Lotterie der Liebe
dass mir deinetwegen die Konzentration beim Kartenspiel fehlt. Und das andere interessiert mich auch sehr wenig”, fügte er mit breitem Lächeln hinzu.
“Oh!” Amy bemühte sich, so kühl zu wirken, wie er war, wenngleich sie wusste, dass ihre Aufregung und die Röte ihrer Wangen nicht zu übersehen waren. “Vielleicht findest du bald einen anderen Zeitvertreib.”
“Vielleicht.” Einen knisternden Augenblick lang hielt Jonathan ihren Blick mit seinem fest, ehe er sich geschäftig abwandte. “Das tut hier jetzt jedoch nichts zur Sache. Komm, setz dich vors Feuer und erzähl mir, was los ist.”
Amy trank einen Schluck Wein. Er war stark und wärmte sie innerlich. Sie entspannte sich ein wenig.
“Das ist ein bisschen schwierig. Ich bin einer anderen Frau wegen hier. Oh, vielleicht könntest du mir sagen, wer im Haus Nummer zwölf wohnt. Das ist sehr wichtig für mich.”
“Das könnte ich wohl”, erwiderte Jonathan, “aber erst, wenn du mir die ganze Geschichte erzählt hast.”
Amy sah ihn vorwurfsvoll an. “Das ist Erpressung! Ich hüte das Geheimnis einer anderen Dame und kann dir nicht alles enthüllen.”
Er zuckte mit den Schultern. “Ohne Gegenleistung bekommst du nichts, Amy. Erwartet der Herr dich, oder wird er erstaunt darüber sein, dass die Verabredung von einer anderen Frau wahrgenommen wird? Ich muss dich warnen, vorsichtig zu sein.”
Sie lachte. “Es geht nicht um ein Stelldichein, Jonathan. Ich bin hier, weil ich sicherstellen will, dass der Mann das Geld rechtzeitig erhält.”
“Ein Erpresser?” Jonathans Miene wurde hart. “Dann muss ich dir auch raten, nicht zu zahlen, denn er wird nach einem Mal nicht Halt machen. Er wird dich ausbluten.”
“Ich weiß. Das habe ich meiner Freundin auch gesagt, aber …”
Jonathan seufzte. “Deiner Freundin? Bist du sicher, Amy, dass nicht du erpresst wirst?”
Sie verzog das Gesicht. “Natürlich nicht! Welchen Grund könnte jemand haben, mich zu erpressen? Ich habe keine Geheimnisse.”
Jonathan zuckte mit den Schultern. “Ich glaube dir, wenn du das sagst. Es ist nur, dass im Allgemeinen jemand, wenn er sich auf einen Freund oder eine Freundin beruft, sich selbst meint.”
“Oh, ich weiß.” Amy trank noch einen Schluck Wein. “Mir ist klar, dass das sehr seltsam und wenig überzeugend klingt. Aber ich würde mir, wenn ich dir alles anvertraue, unloyal vorkommen.”
Jonathan straffte sich. “Vielleicht kann ich dir die Sache erleichtern. Ich vermute, dass es sich bei deiner Freundin um Lady Amanda handelt und sie irgendeiner Indiskretion wegen erpresst wird. Da sie kein Geld hat, hast du beschlossen, ihr zu helfen.”
“Du hast in allem recht, Jonathan. Ich merke, dass es keinen Sinn hat, dir die Wahrheit vorzuenthalten. Amanda ist verzweifelt, und ich habe ihr geschworen, ihr beizustehen.”
Jonathan schüttelte den Kopf. “Du hilfst ihr nicht. Der Erpresser wird nicht mit einer einmaligen Zahlung zufrieden sein. Das weißt du genau. Worum geht es? Um eine Liebesaffäre?”
“Ja. Amanda hatte ein Verhältnis, als sie noch verheiratet war.” Amy berichtete Jonathan, was die Freundin ihr erzählt hatte. “Und dann sind da die Briefe.”
“Ich verstehe. Das macht die Sache beträchtlich problematischer. Wie viel verlangt Mr. Massingham?”
“Zwanzigtausend Pfund.”
“Das sind zwei Drittel deines Lotteriegewinns, Amy.”
“Aber mir bleiben noch zehntausend, abzüglich dessen, was ich davon bereits ausgegeben habe.”
Jonathan stand auf. “Mr. Massingham wohnt nicht im Haus Nummer zwölf. Es steht seit einiger Zeit leer. Aber ich werde zu ihm gehen und Lady Amandas Briefe zurückholen. Ich schlage vor, dass du in der Zwischenzeit heimfährst und deiner Freundin versicherst, alles würde gut. Ich setze mich mit dir in Verbindung, sobald ich die Schreiben habe.”
Langsam erhob sich Amy. Das Hilfsangebot erleichterte und verwirrte sie zugleich. “Warum tust du das für mich?”
“Natürlich, um dir zu helfen.” Jonathan zog eine Augenbraue hoch. “Er ist nicht die Art Mann, mit dem du um Mitternacht ein Rendezvous haben solltest. Außerdem bleibt dir dadurch erspart, dein Geld an ihn loszuwerden. Es wäre nicht für einen guten Zweck gewesen, Amy.” Jonathan lächelte. “Geh jetzt nach Hause, Amy.”
Sie betrachtete ihn. “Ja, gleich. Wie willst du Mr. Massingham dazu bringen, dir die Briefe auszuhändigen?”
Jonathans Miene verhärtete sich. “Ich denke, ich kann ihn dazu überreden.
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