Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden
Unordnung!« rief er. »Die Dienstboten laufen herum und wissen nicht, was sie tun sollen, niemand kümmert sich recht um die Kinder. Kein Mensch hat eine Ahnung, ob Mahlzeiten gegessen werden –«
»Ach, kannst du nicht wenigstens einmal fünf Minuten aufhören, nur an dein verdammtes Wohlbefinden zu denken?« erwiderte sie heftig. »Du hast mich Höllenqualen ausstehen lassen, aber dir macht das gar nichts aus. Du bist nur ärgerlich, daß du kein gutes Abendessen bekommst. Vielleicht sollte ich noch dankbar dafür sein, daß ich zum mindesten als Haushälterin einigen Wert für dich besitze!«
Philip betrachtete sie ruhig.
»Um Himmels willen, Judith, laß dieses Gerede! Ich habe dich gestern allein gelassen, damit du dich wieder beruhigen solltest. Aber ich kann jetzt nicht länger schweigen. Ich liebe dich, ob du es nun wissen willst oder nicht.«
»Gut, daß du mir das gesagt hast. Ich wußte das nicht.«
»Niemals ist es mir so klar zum Bewußtsein gekommen.«
Sie entgegnete nichts. Sie spielte mit dem weiten Ärmel ihres Morgenrocks.
»Judith«, begann er schließlich wieder, »willst du mir nicht glauben? Ich habe dir offen gesagt, was zwischen Angelique und mir vorgefallen ist. Wenn du nicht vernünftig genug bist, um es einzusehen, kann ich dir auch nichts anderes sagen. Ein Bootsmann brachte mir deinen Brief aus Neuorleans, in dem du schriebst, du würdest zurückkommen. Ich nahm ihn sofort mit zu Angelique. Sie konnte ihn nicht zu Ende lesen, weil sie zu sehr weinte. Ich sagte ihr, es täte mir leid, aber es müßte jetzt zwischen uns beiden aus sein. Sie brach dann vollständig zusammen und sagte mir, wie sehr sie dich liebe und wie unwürdig sie sich vorkomme, weil sie dir untreu geworden sei. Ich erklärte ihr, sie dürfe dir nichts mitteilen. Es müsse alles so weitergehen, als ob nichts geschehen sei. Sie hat mir damals nicht gestanden, daß sie ein Kind bekommt.«
»Und dann kehrte ich zurück«, erwiderte Judith bitter, »und du sagtest mir, daß du mich mehr als sonst etwas auf der Welt liebst. Daß keine andere Frau dir auch nur das geringste bedeutet!«
»Das habe ich auch aufrichtig gemeint.«
»Und du denkst, alles andere wäre gleichgültig? Du denkst, wenn ich das Haus einmal verlasse, kannst du dir jede andere hübsche Frau nehmen, die zufällig in der Nähe ist, ohne daß ich mir etwas daraus machte? Wenn du sie bei meiner Rückkehr wieder beiseite schiebst, soll ich auch nichts dazu sagen, daß du mich vergißt, sobald du mich nicht mehr siehst. Bei der Behandlung komme ich mir vor wie ein Tier. Ach, Philip, ist das alles, was die Liebe dir bedeutet?«
Er ballte die Hände zu Fäusten. »Nein. Kannst du mich denn nicht verstehen, Judith?«
»Willst du mich denn gar nicht verstehen?«
Beide schwiegen kurze Zeit.
Schließlich fragte Philip: »Was verlangst du denn von mir?«
»Bringe Angelique aus dem Hause!«
»Sie ist nicht mehr hier.«
»Wo ist sie denn?«
»Ich habe ihr gesagt, sie solle zu den Negerhütten gehen und dort wohnen.«
»Das ist es nicht, was ich meine! Bringe sie fort von Ardeith. Verkaufe sie, sobald ein Sklavenhändler den Strom herunterkommt. Schaffe sie morgen auf den Sklavenmarkt. Sie soll fort von hier!«
Philip starrte sie an, betroffen und ungläubig.
»Judith! Weißt du auch, was du verlangst?«
»Natürlich weiß ich das. Sie soll fort, damit ich sie nie wieder zu sehen brauche!«
»Nein, das tue ich nicht!« entgegnete er kurz.
»So, du tust es nicht!« Sie schrie jetzt beinahe, denn sie hatte geglaubt, er würde sofort einwilligen. Das war zuviel. Das war mehr, als irgendeine Frau ertragen konnte. »Du willst sie also nicht verkaufen?«
»Nein.«
»Soll das heißen, daß du sie behalten willst, für den Fall, daß ich wieder einmal nach Neuorleans reise?«
Philip trat einen Schritt auf sie zu. »Judith, weißt du, wie es auf diesen Sklavenschiffen zugeht? Du forderst von mir, daß ich sie morde!«
»O nein. Viele Negerfrauen fahren mit den Sklavenbooten den Strom hinunter. Ich verlange nur von dir, daß du sie fortschaffst. Es ist ja so leicht für dich, zu sagen, daß du sie nicht mehr willst!«
»Ich will sie nicht mehr.« Philip verschränkte die Arme. »Aber ich bringe sie unter keinen Umständen auf ein Sklavenschiff. Du hast diese Boote vorüberfahren sehen und weißt, wie schrecklich es an Bord ist. Stelle dir doch vor – eine Frau in ihrem Zustand – mit Ketten an den Füßen –«
»War sie denn nicht auch mit
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