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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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hübsch geblieben wäre.
    Mr. Gilday war der gleiche Mann, der kurz zuvor die Neger draußen so feierlich beschwatzt hatte. Corrie May fühlte einen Funken Hoffnung in ihrem Busen aufglimmen: vielleicht ähnelte der Mann auch sonst ihrem Papa; dann mußte man ganz gut mit ihm fertig werden. Und, weiß der Himmel, sein Büro hatte es sehr nötig, aufgeräumt zu werden; Zigarrenasche, Zeitungen und Papierreste der verschiedensten Art und Herkunft trieben sich überall kunterbunt umher, und sicherlich seit einer Woche schon hatte niemand es mehr für nötig gehalten, Staub zu wischen. Corrie May baute sich vor dem Schreibtisch auf und erklärte ohne Scheu, daß sie sich als Reinemachefrau anbiete.
    Mr. Gilday ließ seine Augen auf und ab über ihre Glieder gleiten und das auf eine Weise, die sie unsicher werden ließ. Sehr viel machte es ihr nicht aus; sie war vom Hafen her daran gewöhnt; und daß sich die männliche Hälfte des Menschengeschlechts wesentlich geändert hätte, seit sie im Loch gesessen – auf diese ausgefallene Idee verfiel sie keine Sekunde lang! »Sie suchen also Arbeit, wie?« fragte Mr. Gilday hinhaltend.
    »Jawohl, mein Herr!« erwiderte sie.
    Ein Grinsen überzog sein Gesicht; seine schlimmen kleinen Augen verengten sich; er lehnte sich über den Schreibtisch: »Schön! Setzen Sie sich ein bißchen! Mach Platz, Dawson, und nimm deine Füße vom Tisch!«
    Der mit Dawson Angeredete hob gutmütig lachend seine Beine vom Tisch. Corrie May nahm seitlings und ohne Umstände auf dem Berg von Papieren Platz. »Besten Dank!« sagte sie.
    Mr. Gilday ließ sich wieder vernehmen: »Ist das nicht 'ne Schande, daß so ein hübsches Mädchen wie Sie überhaupt auf Arbeit gehen muß! Haben Sie sich noch keinen Ehemann zugelegt, der für Sie arbeitet?«
    »Nein, mein Herr!« entgegnete sie halb geschmeichelt und halb verlegen. »Ich bin nicht verheiratet.«
    »So was, so was, so was!« bemerkte Mr. Gilday erschüttert. »Was denken sich hier in den Südstaaten die Männer eigentlich? Sind sie denn alle auf den Kopf gefallen? Solch ein hübsches junges Mädchen – und läuft immer noch ohne Mann herum!«
    »Ich war schon drauf und dran, mich zu verheiraten«, rechtfertigte sie sich selbst und die Herren der Schöpfung aus dem Süden. »Aber mein Bräutigam ist gestorben.«
    »Das ist ja schlimm!« fiel Mr. Gilday ein. »Ist er im Kriege gefallen?«
    »Ja, man könnte es so nennen«, antwortete Corrie May und blickte beiseite. Mr. Gilday seufzte schwer und bemerkte wiederum: »Das ist ja schlimm!« Er lehnte sich vor: Corrie May vermochte nicht daran zu zweifeln: sein Atem roch nach Whisky. Er legte seine Hand auf ihr Knie und streichelte es. »Schlimm, schlimm!« wiederholte er.
    Dick und haarig lag seine Hand auf ihrem Schenkel. Corrie May griff danach, umschloß mit ihren Fingern fest sein Handgelenk, hob es an und pflanzte seine Hand wieder auf den Tisch zurück. »Wollen Sie nicht Ihre Hand lieber zu vernünftigeren Dingen benutzen?« meinte sie kühl.
    Die anderen lachten vergnügt und voller Zustimmung. »Da hast du's, Gilday!« schrie einer der Kumpane. Auch Corrie May fing an zu lachen. Und Mr. Gilday lachte mit. In kameradschaftlicher Gebärde faßte er nach der Flasche, die neben ihm auf dem Fußboden stand: »Trinken Sie einen Schluck mit!« bot er an.
    Corrie May nahm die Flasche an. Sie machte sich nichts daraus; aber um ihren guten Willen zu zeigen, hob sie die Flasche, ließ sich einen Tropfen über die Zunge rollen und reichte das brennend scharfe Gesöff wieder zurück. Sie ließ nicht locker: »Nun, Mr. Gilday, wie steht es mit Arbeit hier?«
    »Ja, warum denn nicht –?« erwiderte Gilday in bester Stimmung.
    »Oh, danke schön! Herzlichsten Dank!« rief Corrie May entzückt. »Sie werden sich bestimmt nicht zu beklagen haben, Mr. Gilday! Ich werde hier schon saubermachen wie noch nie, Mr. Gilday! Nötig ist es ja!«
    Alle fingen auf einmal an, sehr vertraulich zu tun, und redeten ziemlich wirr durcheinander. Mr. Dawson meinte wichtig: »Wir kommen ja ohne ein weibliches Wesen überhaupt nicht mehr zurecht. Hier sieht es einfach furchtbar aus!« Nach einer kurzen Pause fragte er mit noch wichtigerer Miene: »Welchen Lohn verlangen Sie denn?«
    Corrie May zögerte mit der Antwort: »Ich weiß wirklich nicht. Was meinen Sie denn, wieviel man fordern soll?«
    »Wie wär's mit fünf Dollar die Woche?« schlug Dawson vor.
    Corrie May stockte der Atem vor freudiger Überraschung. Fünf Dollar die

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