Losung Takalor
Schüsse.
Framus G. Allison lehnte gelangweilt an einer Fichte. Er hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben, und er verzichtete darauf, an unserer Diskussion teilzunehmen. Nachdem wir ihm gesagt hatten, daß wir auf gar keinen Fall ein Lagerfeuer machen konnten, um einen von ihm erlegten Hasen zu grillen, verbarg er seinen Mißmut nicht mehr vor uns. Er hatte Hunger und dachte nicht daran, sich aufmuntern zu lassen, bis sein Hunger gestillt war.
»Ich weiß nicht, wer dieser von Ihnen erwähnte Rasputin ist«, sagte Takalor. Er saß zusammen mit Oftroc auf dem Boden, »aber ich nehme an, daß er von einiger Bedeutung ist.«
»Er hatte erheblichen Einfluß auf den Zaren«, erklärte Hannibal. »Verzeihung, hatte ist nur aus historischer Sicht richtig. Er hat diesen Einfluß jetzt, in diesen Tagen.«
»Dann sollte ich vielleicht offener mit Ihnen reden.« Takalor blickte mich ernst an, und erst jetzt wurde mir bewußt, daß er bisher einige wichtige Informationen zurückgehalten hatte.
»Sprechen Sie«, forderte ich ihn auf.
»Wir haben erfahren, daß die Deneber das Ziel haben, Rußland als Entwicklungsbasis für sich auszubauen«, erklärte der Atlanter. »Wir wissen, daß sie mit Hilfe ihrer Suggestivkräfte bereits viele Männer dieses Landes unter ihre Kontrolle bekommen haben. Maßgebliche Wissenschaftler, bedeutende Politiker und Militärs von hohem Rang müssen tun, was die Deneber befehlen. Die Deneber sind auch an der revolutionären Bewegung beteiligt. Zar Nikolaus II. soll gestürzt werden. Wenn sich gewis se Erwartungen der Deneber nicht erfüllen, wird man ihn und seine ganze Familie umbringen.«
Ich hörte dem Atlanter zu und begriff doch zunächst nicht viel von dem, was er sagte. Alles in mir sträubte sich gegen die Erkenntnis dessen, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wahrhaben wollte. Doch es half nichts. Ich mußte akzeptieren, daß ein wesentlicher Teil unserer Geschichte von Außerirdischen bestimmt worden war. Ich kannte die historische Entwicklung, und ich wußte, wie sich in den kommenden Jahrzehnten auswirken würde, was hier in diesen Tagen geschah. Die Idee des revolutionistischen Sozialismus stammte sicherlich nicht von den Denebern, aber sie hatten sie auf ihre Weise konsequent für sich genutzt.
Allmählich wurde mir klar, was sich in den Jahren zwischen 1914 und 1918 in Rußland wirklich abgespielt hatte.
»Wer ist Rasputin?« fragte Takalor.
Ich blickte ihn an. Sein Gesicht wirkte in dem schwindenden Licht noch dunkler. Er erinnerte mehr denn je an einen nordindischen Fürsten.
»Rasputin ist ein russischer Mönch, der als Wunderheiler am zaristischen Hof tätig geworden ist. Er versteht es, die Bluterkrankheit des Thronfolgers Alexej Nikolajewitsch zu lindern und hat dadurch großen und unheilvollen Einfluß auf die Zarin Alexandra und damit auch auf Nikolaus II.«, antwortete ich langsam. Meine Gedanken überschlugen sich. Von Wort zu Wort wurde mir mehr klar. »Er hat sich eben wegen seines großen Einflusses bei vielen anderen verhaßt gemacht. Man hat mehrere Attentate auf ihn verübt, ohne ihn jedoch töten zu können. Man hat ihm eine Dosis Zyankali verabreicht, die genügt hätte, auch sieben Männer zu töten. Er hat überhaupt nicht darauf reagiert.«
»Warum nicht, dürfte nun wohl klar sein«, ergänzte der Zwerg. »Die Deneber haben einen anderen Metabolismus als wir. Zyankali verkraften sie vermutlich, ohne sich überhaupt anzustrengen.«
Framus G. Allison gähnte laut und anhaltend.
»Meine Herren«, sagte er dann und gähnte noch einmal. »Wir wollen nicht übersehen, daß Rasputin eine einwandfreie und
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