht, daß der Tod die­ser Män­ner ei­ne his­to­ri­sche Tat­sa­che ist. Die­se Män­ner sind ge­stor­ben, und wir dür­fen sie nicht über­le­ben las­sen, weil wir sonst die Zu­kunft ver­än­dern wür­den.«
    »Mein Gott, es sind doch noch Kin­der«, sag­te Dr. Dr. Kenji Nis­hi­mu­ra, der nicht nur Elek­tro­ni­ker und Pro­gramm­lo­gist, son­dern auch Me­di­zi­ner war. »Kon­nat, sie sind acht­zehn oder neun­zehn Jah­re.«
    »Ge­ben Sie mir nicht die Schuld an ih­rem Tod«, ant­wor­te­te ich schrof­fer als ich ei­gent­lich woll­te. »Ich kann nichts dar­an än­dern.«
    Vor un­se­ren Au­gen ver­san­ken ei­ni­ge der Ma­tro­sen in den Flu ten. Drei Män­ner aber er­reich­ten den Zeit­de­for­ma­tor. Sie ver­lie­ßen den Sicht­be­reich der Ka­me­ras, und wir wuß­ten al­le, daß sie in die­sem Mo­ment ver­such­ten, auf den Wür­fel zu kom­men. Ver­zwei­felt be­müh­ten sie sich, die glat­ten Wän­de zu er­stei­gen.
    »Ich weiß, daß Sie recht ha­ben, Kon­nat«, sag­te Fra­mus G. Al li­son lei­se. Er stand un­mit­tel­bar ne­ben mir. »Aber mir ist den­noch schlecht. Das ist das Grau­sigs­te, was ich je er­lebt ha­be.«
    Ich schloß die Au­gen.
    Was soll­te ich tun? Ich konn­te nichts tun. Wenn wirk­lich je­mand von den Schiff­brü­chi­gen nach Ab­lauf der his­to­ri­schen Er­eig­nis­se über­lebt hat­te, dann oh­ne un­ser Zu­tun. Wir muß­ten die Au­gen vor dem Elend da drau­ßen schlie­ßen.
    Ich fühl­te mich mi­se­ra­bel, und ich ver­fluch­te die Tat­sa­che, daß wir ge­zwun­gen ge­we­sen wa­ren, die­sen Ein­satz zu wa­gen. Was half es denn schon, daß ich mir be­wußt mach­te, daß nicht nur di­rekt un­ter un­se­ren Hän­den Män­ner star­ben, son­dern über­all hier in die­sem See­ge­biet? Nichts. Über­haupt nichts.
    Ich durf­te die­se Män­ner da drau­ßen eben­so­we­nig ret­ten, wie ich et­wa einen John F. Ken­ne­dy vor dem At­ten­tat oder

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