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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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fünfzehn!«
    »Tut mir leid, aber ich habe meine Vorschriften. Ich darf die Versicherungssummen nur an Familienmitglieder auszahlen, die großjährig sind. Hast du keine Mutter mehr, die das Geld abholen könnte?«
    Corrie May blickte zu Budge hinüber; aber Budge war mit seinem Latein schon am Ende. Sie versuchte die Sache zu erklären: »Ich habe noch eine Mutter und auch einen Vater, Herr, aber meine Mutter – sie ist noch gar nicht wieder zu sich gekommen vor lauter Kummer –! Sie müssen das begreifen. Und mein Vater – mit dem ist es auch nicht das richtige – auf den kann man sich nicht verlassen. Wenn der hundert Dollar in der Tasche hat, dann verliert er den Kopf. Ich weiß es genau –!« Sie streckte mit einer dringlichen Gebärde die Hand aus: »Ganz genau weiß ich das – und es wär' ein Jammer: in zwei Wochen hätt' er alles ausgegeben!«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch hatte aufmerksam zugehört und nickte verständnisvoll: »Mag sein, Fräulein! Kann mir schon denken, wie das zugeht. Wenn es mein Geld wäre –! Aber es ist das Geld von Mr. Denis Larne; ich muß es so verwalten, wie er es angeordnet hat.« Er dachte einen Augenblick nach. »Ich will Ihnen was sagen: fahren Sie mit dem Schein zu Mr. Larne. Wissen Sie, wo Ardeith liegt?«
    »Das weiß ich!«
    »Gut! Ihr Bräutigam kann Sie hinausfahren; ich gebe Ihnen einen Zettel mit, auf dem ich Mr. Larne das Nötige mitteile. Und wenn er auf der Rückseite Ihres Scheines notiert, daß er einverstanden ist, dann zahle ich Ihnen die Gelder aus. Begriffen?«
    Sie nickte und seufzte; in der heißen Sonne würde es eine lange und ermüdende Fahrt werden. Doch Budge sagte: »Geht in Ordnung, Herr Vorsteher. Ich fahre sie hinaus!«
    Der Mann schrieb einen Zettel aus. »Also viel Glück!« sagte er freundlich. Sie kletterten beide wieder auf den Wagen, und Budge trieb das Maultier an. Es war sehr heiß; beide hatten noch nichts gegessen. Budge kaufte ein paar Bananen, und sie erfrischten sich daran, während der Wagen weiterrasselte. Die reichen Leute machen es den Armen schwer, dachte Corrie May; selbst wenn sie nur das haben wollen, was ihnen zusteht.
    »Der Mann war anständig!« sagte Budge.
    »Es ging –!« erwiderte matt Corrie May.
    »Ein freundlicher Kerl, wirklich! Was dein Papa immer über die reichen Leute redet, Corrie May – alles Quatsch! Sie sind gar nicht so schlimm!«
    »Der Mann im Kontor war nicht reich, war auch bloß ein Angestellter.«
    »Das stimmt. Ich meine die wirklich reichen Leute wie Mr. Larne. Er hat es gar nicht nötig, seine Arbeiter zu versichern; es steht in keinem Gesetz – oder doch?«
    »Ich weiß nicht!«
    »Ich auch nicht. Aber schön ist es, daß deine Mama jetzt das Geld bekommt. Da braucht sie nicht zu hungern. Und wir beide können heiraten und müssen uns nicht erst den Kopf zerbrechen, wovon sie leben soll. Ich würde ihr beistehen, ganz gewiß, wenn es sein müßte. Aber es ist doch gut von Mr. Larne, daß er allen Frauen die Versicherung auszahlt, wenn sie ihre Männer am Fieber verlieren; manche von ihnen haben noch kleine Kinder.«
    Corrie May wandte sich ihm plötzlich zu: »Mr. Larne hätte die Männer überhaupt nicht in die Sümpfe schicken dürfen. Er wußte ganz genau, daß sie da das Fieber bekommen.«
    »Sei doch vernünftig, Schatz! Wie kann er das vorher gewußt haben. Im voraus weiß das kein Mensch!«
    »Doch! Immer holen sich die Leute da das Fieber. Es ist nicht recht. Er hätte keinen hinschicken dürfen!«
    Budge kratzte sich den Kopf: »Langsam, Corrie May, langsam! Du hast selber ein bißchen schuld, hast den Jungens zu dieser Arbeit verholfen. Mr. Larne hat bestimmt nicht an das Fieber gedacht; du hast ja auch nicht daran gedacht. Natürlich hat es dich schwer getroffen: deine Brüder tot und all das – «
    »Ja!« Die Stimme stockte ihr im Hals. »Es macht mich ganz krank: jede Nacht wache ich auf, und dann höre ich, wie meine Mutter weint über meine Brüder. Es ist alles nicht gerecht!«
    Budge vereinte die Zügel in einer Hand; mit dem freien Arm zog er sein Mädchen an sich.
    »Arme Kleine!« murmelte er. »Die ganze Sache ist zu schwer für dich, bestimmt! Red nur drauflos und wein dich aus! Wenn dir nur leichter davon wird. Ich weiß schon, wie's dir geht.«
    »Kannst du nicht wissen!« sagte Corrie May mit leiser Stimme; aber sie lehnte sich doch an ihn an. Sie schwiegen. Budge behielt sie im Arm – und der Wagen holperte weiter. Er war lieb und milde und

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