Losung Takalor
der Tür, durch die der Deneber und der Bärtige verschwunden waren. Draußen heulten die Sirenen. Das Feuer im Zentrum der Stadt mußte Aufsehen erregen. Wir konnten es uns tatsächlich nicht leisten, noch länger hier zu verweilen.
Über eine enge Wendeltreppe kamen wir nach unten. Wir flohen durch die Haupttür auf den Platz hinaus.
Takalor eilte auf das Auto zu, mit dem er und Oftroc gekommen waren. Die Toten beachtete er nicht. Er warf seinen Begleiter auf die Rücksitze und setzte sich selbst hinter das Steuer. Ich stieg ebenfalls vorn ein. Aus zwei Straßen, die auf den Platz führten, kamen feuerrot lackierte Fahrzeuge hervor. Auf dem Trittbrett neben der Fahrertür stand ein mit einem Helm versehener Mann und trommelte mit einem Schlegel gegen eine Glocke. Irgend jemand mußte innerhalb dieser wenigen Minuten die Feuerwehr verständigt haben.
Zu meiner Überraschung konnte Takalor mit dem altertümli chen Auto umgehen. Der Motor sprang willig an. Krachend beug te sich das Getriebe dem Willen des Atlanters, und dann begann eine wilde Fahrt durch das nächtliche Kiew. Die Feuerwehr kümmerte sich nur um das Rathaus. Niemand hielt uns auf.
»Sie sind schon öfter in dieser Zeit gewesen, Takalor«, stellte ich fest.
Er schüttelte den Kopf.
»Das ist ein Irrtum, General. Ich habe auf dem Weg hierher lediglich gut beobachtet, weil ich wußte, daß ich später allein fahren mußte.«
Ungerührt und ganz offen gab er zu, daß er von Anfang an vorgehabt hatte, seine Fahrer zu erschießen. Er mochte annehmen, daß mich so etwas kalt lassen würde. Das aber war nicht der Fall.
Ich ließ ihn meinen Zorn jedoch nicht spüren.
Takalor war auf mich angewiesen, und ich war von ihm abhängig. Ich wollte diese Zeit wieder verlassen und das Jahr 2011 erreichen. Das aber war nur mit seiner Hilfe möglich. Ich mußte ihn auf Biegen und Brechen zum Mond bringen, ganz gleich, was er bis dahin tat, ob mir zusagte, wie er sich verhielt oder nicht. Ich mußte.
Er hatte einen unglaublichen Orientierungssinn. Er fand den Weg zurück zum Flughafen.
Wir näherten uns dem Flugfeld mit abgedunkelten Lampen.
»Warten Sie«, bat ich ihn.
Er hielt an. Ich verließ das Fahrzeug und eilte auf einige Gebäude zu. Ich blieb in der Deckung einiger Bäume stehen und tastete mich telepathisch vor. Meine nähere Umgebung versank für mich, als ich Kontakt zu einem Offizier bekam.
Auf dem Flughafen war es überraschend ruhig. Man war wie der zur Tagesordnung übergegangen, da man nicht damit rechne te, daß ich noch einmal zurückkehren würde.
Damit hatten wir leichtes Spiel.
Ich verständigte Takalor. Wir ließen das Auto stehen. Er schulterte Oftroc, und gemeinsam drangen wir auf das Flugfeld vor. Ich paralysierte vier Wachtposten, ohne daß sie einen Alarm auslösen konnten. Dann waren wir bereits an einer Maschine. Sie war aufgetankt und startbereit. Ich prüfte sie durch, soweit ich etwas von dieser Technik verstand.
»Ich glaube, es ist alles in Ordnung«, flüsterte ich und half ihm, Oftroc in die Maschine zu ziehen. Für die beiden Atlanter wurde es eng, aber das störte mich nicht. Ich setzte mich hinter das Steuer, und Minuten später lagen wir bereits auf Westkurs.
9.
Ein erster Silberstreif zeigte sich bereits am Horizont, als wir die Gegend von Rowno erreichten. Wir hatten keine Mühe, den Frontabschnitt zu finden, denn unaufhörlich blitzten die Geschütze auf, und der Detonationsdonner übertönte sogar das gleichförmige Brummen des Motors der Maschine.
Ich suchte die Verbindung mit dem Zwerg. Dazu lehnte ich mich entspannt zurück. Ich wollte das Flugzeug treiben lassen, um mich besser konzentrieren zu können, merkte aber, daß das nicht ging. Die
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