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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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erstaunt, als sie ihre Mutter neben sich im Bett fanden, und dachten, das wäre eine Gelegenheit, die gefeiert werden müßte. Vielleicht durch eine Kissenschlacht oder sonst ein heiteres Spiel. David stieg aus dem Bett, fand den Unterrock seiner Mutter auf dem Boden und zog ihn an. Dann marschierte er mit nackten Füßen über den Boden, während der lange Rock hinter ihm herschleifte. Die schwarze Kinderfrau war auch aufs höchste verwundert oder tat wenigstens so. Judith gab ihr den Auftrag, von Christine den Kaffee hierherbringen zu lassen.
    Sie war so müde und schläfrig, aber die Kinder waren zu wild, so daß sie keine Ruhe mehr fand. Sie ließ sich von Christine frische Kleider und heißes Wasser bringen. Furchtsam gehorchte die Dienerin. Sie berichtete auch, daß Mr. Philip schon in aller Frühe auf die Felder geritten sei.
    Da Judith Angelique nicht im Hause sah, nahm sie an, daß sie sich noch in ihrem Zimmer aufhielt. Eine Weile versuchte sie, David Unterricht zu geben, aber es gelang ihr nicht recht. Sie war zu ruhelos und fühlte sich zu unglücklich, um sich viel darum zu kümmern, ob er seine Buchstaben lernte oder nicht. Schließlich ging er hinaus, um zu spielen.
    Judith ließ von Christine all ihre Sachen aus dem gemeinsamen Schlafzimmer in den Raum tragen, den Dolores bewohnt hatte. Sie stand am Fenster und sah hinauf auf die Gärten, die Felder und den dunklen Waldrand, aber alles in ihr war erstorben und leer.
    Auf einem Tablett brachte Christine ihr das Essen. Aber Judith ließ fast alles stehen. Beinahe den ganzen Tag ging sie in dem kleinen Zimmer auf und ab. Sie war zu zermartert, um stillzusitzen, und zu müde, um irgend etwas anderes zu tun. Im Hause war es so still, als ob jemand gestorben wäre. Niemand kam in ihre Nähe. Von den Fenstern aus konnte sie die Kinder spielen sehen. Die Diener gingen hin und her und flüsterten nur miteinander. Gegen Abend sah sie Philip, der zum Hause ritt. Josh kam ihm entgegen und führte das Pferd fort. Sie legte die Hände über die Augen, aber sie zitterte nur und weinte nicht. Nicht einmal Tränen konnte sie seinetwegen vergießen.
    Schließlich rief sie Christine und ließ sich von ihr auskleiden und zu Bett bringen. Es war schon sehr spät, als ihr einfiel, daß sie nicht einmal den Kindern gute Nacht gesagt hatte.
    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war die Sonne aufgegangen. Da sich in diesem Zimmer keine Klingel befand, mußte Judith an die Tür gehen und Christine rufen, die ihr den Kaffee bringen sollte. Sie zog sich nicht an, denn sie hatte nicht den Wunsch, irgend etwas zu tun, schlüpfte nur in den Morgenrock und nahm ihre Wanderung wieder auf. Was für ein häßliches Zimmer dies doch war, mit den glatten, roten Wänden und der steifen, nußbraun gefärbten Bettstelle! Viereckig wie eine Gefängniszelle! Und auf dem Fußboden saß eine große Heuschrecke, die sie anglotzte. Die Mädchen mußten Arsenik in die Blechbehälter unter den Bettpfosten schütten, bevor die Ameisen im Sommer ins Haus strömten, und die Sklaven mußten Spanisches Moos besorgen und die Matratzen wieder auffüllen, die schon durchgelegen waren.
    Ach, aber wozu? Es lag ihr nichts mehr daran, ob dem Hause Schaden geschah oder nicht. In einem anderen Zimmer hielt sich Angelique auf, die Philips Kind unter dem Herzen trug. Aber wenigstens mußte sie nicht die Qual ertragen, Philips Züge in dem Gesicht eines halben Negerkindes wiederzuerkennen. Angelique konnte unten am Strom oder vielleicht auch flußaufwärts oder sonstwohin verkauft werden, wo man sie nicht mehr sah. Ihr Kind wurde dann mit ihr verkauft, bevor es zur Welt kam. Irgendwohin, wenn nur dieses verführerische junge Mädchen mit der goldfarbenen Haut Ardeith verlassen hatte mit ihrem Sklavenkind, das dem kleinen David ähnlich sehen würde.
    Judith schauderte zusammen. Sie glaubte, sie hätte alles ertragen können, wenn sie nur nicht selbst wieder ein Kind von Philip haben würde.
    Judith erschrak, als die Tür sich öffnete und Philip hereintrat. Er kam näher und lehnte sich an den Bettpfosten.
    »Judith«, sagte er, »so kann es nicht weitergehen. Gestern habe ich dich in Frieden gelassen.«
    »Ja«, erwiderte sie und fügte ironisch hinzu: »Ich danke dir dafür.«
    »Aber dieses Benehmen kannst du doch nicht fortsetzen. Dich einfach hier einschließen!«
    »Warum nicht?«
    Sie war wütend, daß er so gut aussah. Sein Gesicht begann sich schon wieder zu bräunen.
    »Der ganze Haushalt ist in

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