Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden
krank wurde, war alles so einfach gewesen. Sein Vater hatte natürlich damit gerechnet, eine Familie großer Landbesitzer zu gründen, die in ununterbrochener Erbfolge auf Ardeith wohnen sollten. Aber er war, als er Christoph eines Tages zu sich rief, doch sehr großzügig, wenn er ihm auch Vorwürfe machte, daß er sich nicht genügend für die Plantage interessierte.
»Ich weiß, was du denkst, Chris«, sagte Philip. »Du glaubst, weil du ein jüngerer Sohn bist, hat es doch keinen Zweck, daß du dich besonders um Ardeith kümmerst. Aber mache dir deshalb keine Sorgen! Ich war selbst auch ein jüngerer Sohn, und keins meiner Kinder soll erleben, was ich durchgemacht habe. Ich werde dir zweitausend Acker Land hinterlassen, und wenn du klug wirtschaftest und Land dazukaufst, kann in nicht allzulanger Zeit dein Besitz ebenso groß sein wie der deines älteren Bruders.«
»Ich möchte kein Pflanzer werden«, erklärte Christoph unerwartet.
Sein Vater war erstaunt. Aber nachdem er einmal begonnen hatte, seine Meinung zu sagen, fuhr Christoph fort:
»Ich mag nicht Negersklaven züchten und Indigo kochen! Immer muß man nach dem Himmel Ausschau halten, ob auch genügend Regen kommt, gerade so, als ob man auf die Wiederkunft Christi wartet! Nein, das hasse ich!«
Daß einer seiner Söhne kein Land haben wollte, war für Philip ebenso unbegreiflich, als wenn er nicht hätte essen wollen.
»Aber was willst du denn anfangen?« fragte er verwundert.
»Das weiß ich nicht«, gestand Christoph ein. »Aber es gibt doch viele, die keine Landwirte sind, Vater! Mr. Purcell hat eine Werft, und Mr. Durham baut Boote –«
Boote bauen – das mußte etwas Herrliches sein, dachte Christoph, als er jetzt auf das Mundstück seiner Pfeife biß. Eine Bootswerft besitzen, mit den Kaufleuten die Preise ausmachen und große Kontobücher in verschiedenfarbigen Tinten führen! In einem solchen Geschäft war man Herr seines eigenen Geschickes und nicht von Sonne, Regen oder Wind abhängig oder was der Himmel sonst noch senden mochte. Auf diese Weise konnte ein Mann vorwärtskommen. Aber wenn David nicht wieder gesund wurde – Christoph blies den Rauch auf einen Moskito, der sich auf sein Knie gesetzt hatte. David würde ihm sehr fehlen. Das war an sich schon schlimm genug, ohne daß der Vater ihm auch noch die Plantage an den Hals hängte. Natürlich erwartete man dann von ihm, daß er ein zweiter David werden würde. Aber das war unmöglich, denn er hatte eine ganz andere Veranlagung als sein Bruder.
Ärgerlich beobachtete Christoph, wie der Himmel sich im Osten lichtete. Nein, er wollte nicht zulassen, daß ihm das widerfuhr. Er würde ihnen schon zeigen, daß er auch auf andere Weise vorwärtskommen konnte.
Es wurde rasch heller und Christoph ging ins Haus. Er wusch sich, dann ließ er sich von den Dienern ein Frühstück in der Küche geben. Darauf rief er Josh und befahl ihm, ein Pferd zu satteln. Wenn jemand nach ihm fragen würde, sollte er sagen, der junge Herr sei zur Stadt geritten. Als er in Dalroy ankam, ging er zu dem großen Mooshaus, in dem die Durhams wohnten.
Alan Durham war zu Hause, und Christoph erkundigte sich nach dem Befinden seiner Frau. Er erfuhr, daß sie auf dem Wege der Besserung sei. Dann wurde er in den Salon geführt, so daß er ihr seine Aufwartung machen konnte. Bleich und nervös lag sie auf einem langen Sofa, in viele Kissen eingebettet. Christoph hielt sie für eine unangenehme, launenhafte Frau, aber er war höflich zu ihr. Sie sagte, es wäre sehr liebenswürdig von ihm, daß er sich nach ihr erkundigte. Christoph war froh, daß sie sich wohler fühlte, denn Mr. Durham war nun von dieser Sorge befreit und konnte sich wieder seinen Geschäften widmen. Als Christoph mit ihm allein war, fragte er ihn, ob er nicht einen Assistenten brauche, wenn er seine Bootswerft vergrößern wollte.
»Mein Vater hat mir zweitausend Acker versprochen«, erklärte er. »Ich werde ihn bitten, daß er mir Waldland mit gutem Baumbestand gibt. Das ist genug Holz für tausend große Boote und Schiffe.«
Alan Durham hörte erstaunt zu, denn Christoph war erst siebzehn Jahre alt.
»Ich kann mit Ihnen keinen Vertrag über das Land abschließen, bevor Sie volljährig sind«, erwiderte er. »Wenn Sie es natürlich im Ernst meinen –«
»Ja!«
»Ich könnte Sie als Lehrling in der Buchhaltern anstellen, vorausgesetzt, daß Ihr Vater seine Einwilligung gibt. Sie müssen ganz von unten anfangen, um das Geschäft von
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