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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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hätte, »komm mit mir! Ich habe ein Haus – es ist aus Baumstämmen zusammengefügt –, meine Sklaven haben sie im Walde geschlagen. Aber wir kommen damit aus, bis wir uns ein großes, stattliches aus Moos bauen können wie dieses hier – ich kann dich nicht länger entbehren! Draußen habe ich ein Pferd, und der Pfarrer von der St.-Margarethen-Kapelle wartet daheim, um uns zu trauen –«
    »Nicht heute nacht, Philip«, flüsterte sie erschreckt. »Nicht so plötzlich – nein, nicht heute nacht!«
    Er setzte sich auf das Bett und legte den Arm um sie.
    »Liebe Judith, es bleibt uns kein anderer Weg. Sie werden niemals zugeben, daß ich dich heirate. Das weißt du doch. Liebst du mich denn nicht genug, um jetzt mit mir zu kommen?«
    Mit heißen Küssen bedeckte er ihre Lippen, ihre Augen und ihren Hals, und das Erbe ihrer Ahnen, die nach Amerika ausgewandert waren, um das Heil ihrer Seele zu retten, zerschmolz im silbernen Mondlicht. Judith streichelte sein Haar und die Narbe, die quer über sein Gesicht lief.
    »Ach, Philip, ich liebe dich so sehr. Ich gehe mit dir.«
    Er nahm ihre Hände in die seinen und küßte sie.
    Judith richtete sich auf.
    »Geh jetzt hinaus, daß ich mich anziehen kann.«
    »Beeile dich«, sagte Philip zärtlich. »Und mache kein Geräusch.«
    Als er durch das Fenster hinausgeklettert war, stieg Judith aus dem Bett. In dem Mondschein fand sie ihre Kleider, aber sie konnte das Haar nicht zu den schönen Locken formen, wie die Sklavin es getan hatte. Sie wollte es aber auch nicht wieder in Zöpfe flechten, und so fiel es lose über ihre Schultern, als sie über das Fensterbrett hinaustrat.
    »Philip!« flüsterte sie.
    Er schloß sie in die Arme. »Wie schön du aussiehst, wenn dein Haar gelöst ist! Ich wußte nicht, daß es so herrlich ist.«
    Bevor sie sich noch einmal umsehen konnte, fühlte sie, daß er sie aufs Pferd hob und dann hinter ihr in den Sattel sprang. Er drückte eine Pistole in ihre Hand.
    »Halte sie bereit, damit du schießen kannst. Es ist möglich, daß Indianer im Walde sind.«
    Das Pferd setzte sich in Bewegung, und ohne noch ein Wort zu sprechen, ritten sie in den Wald hinein, dessen Dunkelheit sie umschloß. Judith hielt die Waffe krampfhaft in der Linken und legte den rechten Arm um Philips Hals. Ein schmaler Weg lief zwischen den Eichen entlang, der ihr wie ein Zauberpfad erschien. Sie ritten noch immer, als der Mond jenseits des Waldes unterging. Judith konnte nichts sehen als schwarze Bäume und nichts hören als das Klappern der Hufe. Sie dachte darüber nach, wohin er sie wohl entführen würde, aber als sie seinen Arm um ihre Hüften und seine Wange an der ihren fühlte, wußte sie, daß er sie unmöglich nach einem Platz bringen konnte, wohin sie nicht gehen wollte.

2
    D ie schwarze Tibby kniete vor dem Herd und fuhr mit einem langen eisernen Löffel in den Kochtopf, der auf dem Feuer stand. Sie nahm ein wenig von dem Gumbogericht heraus und prüfte den Geschmack.
    »Essen beinahe gar, junge Miß.«
    Es roch in dem Blockhaus nach Garnelen, Hühnern, Okra, Lorbeerblättern und Thymian. Judith saß auf der Kante des Bettes. Sie wollte einen Riß in einem von Philips Hemden ausbessern, aber ihre Hände waren so feucht, daß der Stoff daran klebte, und die Naht war so krumm, als ob ein unerfahrenes junges Mädchen sie gemacht hätte. Die Sonne sandte glühende Strahlen durch die Ritzen zwischen den Baumstämmen der Wände, und durch die Fenster fiel blendendweißes Licht auf den Fußboden. Auf dem Herde züngelten die Flammen um den Kochtopf und versengten Judiths Gesicht, obwohl sie sich schon an die äußerste Ecke des Bettes zurückgezogen hatte. Sie fühlte sich krank und schwindlig von der Hitze. Ein dumpfes Stechen im Hinterkopf quälte sie, und sie konnte fühlen, wie der Schweiß an ihren Hüften hinunterlief.
    Sie preßte die Unterlippe zwischen die Zähne und biß hart darauf. Der Schmerz sollte sie von der furchtbaren Hitze ablenken. Wieder und wieder sagte sie sich vor: »Ich werde nicht ohnmächtig. Ich werde nicht ohnmächtig. Wenn ich schon im Juni schwach werde, sterbe ich wahrscheinlich im August. Ich will nicht ohnmächtig werden.«
    Warum hatte ihr nicht jemand gesagt, daß es so schrecklich sein würde? Sechs Wochen waren nun seit ihrer Ankunft in Louisiana vergangen, und während der letzten fünf Wochen hatte sich der Himmel wie ein großer umgestülpter Kupferkessel über dem Wald gewölbt, den Philip stolz ›die Pflanzung‹

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