Losung Takalor
mehrere Piloten. Nur einer von ihnen war wach. Er schrieb einen Brief.
Ich löste mich aus dem Sichtschatten der Bäume und ging direkt auf die erste Maschine zu. Der Posten mußte mich für einen der Offiziere halten. Er sprach mich an, als ich bis auf zehn Schritte an ihn herangekommen war. Er richtete sein Gewehr auf mich und forderte die Parole.
»Richthofen«, sagte ich ruhig. Seine Gedanken verrieten mir alles, was ich wissen wollte. Er ließ das Gewehr sinken. Innerhalb weniger Sekunden erfuhr ich, daß die Maschine startbereit war. Sie war voll aufgetankt. Ich wollte kein Risiko eingehen, richtete den Kombistrahler auf den Posten und betäubte ihn. Ich fing ihn auf und ließ ihn zu Boden gleiten. Nachdem ich mir seinen Stahlhelm aufgesetzt und sein Gewehr über die Schulter gelegt hatte, ging ich zu den anderen Posten. Innerhalb weniger Minuten waren sie auf gleiche Weise ausgeschaltet.
Danach war der Weg frei.
Ich stieg in eine Rumpler C I. Sie besaß eine Spannweite von 12,15 Metern, war 7,85 Meter lang und 3,07 Meter hoch. Der wassergekühlte 160-PS-Motor konnte sie, wenn ich dem glauben durfte, was ich den Wachen auf telepathischem Wege entlockt hatte, bis auf 152 km/h beschleunigen. Das waren für mich äu ßerst bescheidene Werte, für die Menschen des Jahres 1916 mochten sie beeindruckend sein.
Ich setzte mich in die offene Kanzel und untersuchte sie. Nach einigen Minuten glaubte ich, alles zu wissen, was ich wissen mußte. Ich zog den Starter. Der Motor bockte etwas, sprang dann aber an. Ich nahm sofort Gas weg, um den Motor nicht zu laut aufheulen zu lassen, und blickte zur Hütte hinüber. Dort erschienen bereits zwei Piloten. Sie versuchten, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Ich legte keinen Wert auf eine Auseinandersetzung mit ihnen. Eine gut gezielte Kugel konnte mich nur zu leicht au ßer Gefecht setzen.
Ich gab die Bremsen frei und beschleunigte. Der Propeller wirbelte knatternd herum. Stichflammen zuckten aus den Auslaßventilen des Mercedesmotors, und dann rumpelte ich über das Feld. Ich kam mir vor, als ob ich am Boden klebte. Wie um alles in der Welt sollte ich diese Maschine in die Luft bekommen, wenn sie nicht schneller wurde?
Ich vernahm die Gedanken der Piloten. Ihrer Meinung nach war ich bereits viel zu schnell!
Ich zog den Steuerknüppel auf mich zu, und die Rumpler stieg auf. Jetzt kamen die Bäume unerhört rasch auf mich zu. Ich zerrte am Steuerknüppel, aber die Wirkung erschien mir gleich Null. Unwillkürlich schloß ich die Augen. Aber ich kollidierte nicht mit dem Geäst, sondern schwebte brummend über die Baumwipfel hinweg.
Mach nicht so einen Lärm, Großer , klang es in mir auf. Du weckst ja die ganze Front auf.
Das war leicht übertrieben. Ich wette, das Motorengeräusch war im Donnern der Geschütze kaum zu hören.
Ich zog die Maschine zur Seite und steuerte eine Lücke in der russischen Front an. Klar und deutlich konnte ich sehen, wie die Männer unter mir ihre Gewehre auf mich richteten. Das Mündungsfeuer erhellte ihre Gesichter. Doch sie zielten schlecht. Die Kugeln flogen weit an der Maschine vorbei. Nur drei oder vier Geschosse schlugen hinter mir ins Heck der Rumpler ein, richteten aber keinen Schaden an, der mir hätte gefährlich werden können.
Ich ließ die Maschine noch etwas steigen und ging dann auf Ostkurs. Für einen Mann wie mich, der mit Fluggeschwindigkeiten von Mach 3 und noch mehr vertraut war, ging es quälend langsam voran. Dennoch kamen die Lichter von Kiew erstaunlich schnell in Sicht. Vielleicht verging mir aber auch nur die Zeit so gut, weil ich mit der Rumpler experimentierte, um mich auf die Landung vorzubereiten. Es war nicht weiter schwer, eine Maschine wie diese in die Luft zu bekommen. Auf den Boden
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