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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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zurückgelegt hatte.
    Sobald ich nach Ardeith komme, nehme ich ein kühles Bad, dachte er sehnsuchtsvoll. Seine Kehle brannte vor Durst, und die Stiche im Hinterkopf wurden so heftig, daß ihm das Sehen schwerfiel. Er konnte sich kaum noch im Sattel halten. Seine Hände, die den Zügel hielten, zitterten. Seltsam, wie sehr diese feuchte Hitze ihm zusetzte! Er schämte sich vor sich selbst. Man sollte glauben, daß er zu diesen Grünschnäbeln aus Kanada gehörte, die noch nie vorher wirklich heiße Sonne kennengelernt hatten.
    Nun hatte er die Orangenhaine von Ardeith erreicht. Wie lang war doch noch der Weg von dort bis zum Hause! Mit aller Gewalt nahm er sich zusammen und richtete sich auf. Wenn seine Mutter ihn so erschöpft sah, würde sie glauben, daß auch er krank war, und sie hatte doch schon soviel durchgemacht. Sie durfte sich nicht auch noch um ihn sorgen. Natürlich war er gesund – oder war er es doch nicht? Nein, er hatte nicht das gelbe Fieber, nur dieses Wetter war daran schuld. Jeder mußte in dieser Sonnenglut Kopfschmerzen bekommen. Gott sei Dank, das Pferd bog schon von selbst in den Weg ein, der durch den Blumengarten zum Hause führte. Er fühlte sich schwindlig und sah zwei Oleanderbüsche, wo nur einer stand, und vor ihm schwankte das Herrenhaus, es wurde länger und kürzer, als ob er es durch eine Scheibe fehlerhaften Glases betrachtete.
    Vor den Stufen blieb das Pferd stehen. David riß sich mit größter Mühe zusammen und stieg ab. Er klammerte sich an einen Pfosten der Veranda, um nicht umzufallen. Er mußte so schnell wie möglich ins Haus gehen und sich ausruhen, bevor seine Mutter ihn sah. Nur ein paar Sekunden wollte er warten, bis sein Kopf klar wurde und er gehen konnte.
    Sie trat mit dem Vater auf die Veranda heraus.
    »David! Was ist mit dir?« rief sie entsetzt.
    Er fühlte ihre Hände auf seinem Gesicht. Wie kühl ihre Finger waren! Er versuchte zu antworten, aber als er den Pfosten losließ, sank er um.
    Was später geschah, wußte er nicht. Er hatte nur die undeutliche Empfindung, daß er auf dem Boden der Veranda lag und sein Kopf im Schoß seiner Mutter ruhte. Dann kamen Sklaven und trugen ihn ins Haus. Er hörte, daß sein Vater etwas sagte, und dann verstand er einige Worte seiner Mutter, weil ihr Kopf dem seinen so nahe war.
    »Nein. Nein, Philip. Bitte, laß mich! Siehst du nicht, daß ich keine Widerstandskraft mehr habe?«
    Im Herrenhaus von Silberwald saßen Caleb und Dolores an Rogers Krankenbett einander gegenüber. Ab und zu strich sie mit einem feuchten Tuch über die Stirn des Jungen. Caleb konnte sie deutlich sehen, denn zwei Leuchter brannten unausgesetzt in der stillen, zuglosen Luft. Wie müde sie aussah und wie alt, obwohl sie nicht mehr Jahre zählte als Judith. Das hatte er verschuldet, weil er sie fortgetrieben hatte.
    Er hatte sie so unendlich geliebt in jenen glücklichen Tagen, und doch hatte er sich während der letzten Jahre einreden wollen, daß das nur Einbildung gewesen sei. Aber wenn sie jemals Ruhe haben würden und sich nicht mehr um das schwerleidende Kind kümmern müßten, wollte er ihr sagen, daß es ihm leid täte und daß er wünschte, er hätte mehr Verständnis gehabt. Vielleicht würde ihr das jetzt nichts mehr bedeuten. Aber sie liebte Roger so sehr, sie mußte sich doch schließlich freuen, wenn sein Vater wünschte, er könnte all die harten Worte zurücknehmen, die er früher gesagt hatte. Wie sie den Jungen verehrte! Wahrscheinlich wäre er schon längst gestorben, wenn sie ihn nicht so aufopfernd gepflegt hätte. Zwanzigmal am Tag wusch sie ihn nach dem furchtbaren Erbrechen, und sie hielt ihn in den Armen hoch, so daß er wenigstens atmen konnte, wenn die schrecklichen Anfälle kamen. Sie hatte kaum geschlafen, und im Kerzenlicht sah Caleb die schweren, schwarzen Ringe unter ihren Augen, die ihre völlige Erschöpfung verrieten.
    Roger bewegte sich unruhig unter der Decke und versuchte sie abzustreifen, aber Caleb breitete sie wieder über ihn.
    »Möchtest du nicht ein wenig ausruhen, Dolores?« fragte er. »Ich bleibe bei ihm.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du wüßtest nicht, was du tun solltest. Ich habe schon andere gepflegt. Im Hafenviertel werden im Sommer oft Leute krank.«
    Er ging um das Bettende herum, trat zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter.
    »Er war doch früher so schön?« fragte sie ohne aufzusehen. »Ich habe ihn manchmal beobachtet, wenn er mit Judiths Söhnen am Uferdamm entlang ritt. Er war so

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