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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Treppe und wartete Philip gegenüber.
    Der Wagen bog in die Allee und hielt an. Der Kutscher, großartig anzusehen in seinem schwarzen Rock und seinem hohen Hut, grinste hochmütig den Feldsklaven vom Bock herunter zu. Der Diener sprang von seinem Sitz ab und öffnete den Wagenschlag. David stieg aus und schwenkte seinen Hut nach den Sklaven zu, als sie in Hochrufe ausbrachen. Dann half er Emily aus dem Wagen.
    Einen Augenblick blieb sie stehen und sah mit einem scheuen, fast ehrfürchtigen Lächeln auf die vielen Sklaven und das Herrenhaus, als ob sie kaum glauben könnte, daß dieser Empfang ihr galt. Das enganliegende, blaue Kleid, das lang und gerade auf ihre Füße niederfiel, betonte die zarte Form der knospenhaften Brüste und jede Linie ihrer schlanken Gestalt. An den hohen Samtgürtel hatte sie Rosen gesteckt, und lange, weiße Spitzenhandschuhe bedeckten ihre Arme bis zu den kleinen Puffärmeln. Ein blaues Band bog den Rand ihres Hutes bis nahe an die Wangen und war unter dem Kinn geknüpft. Mit ihren großen, dunklen Augen betrachtete sie alles beglückt und doch zaghaft. Sie umklammerte Davids Hand, und es sah fast aus, als ob sie am liebsten davongelaufen wäre, wenn sie ihn nicht neben sich gewußt hätte. Er schaute mit stolzer Verehrung auf sie nieder und schien die anderen kaum zu bemerken.
    »Sehen die beiden nicht entzückend aus?« sagte Philip plötzlich zu Judith.
    »Er liebt sie sehr«, erwiderte Judith leise.
    Hinter sich hörte sie, daß Carl Heriot Rita zuflüsterte: »Sie fürchtet sich zu Tode.«
    »Ach, rede doch nicht solchen Unsinn«, entgegnete Rita. »Mir ging es genau so, und ich bin doch im allgemeinen wirklich nicht furchtsam.«
    Die Hausmädchen, die man zu dieser ehrenvollen Aufgabe ausgewählt hatte, streuten Blumen, über die Emily gehen sollte, und die anderen riefen: »Guten Abend – junge Missis, guten Abend – junger Massa!«
    Emily lächelte und sah zu David auf. Er zog ihre Hand unter seinen Arm, und als sie nun langsam auf das Haus zugingen, knicksten die Mädchen und Frauen.
    »Hochzeitsgabe!« schrien sie ihnen zu.
    Emily begann zu lachen.
    David ließ ihren Arm sinken und faßte in die Tasche. Emily legte die hohlen Hände zusammen, und als er sie mit kleinen Münzen gefüllt hatte, warf sie diese als ihr Geschenk unter die Sklaven. Die Schwarzen ließen das junge Paar hochleben und balgten sich um das Geld. Der Diener brachte einen Sack voll Münzen aus dem Wagen, und David hielt ihn auf, so daß Emily hineingreifen konnte.
    Die Sklaven warfen sich auf den Boden, um die Münzen aufzuheben, und wenn sie wieder aufsprangen, riefen sie: »Glückliche Tage für Missis! Glückliche Tage und viele Kinder!«
    Judith lachte leise, als David und Emily näher kamen.
    Als sie die ersten Stufen erreichten, stieg Philip hinunter, nahm Emilys Hände in die seinen und küßte sie. »Willkommen auf Ardeith, meine Tochter!«
    »Ich danke dir, Vater.«
    Emily wandte sich an Judith, die sie umarmte. »Wir wünschen dir alles Gute, liebes Kind.«
    »Wir dir auch«, entgegnete die junge Frau.
    Judith griff nach den Schlüsseln, die an ihrem Gürtel hingen, und löste zwei von dem Bund. »Diese gehören zu deinen Zimmern.«
    Lächelnd nahm Emily sie in Empfang, dann trat sie zu den anderen. Die Frauen küßten sie auf die Wangen, die Herren küßten ihre Hand. Judith legte die Arme um David, während vom Garten her der Gesang der Sklaven ertönte. »Sie ist wirklich eine entzückende Frau, David«, flüsterte sie ihm zu. »Du wirst sehr glücklich mit ihr werden.«
    Er sah Emily nach. »Ja, ich weiß es. Aber ich danke dir, Mutter.«
    Als das junge Paar an die Haustür kam, hielten Philip und Judith die beiden Flügel für sie auf. Aber David und Emily blieben vor der Schwelle stehen, und Emily schüttelte den Kopf. Judith lächelte, als sie zuerst hineinging. Wie taktvoll diese junge Frau war, und wie gut sie alles machte! Niemand konnte sagen, daß Gervaise ihre Tochter nicht aufs beste erzogen hätte. In der Halle drehte sie sich um und sah zu den beiden zurück. Emily hob das Gesicht und blickte David an. Sie sah ihn so glücklich und vertrauensvoll an, daß die etwas unregelmäßigen Züge des schmalen Gesichts einen Augenblick strahlend schön erschienen. Sie legte die Arme um seinen Hals, und er trug sie über die Schwelle.

19
    D er Aufseher sagte, daß es heute nachmittag auf der Werft nichts mehr zu tun gäbe. Das Baumwollschiff sollte erst am nächsten Morgen bei

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