Losung Takalor
wichen von der Tür zurück. Verwirrt musterten sie mich.
Ich schlug zu, weil ich es mir einfach nicht leisten konnte, Zeit zu verschwenden. Ich konzentrierte mich und drang mit parapsy chischen Mitteln auf sie ein. Sie taumelten stöhnend zurück. Ei ner von ihnen preßte sich die Hände vor das Gesicht. Er sank auf die Knie.
»Wo sind die beiden Offiziere geblieben?« forschte ich.
Vielleicht kannten sie einige englische Brocken, vielleicht aber bildete sich auch eine Parabrücke zwischen mir und ihnen. Ich kann es nicht sagen. Mir genügte, daß sie dieses Mal begriffen, was ich meinte.
Sie dachten beide an ein großes Gebäude im Mittelpunkt der Stadt. Dort weilte jener Deneber, der die Rolle Rasputins spielte. Ich erschrak.
»Bringen Sie mich dorthin«, befahl ich und gab sie gleichzeitig frei. Sie blickten mich mit geweiteten Augen an. Sie litten unter Schmerzen, wie sie sie nie zuvor gekannt hatten, und sie fühlten sich vollkommen ausgelaugt. Panische Angst beherrschte sie.
Ich konnte es mir nicht leisten, sie schonender zu behandeln. Zuviel stand auf dem Spiel.
Sie wankten an mir vorbei nach draußen. Als sie hinaustraten, hoben sie die Hände an die Schultern. Sie gaben damit den Männern vor dem Haus ein eindeutiges Zeichen. Ich folgte ihnen. Ungefähr zweihundert Soldaten bildeten einen Halbkreis. Eine gleich große Anzahl von Gewehrläufen waren auf uns gerichtet. Die Scheinwerfer eines Autos erhellten die Szene.
Einer der Soldaten schoß. Ich sah es kurz vor mir aufblitzen. Weiter geschah nichts. Die Kugel war von meinem Schutzschirm abgeprallt. Ich hatte noch nicht einmal einen Schlag verspürt.
»Nicht schießen«, brüllten meine beiden Gefangenen. »Nicht schießen.«
Es schien schon damals nicht zur Mentalität der Menschen dieses Landstrichs gehört zu haben, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Wenigstens zehn Uniformierte feuerten ihre Gewehre ab.
Ich mußte etwas unternehmen. Da ich niemanden töten wollte, setzte ich abermals den Paralysator ein. Ungefähr zwanzig Solda ten sackten zu Boden und blieben regungslos liegen. Das genügte. Die anderen senkten ihre Gewehre und wichen zurück.
Ich scheuchte einen Unteroffizier aus dem Auto und dirigierte meine beiden Offiziere auf die vorderen Sitzplätze. Ich selbst setzte mich nach hinten. Ungehindert konnten wir den Flugplatz verlassen. Ich trieb den Fahrer zu größerer Eile an.
Takalor und Oftroc hatten einen Vorsprung von fast zwanzig Minuten. Ich schwitzte Blut und Wasser, weil ich fürchtete, ihn nicht mehr aufholen zu können.
Die beiden Russen schienen sich kaum besser zu fühlen als ich, wenn auch aus anderen Gründen. Sie redeten nur wenig miteinander. Der Fahrer fuhr schnell. Der Oldtimer war hart gefedert und schien noch Vollgummireifen zu haben. Er rumpelte und hüpfte über das Straßenpflaster von Kiew, daß ich Mühe hatte, mich auf meinem Platz zu halten.
Die Straßen waren fast menschenleer, und nur selten einmal sah ich ein anderes Auto. Die Abwässer wurden noch nicht unterirdisch abgeleitet, und entsprechend war auch der Gestank, der durch zahlreiche Fugen und Ritzen in der Karosserie und an den schlecht schließenden Fenstern zu mir hereinwehte. Ich wunderte mich im stillen, daß die Menschen dieser Zeit nicht zu Hunderttausenden allein an der mangelnden Hygiene gestorben waren. Im Jahre 2011 würde Kiew einmal eine der sehenswertesten Städte der Welt sein. Bis dahin war es aber noch weit für diese Stadt.
Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, bis der Wagen endlich vor einem großen Backsteingebäude hielt. Ich sah ein anderes Fahrzeug davor stehen, vor dem zwei uniformierte Männer lagen. Sie waren tot. Man hatte sie mit
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