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Lotte in Weimar: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Lotte in Weimar: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Lotte in Weimar: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann , Werner Frizen
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der Krankheit her die kühnsten Vorstöße ins Dunkel des Lebendigen zu vollbringen {331} sein … Schau, da wartet manch Stück Geist und Welt der kritischen Freude, Byrons Korsaren und Lara, schönes, stolzes Talent, darin ist fortzufahren, in der Gries'schen Calderon-Übersetzung auch, und des Ruckstuhl Über die deutsche Sprache regt manches auf, will auch bestimmt Ernesti's Technologia rhetorica weiter studieren. Dergleichen klärt das Bewußtsein und schürt die Lust. Auf all die Orientalia wartet Herzogliche Bibliothek schon ein bischen lange. Sind längst die Termine zur Rückgabe abgelaufen. Geb sie aber nicht her, keins davon, kann mich vom Rüstzeug nicht entblößen, solang ich im Divan lebe, und Bleistiftstriche mach ich auch noch hinein, wird niemand mucksen. Carmen panegyricum in laudem Muhammedis – Teufel noch mal, das Geburtstagsgedicht! Anfang: Von Berges Luft, dem Aether gleichzuachten, Umweht, auf Gipfelfels hochwaldiger Schlünde – Ist eine etwas herrische Zusammenziehung: ein Gipfel von Schlünden, müssens mir durchgehen lassen, ist doch ein kühn aufrufend Bild, Schlund ist Schluck, sollens nur schlucken, Dieser Gipfel ernste Wand war auch schon sowas. Zweitens kommt der Dichtergarten, nicht ganz geheuer durch luftige Geschosse der Eroten, drittens die kultivierte Geselligkeit, die Mars zerschmettert, und endlich bei tröstend wiederkehrendem Frieden, kehrt, zweimal kehrt, machen wir aus der Not eine Absicht, kehrt unser Sinn sich treulich zu dem Alten, worauf sich erhalten reimt, und rasch auch noch die Menge, von der jeder nach eigenem Willen schalten will, – gut, wenn du dich nach dem Diktat dahinterstellst, bringst du die Strophen in zwanzig Minuten zusammen.
    Das Stützwerk und Roh-Material, das hielt sich garnicht für roh, gedachte durchaus schon an und für sich was zu sein, Zweck seiner selbst und nicht dazu da, daß Einer komme und presse ein winzig Fläschchen Rosenoel aus dem Wust, worauf man den Trödel auch könnte wegwerfen. Woher nimmt man {332} die Frechheit, sich einen Gott zu dünken, um den alles rings umher eine Fratze sein soll, die er nach seinem Gefallen braucht, – einzig rückstrahlendes All im All der Natur, der auch seine Freunde, oder was ihm vorkommt, bloß als Papier ansieht, worauf er schreibt? Ist es Frechheit und Hybris? Nein, es ist auferlegte und in Gottes Namen getragene Wesensform – so verzeiht und genießt, es ist nur zur Freude … Warings Reise nach Schiras, recht nützlich; Memorabilien des Orients von Augusti, verhalf zu manchem; Klaproths Asiatisches Magazin; Fundgruben des Orients, bearbeitet durch eine Gesellschaft von Liebhabern, – für inständigere Liebhaberei wars eine Fundgrube allerdings, gesellige Kärrner. Die Doppelzeilen des Scheichs Dschelâleddin Rûmi muß ich wieder durchgehen, die Hellstrahlenden Plejaden am Himmel Arabiens auch, und bei den Noten wird das Repertorium für Biblische und Morgenländische Literatur entschiedne Dienste leisten. Da ist auch die Arabische Sprachlehre. Muß mich in der Zierschrift wieder ein bischen üben, das stärkt die Kontaktnahme. Kontaktnahme, tiefes Wort, viel aussagend über unsere Art und Weise, dies bohrende Sich vertiefen in Sphäre und Gegenstand, ohne das mans nicht leistete, dies Sich vergraben und Schürfen besessener Sympathie, die dich zum Eingeweihten macht der liebend ergriffenen Welt, sodaß du mit freier Leichtigkeit ihre Sprache sprichst und niemand das studierte Détail vom charakteristisch erfundenen soll unterscheiden können. Wunderlicher Heiliger! Die Leute würden sich wundern, daß einer für ein Büchlein Gedichte und Sprüche mit soviel Reisebeschreibungen und Sittenbildern sich nähren und aufhelfen muß. Würdens schwerlich genialisch finden. In meiner Jugend, der Werther macht eben Furor, war Einer, der Bretschneider, ein Grobian, besorgt um meine Demuth. Sagt mir über mich die letzten Wahrheiten, oder was er dafür hielt. Bild dir nichts ein, Bruder, mit dir ist nicht soviel los, wie dich das Lärmen will {333} glauben machen, das dein Romänchen erregt! Was bist du schon für ein Kopf? Ich kenne dich. Urteilst meist schief und weißt im Grunde, daß dein Verstand ohne langes Nachdenken nicht zuverlässig ist, bist auch klug genug, Leuten, die du für einsichtig hältst, lieber gleich recht zu geben, als daß du eine Materie mit ihnen durchdiskurriertest und zögst es dir auf den Hals, deine Schwäche zu zeigen. So bist du. Bist auch ein unbeständig

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