Losung Takalor
nachprüfbare Vergangenheit hat.«
»Das mag sein«, erwiderte Takalor. »Ich glaube auch nicht, daß die Deneber den echten Rasputin beseitigt haben, um seine Rolle zu spielen. Ich vermute, daß einer der Deneber nur zeitweilig die Rolle dieses Mönchs übernimmt. Deshalb besagt alles, was Sie in neunzig Jahren über Rasputin in den Geschichtsbüchern lesen werden, gar nichts. Es wird noch nicht einmal die halbe Wahrheit sein, weil alle, die mit Rasputin zu tun gehabt haben, wenigstens teilweise unter dem Paraeinfluß der Deneber gestanden haben.«
Er erhob sich. Selbstsicher trat er an mich heran.
»Ich werde den Deneber verfolgen und töten.«
»Das werden Sie nicht tun«, erwiderte ich. »Vergessen Sie nicht, daß Rasputin eine geschichtlich relevante Persönlichkeit ist. Sie dürfen ihn nicht töten.«
»Rasputin ist im Jahre 1916 ermordet worden«, bemerkte Framus. »Wer sagt denn, daß es wirklich die Konservativen waren, die es getan haben? Takalor wird natürlich nicht in den Geschichtsbüchern erwähnt, aber er könnte der Todesschütze gewesen sein. Wenn wir ihn zurückhalten, begehen wir vielleicht einen gefährlichen Fehler.«
Mir schwindelte. Ich wußte nicht mehr, was ich tun sollte. Oftroc lächelte abfällig. Natürlich. Ihn interessierte nicht, ob wir die Zukunft verändern würden. Ihm ging es nur um die Zeitbombe. Wenn sie zündete, war es mit der Menschheit ohnehin vorbei – ganz gleich, was jetzt geschah.
»Wann ist Rasputin gestorben?« fragte ich. »Ich meine, in welchem Monat?«
Der Zwerg und Framus G. Allison blickten mich ratlos an. Sie wußten es nicht. Von den beiden Atlantern konnte ich selbstverständlich keine Auskunft erwarten. Sie kannten die historischen Daten noch viel weniger als wir.
»Also gut«, sagte ich, als keiner antwortete. »Lassen wir das. Takalor, Sie werden den Deneber nicht verfolgen. Wir haben nur ein Ziel. Wir müssen in das Raumschiff kommen und damit starten. Alles weitere ergibt sich später.«
Er erhob sich und klopfte sich die Tannennadeln aus den Hosen. Überraschend schnell gab er sein Vorhaben auf. Ich hätte mißtrauisch werden müssen.
»Einverstanden«, entgegnete er. »Wir müssen ohnehin damit rechnen, daß sich die Deneber uns erneut in den Weg stellen, wenn wir an das Schiff herankommen wollen. Dabei werde ich zweifellos das Vergnügen haben, einige von ihnen ausmerzen zu können.«
»Major Utan und ich gehen los, sobald es noch etwas dunkler ist«, erklärte ich. »Sie warten hier. Sobald wir erkundet haben, wie wir am besten vorgehen können, holen wir Sie nach. Das gilt auch für Sie, Framus.«
Der Australier nickte mir mürrisch zu. Er litt unter nagendem Hunger. Männer seiner Gewichtsklasse müssen eben öfter etwas zu sich nehmen als andere. Ich sah keine Möglichkeit, ihm zu helfen. Er mußte mit knurrendem Magen durchhalten, bis wir im Schiff waren. Dort waren ausreichende Vorräte vorhanden.
Der paralysierte Hase richtete sich auf. Noch halbwegs betäubt torkelte er zwischen unseren Füßen hin und her.
»Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, Thor«, gestand Allison. »Wissen Sie eigentlich, daß dieses Tier noch wirklich gut schmeckt? Er ist von keinerlei Umweltverschmutzungen verdorben. Wollen Sie diesen prachtvollen Hasenrücken wirklich entkommen lassen?«
»Und wenn Ihnen die Augen noch so tränen, Framus, ja!«
Meister Lampe hoppelte davon. Framus G. Allison wandte sich ab. Ich hörte ihn etwas von einem »barbarischen Folterknecht« murmeln. Sollte er mich damit gemeint haben?
Die Geschütze der Russen krachten. Granaten heulten über uns hinweg und schlugen im Westen ein. Es dauerte nicht lange, bis wir von dort
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