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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Judiths Flucht mit ihm für ein peinlich rücksichtsloses Verhalten gegen ihre Eltern hielt. Als Gervaise vierzehn Jahre alt war, kam Walter Purcell nach Neuorleans, um Sklaven von ihrem Vater zu kaufen, der sie von St. Domingo einführte. Ihr Vater war ein starrsinniger Kreole, der viele Töchter hatte und in Schulden geraten war, weil er ihnen Aussteuern beschaffen mußte. Gervaise war ein hübsches Mädchen, und der junge Amerikaner, der vom Strom herunterkam und durch einen königlichen Gnadenakt ein ungeheuer großes Landgut erhalten hatte, mußte mit der Zeit sicher einmal ein reicher Mann werden. Außerdem war Monsieur Durand glücklich, als er erfuhr, daß Amerikaner nicht so sehr auf einer Aussteuer bestanden wie Kreolen. Dieser Vorteil ließ ihn die Tatsache übersehen, daß Mr. Purcell ein englischer Ketzer war und einer anderen Religion angehörte. Walter Purcell andererseits brauchte eine Frau, und Mädchen aus guter Familie waren in den unkultivierten Niederlassungen von Westflorida sehr gesucht. So bot man ihm Gervaise an, die fast gar nichts mitbekam, und er entschied sich auch für sie. Jeder der beiden Männer war davon überzeugt, daß er dabei ein gutes Geschäft gemacht hätte.
    Gervaise wurde dann mitgeteilt, daß man sie glücklich verheiraten würde. Sie beklagte sich auch nicht, denn Walter Purcell schien ein angenehmer junger Mann zu sein, wenn auch seine barbarische Sprache wenig dazu angetan war, mit ihm vertraut und bekannt zu werden. Um die Wahrheit zu sagen, sie hielt diese Heirat selbst für ein großes Glück. Ihr Vater hatte kurz vorher große Verluste im Geschäft gehabt; auf einem seiner Schiffe war eine Krankheit ausgebrochen und die Hälfte der Negersklaven daran eingegangen. Gervaise war deshalb in großer Sorge wegen ihrer Aussteuer. Wenn der Mann, der sie zur Frau begehrte, sie mit der Handvoll Sous nahm, die sie außer ihrem Namen besaß, mußte er wirklich von ihrer anmutigen Gestalt bezaubert sein, wie sie glaubte.
    O ja, Gervaise war glücklich genug. Walter liebte sie sehr und behandelte sie wie ein Schoßkätzchen. Und da sie niemals den Wunsch äußerte, selbst ihr Geschick zu gestalten, ging das Leben in Lynhaven seinen friedlichen Gang. Aber wenn Philip herüberkam, verglich Judith die leidenschaftliche Liebe zwischen ihnen mit der sorgsam gepflegten Liebenswürdigkeit, mit der die beiden Purcells miteinander verkehrten, und nicht eine Minute lang hätte sie ihr Leben mit dem von Gervaise vertauschen wollen, selbst wenn sie in einem kleinen Blockhause wohnen mußte, in dem es soviel Käfer und Ungeziefer gab.
    Philip schloß einen Vertrag mit Walter Purcell und kaufte einen großen Teil des Landes, den dieser noch nicht abgeholzt hatte. Walter Purcell hatte ein großes Dock am Flußufer gebaut, das zu seinem Eigentum gehörte, und interessierte sich nun viel mehr für das Geschäft mit seiner Werft als für den Plantagenbau. Gervaise sagte, sie verstünde nicht, was Philip mit noch mehr Wald anfangen wollte, wenn es doch noch Jahre dauerte, bevor er seine eigenen Ländereien gerodet hatte. Aber Judith verstand es sehr wohl. Sie kannte Philips Pläne; sie malte sich wie er die Zukunft aus, in der sie eine große Farm ihr eigen nennen und Indigofelder besitzen würden, die bedeutend größer als die ursprünglichen dreitausend Acker waren.
    Philip brachte seine erste Ernte mit gutem Verdienst unter und gab Judith Geld für Einkäufe. Sie fuhr mit Gervaise zum Kai. Angelique und die Zofe von Gervaise folgten ihnen in einem anderen Wagen, denn Judith hatte gelernt, daß Damen in der Stadt ihr Heim nicht ohne Begleitung verließen. Sie besuchten die Boote, die von Neuorleans heraufgekommen waren, und Judith kaufte Schuhe, Musselin und für David eine französische Rassel, die aus dünnem Holz gemacht und mit Tierbildern bemalt war. Sie kaufte auch blauen Kalikostoff und buntgestreifte Tücher für Angelique. Einmal wollte sie damit ihre Dankbarkeit für die liebreiche Hilfe bei Davids Geburt beweisen, dann aber machte es ihr auch Freude, das schöne Mädchen gut zu kleiden.
    Die Dienerin war so dankbar, daß Judith darüber staunte.
    »Aber Angelique, ich möchte dir wirklich etwas Schönes schenken. Sage mir doch, was du haben möchtest!«
    »Ich brauche nicht viel, junge Miß«, antwortete Angelique. Sie schwieg einen Augenblick, dann fügte sie leise hinzu: »Keine weiße Lady so gut zu mir wie Sie.«
    Judith beobachtete sie nachdenklich. Angelique stickte an einem

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