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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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großartig!« sagte Jed. »Dann sehe ich dich also wieder!«
    »Mußt du denn jeden Tag Posten stehen?« erkundigte sie sich.
    Er nickte: »Viel mehr kann ich mit einem Arm sowieso nicht machen. Ich sage den Leuten, die hier jemand sprechen wollen, Bescheid, wo sie die Beamten finden. Hat man dir einen anständigen Lohn zugesagt?«
    »Sogar sehr anständig! Zehn Dollar in der Woche!«
    Er stieß einen achtungsvollen Pfiff aus: »Donnerdüwel nicht noch mal! Wie die mit dem Geld herumschmeißen, die Agenten der Regierung, da bleibt einem beinahe die Spucke weg. Ich wollte, ich bekäm' da auch mal Arbeit.«
    »Was zahlen sie denn in der Armee?«
    »Ach, nur neunzehn Dollar im Monat.«
    Das war ein wenig rätselhaft. Wenn die Regierung zehn Dollar die Woche für ein Mädchen ausgab, das die Stuben fegte, dann sollte sie einem kriegsbeschädigten Soldaten mindestens ebensoviel zahlen! Jed fügte hinzu:
    »Wo mögen sie wohl das viele Geld herhaben?«
    »Vielleicht sind sie reich?« meinte Corrie May versuchsweise.
    »Sie sehen nicht danach aus. Wahrscheinlich bekommen sie das Geld von der Regierung in Washington.« Er blickte die Straße entlang –. »Wie wär's mit einem Apfel?« meinte er.
    »Danke, ja!« sagte Corrie May.
    Er zog ein paar Äpfel aus der Tasche; die beiden ließen sich auf den Treppenstufen nieder.
    »Hier haben wir schon lange keine Äpfel mehr zu sehen bekommen. Wo hast du sie her?« wollte Corrie May wissen.
    »Meine Mutter hat sie mir geschickt. Wir haben ein paar Bäume im Garten stehen.«
    Und Jed begann, ihr von seiner Heimat zu erzählen. Nur Haus und Hof, nicht eben groß, sagte er, aber alles schön in Ordnung. Da lebte er mit seiner Mutter und versah seine Schmiedewerkstatt. Was er allerdings anfangen wollte, wenn er wieder nach Hause käme, das wußte er nicht. Die Pferde mit Hufeisen zu beschlagen, das würde ihm nie mehr vergönnt sein. Aber ihm würde etwas anderes einfallen. Schön wär's im Norden, erzählte er ihr stolz. Sklaven hätte es nicht gegeben. An einigen Orten im Norden hätte man zwar auch üblicherweise Sklaven besessen; das hätten ihm die alten Leute erzählt; aber dann hätte man herausgefunden, daß es sündlich wäre, Sklaven zu halten, und so hätte man die Sklaven freigelassen. Solange er denken könnte, wäre im Norden jedermann ein freier Mensch gewesen. In Indiana, wo er zu Hause war, da würden die Leute alle frei und gleich geachtet. Natürlich wären manche Leute reicher als die anderen, aber das machte keinen großen Unterschied. Vor dem Gesetz gab' es keine Unterschiede.
    »Im Norden muß es sich gut leben lassen«, meinte Corrie May nachdenklich. »Hier im Süden ist es nie besonders schön gewesen.«
    »Im Norden würde es dir besser gefallen als hier!« behauptete Jed. »Dort sind wir längst alle an das freie Leben gewöhnt!«
    Corrie May seufzte tief: »Ach ja?! Da würd' es mir besser gefallen! Das glaube ich auch!«
    Die Schatten dehnten sich schon in die Länge; sie konnte nicht länger hier sitzenbleiben und die Zeit verschwatzen. War die Sonne erst versunken, so wurde es bald dunkel. Corrie May bedankte sich noch einmal für den Apfel und machte sich auf den Weg.
    Eine Schlafstelle hatte Corrie May sich noch nicht besorgt; sie fand Unterschlupf in einem der Valcourschen Speicher und rollte sich auf einem weichen Baumwollballen dicht zusammen. Eine Weile ruhte sie noch mit offenen Augen in der Dunkelheit und dachte nach. Früher war es schrecklich gewesen, in Dalroy zu leben, aber jetzt schienen bessere Zeiten heraufzusteigen. Im Süden sollte es von nun an genauso zugehen wie im Norden, jeder gleich und frei wie alle anderen. Jed hatte es gesagt – und wer sollte schließlich besser wissen, was durch den Krieg gewonnen war, als einer der Soldaten aus dem Norden. Sie dachte: nun werde ich wahrscheinlich heiraten und Kinder bekommen; ich will sie auf die neue Art und Weise erziehen. Sie würde ihnen von Anfang an klarmachen, wieviel schöner sich jetzt leben ließe als damals, als sie selber noch ein Kind gewesen war. Neuerdings brauchte man nur zu arbeiten, ehrlich zu bleiben und sich nicht um andere Leute Sachen zu kümmern, dann kam man schon in der Welt voran.
II
    S o prächtig war es Corrie May noch nie gegangen. Sie verrichtete ihre Arbeit fleißig und gewissenhaft; jeden Samstag zahlte Mr. Gilday ihr zehn Dollar Lohn aus. Natürlich stellten ihr die Männer nach, wenn sich eine nach ihrer Meinung günstige Gelegenheit ergab; und besonders

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