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Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden

Titel: Louisiana-Trilogie 1 - Tiefer Süden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sprechen.«
    »Du bleibst«, sagte Philip.
    Sie versuchte, sich freizumachen, aber er hielt sie fest.
    »Nun gut«, sagte sie müde, »du bist stärker als ich. Was hast du mir mitzuteilen?«
    Er antwortete nicht gleich. Seine Lippen hatten sich so hart aufeinandergepreßt, daß sein Mund eine gerade Linie bildete, die quer durch sein Gesicht ging.
    »Judith, ich weiß, was du von mir gedacht hast«, begann er schließlich. »Aber ich lasse dich nicht fort, bevor ich dir gesagt habe, daß das nicht wahr ist.«
    Sie seufzte verzweifelt. »Sage mir nur nicht, daß Angelique das Kind nicht von dir hat.«
    »Es ist mein Kind. Ich versuche nicht, das abzustreiten.«
    »Das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr. Ich könnte dir doch nichts mehr glauben, was du mir noch sagst.«
    »Du mußt mir aber glauben!« rief er heftig. »Du mußt verstehen und einsehen, daß dies vorher niemals geschehen ist, und daß es auch niemals wieder geschehen wird. Ich weiß das jetzt sicherer als in unserer Hochzeitsnacht. Ich habe dir ja gesagt, daß ich früher die Frauen niemals in Ruhe lassen konnte. Ich dachte, das läge jetzt hinter mir. Aber dann gingst du nach Neuorleans und fast vier Monate warst du fort.«
    Sie sah an ihm vorbei und schaute durch das Fenster hinaus in die Dunkelheit. Draußen stand ein Magnolienbaum, dessen weiße Blüten zartleuchtenden Sternen glichen.
    »Hörst du auch, was ich sage?« fragte er.
    »Nein. Die Männer denken vermutlich immer, daß die Frauen solche Ausreden glauben.«
    »Es ist aber wahr.«
    Sie sah sich im Zimmer um, wo er und sie so lange vertraut miteinander gelebt hatten. Nichts hatte sich seit diesem Nachmittag hier geändert, aber alles sah jetzt in dem schwachen Licht größer und dunkler aus. Sie hatte dieses Zimmer so sehr geliebt, und sie hatte sich soviel Mühe gegeben, es schön und wohnlich zu machen. Die Vorhänge hatte sie selbst gesäumt, die Bettspreite gehäkelt, und erst heute morgen hatte sie frische Rosen auf die Kommode gestellt.
    »Philip, willst du mich jetzt bitte gehen lassen?«
    Er nahm die Hände von ihren Schultern. Sie öffnete die Tür und ging den Gang entlang, ohne sich umzusehen. In der Halle traf sie Angelique, die dort stand, als ob sie auf ihre Herrin gewartet hätte. Die Dienerin trat einen Schritt vor.
    »Miß Judith«, begann sie.
    Judith hielt den Atem an. »Geh auf dein Zimmer«, sagte sie hart. »Bleibe dort, bis du gerufen wirst!«
    »Jawohl«, entgegnete Angelique ruhig.
    Judith ging weiter und öffnete die Tür zum Schlafzimmer der Kinder. In der Dunkelheit konnte sie nur die Umrisse ihrer Gestalten auf dem großen Bett erkennen. David hatte sich lang ausgestreckt, lag auf der rechten Seite und hielt die Hände vor sich hin. Der kleine Christoph dagegen hatte sich zusammengekauert wie ein Fragezeichen. Leise schloß Judith die Tür und legte ihre Kleider ab. Sie ließ die einzelnen Wäschestücke auf dem Boden liegen, wo sie niedergefallen waren, dann schlüpfte sie im Hemd ins Bett und zog die Kinder an sich. Wie weich und zart sie sich anfühlten! Davids blonde Locken glitten wie Seide durch Judiths Finger. Sie liebte diese beiden so sehr. Würden auch sie nur heranwachsen, um ihr so wehe zu tun wie ihr Vater?
    Die Augen hatte sie geschlossen, aber sie konnte nicht einschlafen. Sie wandte sich von den Kindern ab und vergrub das Gesicht in dem Kissen. Allmählich schwand die dumpfe Gefühllosigkeit, und wilde Wut flammte in ihr auf. Ein heftiges Verlangen, Philip und Angelique auch solchen Schmerz zuzufügen, packte Judith. Wie gut war sie immer zu dieser Dienerin gewesen – und doch hatte Angelique ihr das angetan!
    Judith malte sich aus, was sie Angelique hätte antun können. Zwanzig Hiebe mit der Peitsche konnte sie ihr geben lassen, weil sie ihr Haar mit der Brennschere versengt hatte – manche weißen Frauen taten das. Sie wollte es auch tun! Welche Genugtuung würde sie empfinden, wenn Angeliques schöner, schlanker Körper an den Pfahl gebunden würde und sich unter den Peitschenschlägen des Aufsehers krümmte!
    Nur jetzt ging es nicht. Philip würde das nicht zulassen. Philip, der sie noch in der letzten Nacht in die Arme geschlossen hatte, er würde jetzt Angelique vor ihr beschützen, weil sie seine Geliebte war.
    Judith wünschte, sie könnte weinen. Ihre Augen brannten fieberheiß.
    Der Tag brach an, als sie schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel. Aber bei Sonnenaufgang erwachten die Kinder und machten Lärm. Sie waren

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