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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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mich zufrieden!« sagte Corrie May.
    Er begehrte auf: »Du, wie redest du zu mir! Ich bin kein Nigger!«
    »Herr im Himmel, nein!« rief Corrie May heftig aus. »Du bist kein Nigger! Du bist so weiß, daß du nicht einmal einen anrührst! Du bist so verschieden von einem Nigger wie ein Maultier von einem Flußdampfer!«
    »Und ob ich verschieden von einem Nigger bin! Was …«
    »Ich will dir sagen, wie verschieden du bist!« fiel sie ihm mit plötzlicher Wut ins Wort. »In aller Herrgottsfrühe krauchst du aus dem Bett und machst dich über die Baumwolle her, wie ein Nigger; du trägst dieselben Arbeitshosen und große Flicken an den Knien, wie ein Nigger; und abends wackelst du nach Hause, so müde, daß du kaum noch die Augen aufhalten kannst, wie ein Nigger. Und wenn du stirbst, bist du genauso arm wie an dem Tage, als du geboren wurdest, wie ein Nigger. Aber du bist kein Nigger. Du bist ja so weiß! Du wirst krank eines schönen Tages und kannst deine Baumwolle nicht mehr versehen, und wer kümmert sich darum? Die Ernte läßt dich im Stich – und woher kriegst du trotzdem was zu essen? Und wer flickt dein Dach aus, damit der Regen nicht durchkommt? Wem macht es was aus, wenn du dich zu Tode hungerst? Keiner Menschenseele! Und das ist der einzige Unterschied zwischen einem Nigger und dir, Budge Foster! Da kannst du mir erzählen, soviel du willst!«
    Budge war viel zu verdutzt, als daß er auf der Stelle hätte antworten können. Corrie May war nicht aufzuhalten, sie fuhr fort, bebend vor Zorn:
    »Und wenn ich dich nun heirate, Budge? Und wenn ich mich nun zuschanden schufte mit Kochen und Baumwollpflücken und Kindergroßziehen? Und wenn dich ein Maulpferd vor den Leib tritt und du stirbst? Ich könnte die Pacht nicht bezahlen, und sie würden mich bald von dem Stück Land verjagen! Und bekäm' ich dann irgendwo Arbeit, zu nähen oder zu schrubben oder Wäsche zu waschen? Glaubst du, irgendwer zahlte einer weißen Frau auch nur einen roten Heller dafür? Es gibt ja genug Nigger, die machen es für umsonst! Ich will dich nicht heiraten. Verdammt nein, verdammt nein, ich will es nicht. Lieber will ich ein Nigger sein als arm', weiß' Pack!«

Drittes Kapitel
I
    W enn auch Jerry Sheramy wie ein mittelalterlicher Wasserspeier aussah, so war er doch klug und weise in vielen Dingen. Als Denis ihn unter vier Augen bat, Ann nach dem Abendbrot heimgeleiten zu dürfen, verstand er sofort. Er schützte vor, in der Stadt noch etwas besorgen zu müssen, und empfahl sich.
    Als Denis und Ann nach Silberwald fuhren, fragte er sie zum vierten Male, ob sie ihn nicht heiraten wolle. Zum vierten Male senkte Ann die Augen, so daß er entzückt die Länge ihrer Augenwimpern bewundern konnte; sie antwortete: »Um ehrlich zu sein, Denis: ich weiß es nicht. Laß mir Zeit nachzudenken. Ich kann nicht in fünf Minuten über mein ganzes Leben verfügen.«
    Denis war halb belustigt, halb außer sich. Er verstand sich zur Genüge auf Frauen und konnte mit ziemlicher Sicherheit voraussagen, daß Ann ihm schließlich keinen Korb geben würde. Aber er liebte sie mit solcher Sehnsucht, daß er endlich Gewißheit haben wollte.
    Er wandte sich zur Seite und blickte sie an. Im Dämmern der Kutsche war sie ein warmer Schatten; sie duftete herausfordernd nach einem Parfüm, das er nicht kannte.
    »Ann, wie lange willst du mich noch zum Narren halten?« fragte er.
    Sie widersprach: »Aber ich halte dich nicht zum Narren. Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll!«
    Es war zu dunkel, als daß er den Ausdruck ihres Gesichtes deutlich genug erkennen konnte. Er vermochte sich nicht darüber klarzuwerden, ob sie ernst meinte, was sie sagte, oder nicht.
    Die Kutsche hielt vor der Freitreppe von Silberwald.
    »Darf ich noch ein wenig eintreten?« fragte Denis, als der Kutscher die Tür öffnete.
    »Sei kein Frosch!« antwortete Ann mit leisem Unwillen. »Natürlich bist du willkommen.« Sie lachten sich gegenseitig ein wenig aus, als sie die Treppe hinaufschritten.
    Das Haus schimmerte silbern in der Dunkelheit. Es glich einem griechischen Tempel. Zehn korinthische Säulen trugen den schweren Giebel; hinter ihnen führte zwischen zwei mächtigen Pfeilern eine große Doppeltür in die Haupthalle. Sie traten ein; eine schwarze Dienerin tauchte auf, die Ann Hut und Schal abnahm. Sie öffnete die Tür des Salons zur Linken. Wie alle Räume zur Linken der Halle war der Salon mit einem Kamin aus schwarzem Marmor ausgestattet, während in den Zimmern zur

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