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Lotta Wundertüte: Unser Leben mit Bobbycar und Rollstuhl (German Edition)

Lotta Wundertüte: Unser Leben mit Bobbycar und Rollstuhl (German Edition)

Titel: Lotta Wundertüte: Unser Leben mit Bobbycar und Rollstuhl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Roth
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Mädchen auf dem Arm. »Das ist Paulina«, stellt sie das Mädchen vor. »Wir wollen gerade ihren Schlafrhythmus ein wenig umstellen, mehr Richtung Mittagsruhe. Ich bin Katarina Fuchs.« Blonde lange Haare, Jeans, höchstens Ende 20. »Ich wäre Lottas Gruppenleiterin.«
    »Sind die alle jung«, wird Harry später sagen.
    »Wer sagt denn, dass nur Frauen über 45 in Kindergärten arbeiten dürfen?«, werde ich antworten. »Und hast du gesehen: Lottas Gruppe hat sogar einen Praktikanten. Einen Mann.«
    Während Zora erzählt, schaukelt Katarina Paulina. Ihre Wangen glühen vor Müdigkeit, sie reibt sich die Augen. »Noch ein klein bisschen wach bleiben, Paulina«, sagt Katarina leise.
    Zora erzählt: »Wir haben schon einen anderen Jungen, der ebenfalls Förderbedarf hat und nun zu uns kommt.«
    »Warum wollt ihr eigentlich so gerne behinderte Kinder aufnehmen?«
    »Warum denn nicht?« Zora schweigt und schaut uns an. Wartet sie auf eine Antwort? Sie lächelt. »Ich kann das schwer in Worte fassen, ich habe mich bewusst für zwei Abschlüsse in diesem Bereich entschieden, Heilpädagogik und Sonderpädagogik. Katarina hier hat übrigens Sozialpädagogik studiert.« Zora und Katarina haben beide schon mit behinderten Menschen gearbeitet. »Wir sind von der Inklusion überzeugt«, sagt Zora.
    »Das sehen ja nicht alle so.«
    »Ich sehe da gar keinen Diskussionsbedarf. Bei einem Regenbogen frage ich auch nicht: Muss gelb unbedingt noch sein? Rot und blau reichen doch schon. Gelb gehört eben auch dazu.«
    Katarina sagt: »Das wäre auch für unsere Kinder hier toll, wenn sie Lotta kennenlernen könnten.«
    »Und wie soll Lotta dabei gewinnen?«, frage ich. »Sie bräuchte auch im Kindergarten gezielte Förderung.«
    Zora: »Klar, wir wollen ja nicht, dass sie zum Beistell-Kind wird.«
    »Beistell-Kind?«
    »Wenn ich höre: ›Die sitzt so gern dabei und saugt das alles auf‹, werde ich misstrauisch. Lotta soll ihre Möglichkeiten entfalten können. Wir könnten einen Integrationshelfer beantragen, das wäre jemand, der Lotta in den Kindergarten begleitet. Oder wir könnten zusätzliche Mittel bei der Stadt beantragen, damit wir unsere Personalzeiten aufstocken können und uns Lotta besser widmen können. Das nennt sich Einzelintegration.«
    Paulina ist auf Katarinas Arm eingeschlafen. Katarina streicht ihr die Haare aus der Stirn und lächelt. Harry und ich schauen uns an und denken das Gleiche.

    Das ist es: eine Leiterin, die Inklusion für selbstverständlich hält, junge Erzieherinnen und ein Mann, bunt gestrichene Wände, noch keine Gruppennamen – »wir können uns nicht entscheiden, ob ›Dreckspatzen‹ und ›Schmutzfinken‹ zu verniedlichend ist«, sagt Zora. Eine Erzieherin mit Kopftuch, eine andere mit Prothesen an den Beinen, Kinder mit Rastalocken. »Geflügel- statt Schweinewurst, wir haben auch muslimische Kinder hier.« Eine Leiterin, die sagt: »Lotta kann morgen anfangen.« Mittags sagen die Kinder vor dem Essen im Chor: »Jeder isst, so viel er kann, nur nicht von dem Nebenmann. Heute nehmen wir es ganz genau, auch nicht von der Nebenfrau ...« Öffnungszeiten bis 18 Uhr. U3. Looo’ta. Bullerbü, die Fassung von 2012.

    Ich zeige Harry ein Handyfoto von Lotta mit Kofi auf dem Spielplatz. »Kein Wunder, dass er ihr gefällt«, sagt er.
    »Wieso?«
    »Schau ihn dir an«, sagt er und hält mir das Handy entgegen. Auf dem Bild lacht Kofi, in seinem schwarzen Gesicht leuchten seine Zähne und das Weiß seiner Augen. »Er ist wahrscheinlich der erste Mensch, den Lotta richtig gut sehen kann.«
    Wir sollten nicht dahin ziehen, wo Harry einen Job angeboten bekommen hat. Wir sollten nach Afrika ziehen. »Kannst du dir vorstellen, wie Lotta gucken würde?«, sage ich.
    »Hast du denn mal über das Angebot nachgedacht? Ich würde das wirklich gerne machen. Und du könntest auch von dort als Freie arbeiten, vielleicht sogar besser.«
    »Und wer nimmt die Kinder in der Zeit?«
    »Es gibt dort eine hervorragende deutsche Schule. Wenn ich anfange, kommt Ben in die erste Klasse, das würde doch toll passen. Die haben auch einen Kindergarten ...«
    »Sind die inklusiv?«

    Kann Inklusion funktionieren? Kann man gleichzeitig Zweijährigen gerecht werden, die sich um den Puppenwagen streiten und ein schwer mehrfach behindertes Kind fördern? Schon zu Hause trenne ich Ben und Lotta ab und zu mal. Gleichzeitig vorlesen und füttern – geht. Gleichzeitig Fußball spielen und sehen üben – geht nicht. Wird das im

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