Lotterie der Liebe
und er hat mir eins meiner Billetts geschickt, um mir zu zeigen, dass er es ernst meint. Aber lass mich dir die ganze Geschichte erzählen. Vielleicht begreifst du dann. Ich möchte nicht, dass du schlecht von mir denkst. Ich habe mich dir gegenüber nie über meine Ehe geäußert, nicht wahr? Das lag daran, dass ich so unglücklich war und nicht den Wunsch hatte, dir darüber zu schreiben. Ich habe zugelassen, dass meine Mutter den Ehemann für mich auswählt, und das war dann Frank. Er war nicht gut zu mir.”
Amy seufzte. “Das tut mir leid, Amanda. Hat niemand etwas davon gewusst?”
“Nein, niemand. Weißt du, ich war so weit weg. Frank war ein Spieler, und wenn er betrunken war, dann wurde er handgreiflich. Er hat meine Mitgift schnell verspielt und mich danach links liegen gelassen. Als ich feststellte, dass ich schwanger war, hat er getobt. Nun gäbe es noch ein Maul zu stopfen, hat er gesagt, obwohl das Geld nicht einmal für ihn und mich reiche. Wir haben uns gestritten, und danach … nun, danach empfand ich nichts mehr für ihn und habe mir einen Liebhaber genommen. Bitte, verachte mich nicht!”
“Oh, Amanda!”, erwiderte Amy gepresst. “Als ob ich je gering von dir denken könnte!”
“Ich weiß, die meisten Leute würden mich verdammen. Und es war nicht einmal so, dass ich den Mann wirklich geliebt habe. Das macht die Sache noch schlimmer. Aber ich war unglücklich und fühlte mich elend. Ich wollte mich rächen und musste etwas tun, um Frank meine Abneigung zu zeigen. Daher hatte ich eine Affäre und habe dem Gentleman kompromittierende Briefe geschrieben. Das hat Frank herausbekommen und wollte mich verstoßen. Bevor es jedoch dazu kam, starb er bei dem Duell. Als Witwe wähnte ich mich in Sicherheit. Ich hatte mich schon vor Franks Tod von meinem Liebhaber getrennt und angenommen, er sei ins Ausland gegangen. Leider ist er zurückgekehrt und hat meine Briefe immer noch. Selbst dann war ich noch gutgläubig. Ich hielt ihn für einen Ehrenmann und nicht für jemanden, der so tief sinken würde, dass er mich erpresst.”
“Wer war dieser Mann, Amanda?”
“Clive Massingham. Um Gottes willen, Amy, du bist ja kreidebleich! Was ist los?”
Amy holte tief Luft. Sie mochte nicht einmal sich selbst eingestehen, dass sie flüchtig gedacht hatte, bei dem Mann könne es sich um den Earl of Tallant handeln. Es war ein schändlicher Verrat an ihm, ihn einer solchen Untat für fähig zu halten.
“Ich dachte, es könne sich um den Duke of Fleet handeln”, antwortete sie.
Amanda lächelte müde. “Nein. Oh, er bewundert mich und möchte mich zu seiner Mätresse machen, aber mittlerweile bin ich vernünftig geworden. Nein, ich habe meine Lektion gelernt. Trotzdem scheint mein Fehltritt mich zu verfolgen.”
“Wenn dein Wort gegen Mr. Massinghams steht …”
“Aber er hat die Briefe!”
“Wirst du dich mit ihm treffen?”
“Ja. Er hat mir eine Adresse in St. James’s genannt. Aber ich bin so erschöpft.”
“Ich werde die Verabredung mit Mr. Massingham für dich wahrnehmen und ihm sagen, dass er das Geld erhält, sobald ich es einrichten kann. Du hast nichts zu befürchten. Du bleibst hier und ruhst dich aus.”
“Du bist eine gute Freundin, Amy.”
Amy drückte Amanda beruhigend die Hand und stand auf. Sie ging zum Schrank und nahm einen dunklen Mantel und einen Hut mit Schleier heraus.
“Es gibt noch etwas, das ich dir sagen muss”, fuhr Amanda fort. “Es hat nichts mit dieser Sache zu tun. Aber du solltest es wissen. Es betrifft Lady Juliana. Sie und ich haben uns in meiner ersten Saison angefreundet. Sie war sehr unterhaltsam, hat aber schon damals gespielt, obwohl sie noch nicht verheiratet war. Natürlich war das skandalös. Ich wollte ihr jetzt aus dem Weg gehen, aber sie hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Sie hat erneut versucht, mich zum Glücksspiel zu überreden, doch ich habe nicht die Mittel und bin außerdem vernünftiger geworden. Versehentlich habe ich ihr gegenüber erwähnt, dass du zu Vermögen gekommen ist. Das war der Grund, warum sie dich neulich überredet hat, mit ihr zu spielen. Ich schäme mich, dir sagen zu müssen, dass ich dich absichtlich mit ihr allein gelassen habe, damit sie dich ausnehmen konnte. Es tut mir so leid, Amy.”
Amy verengte die Augen. “Warst du diejenige, Amanda, die ihr gesagt hat, ich hätte das Geld in der Lotterie gewonnen?”
Amanda wich dem Blick der Freundin aus. “Oh, Amy!”
“Warst du es?”, fragte Amy und
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