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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Das waren die zwei anderen Mädchen auch nicht. Also durfte Ethel größere Achtung beanspruchen als Corrie May; denn Ethel hatte bereits erreicht, was ein Mädchen als das höchste Ziel im Leben anzusehen hat. »Macht es dir viel aus, Ethel, daß er eingerückt ist?«
    »Natürlich nicht!« erwiderte Ethel voller Stolz. »Nicht jeder Mann bringt den Mut auf, für sein Land in den Krieg zu ziehen.«
    Es ärgerte Corrie May, daß sie nicht mehr beachtet wurde; sie warf ein: »Mein Papa ist auch ins Heer eingetreten.«
    »Nein, so was! Wirklich?« Corrie stand mit einem Schlage wieder im Mittelpunkt. Der alte Upjohn genoß am Rattletrap Square einen gewissen Respekt. Er verstand sich auf Fremdwörter, wußte die Schrift auszulegen und gewaltig zu predigen, wenn es über ihn kam; aber daß er unter die Soldaten gehen würde, das hätte ihm keiner zugetraut. Corrie May machte sich allerdings keine Illusionen; sie wußte, daß er sich wegen des regelmäßigen Soldes hatte anwerben lassen; außerdem aber war der Beifall der Menge wie überhaupt die ganze festlich-ernste Marschiererei Manna für seine Seele; trotzdem erwiderte sie:
    »Er ist ja stark und gesund. Er wird doch nicht zu Hause sitzen, wenn man Männer braucht, die für die Heimat kämpfen!«
    Die Mädchen, deren Väter sich immer noch auf zivile Weise beschäftigten, wußten nicht recht, ob sie sich entschuldigen oder verteidigen sollten. Corrie May schob ihren Arm unter den Ethels. Mit Soldaten im Hintergrund, die bereit waren, für sie und die Südstaaten zu fechten, konnten sie sich stolz zusammentun!
    Die Straßen quollen über von Menschen; die Mädchen kamen nur langsam voran. Corrie May mußte die Gefährtinnen mehrfach ermahnen, sie nicht allzu heftig zu drängen, sonst verbogen sie ihr den Reifrock. Schließlich erkämpften sie sich vier Plätze an der richtigen Straße; sie standen im Schatten eines schmiedeeisernen Balkons, der vom ersten Stock eines vornehmen Wohnhauses weit in die Straße hinausragte. Corrie May hatte ihre Freundinnen nicht ohne Absicht gerade hierhergeführt; denn dies war das Haus der Durhams, denen die vielen großen Dampfer auf dem Strom gehörten. Aus Bruchstücken von Gesprächen, die sie zuweilen in Ardeith aufschnappte, hatte sie entnommen, daß die alte Mrs. Larne eine geborene Durham war. Die Parade würde nicht bis zu den Pflanzungen draußen hinausgelangen; es stand also zu erwarten, daß die Larnes sich das militärische Schauspiel vom Balkon der Durhams ansahen. Wenn Ann hier vorbeikommen, sie bemerken und ansprechen sollte, so wurde Corrie May dadurch noch viel herrlicher ausgezeichnet, als wenn sie mit einem Soldaten verheiratet war. Soldat werden, das kann schließlich ein jeder Mann, der nicht gerade siech ist; aber sie, Corrie May, war höchstwahrscheinlich das einzige Mädchen vom Rattletrap Square, das sich der Bekanntschaft mit einer der großen Damen von den Plantagen rühmen konnte.
    Überall vor den Häusern fuhren Equipagen vor und entließen ihre Insassen ins Innere der Gebäude, die den Paradeweg umsäumten. Corrie May ließ die anderen an ihrer überlegenen Wissenschaft teilnehmen.
    »Das ist Miß Jeannette Heriot, die da in rosa Batist mit dem hohen Hut. Ihrem Vater gehören die großen Sägemühlen und Holzlager. Das kann ich euch sagen: so ein großer Dampfer verbraucht sechs Klafter Holz am Tage; kaum zu glauben, aber es ist so! Und all das Holz kaufen sie von Heriot. Das ist Mr. Raoul Valcour. Er soll Miß Jeannette schon lange den Hof machen. Man redet sogar von Hochzeit. Und da ist Miß Sarah Purcell, die Rothaarige, mit dem grünen Kleid.«
    »Die zieht sich aber auffallend an, nicht?« flüsterte Ethel.
    »Sie soll sich so auffallend kleiden, damit ihr Haar noch mehr den Leuten in die Augen sticht. Das da ist ihr Bruder Hugh, der Große mit dem mageren Gesicht. Und das ist Mr. Jerry Sheramy, der Häßliche.«
    »Der?« fragte Ethel ungläubig. »Der sieht ja aus wie …« Sie zögerte. »Wie ein Gorilla!« fiel Corrie May ein, als Ethel nicht weiter wußte, weil ihr kein passender Vergleich einfiel. Corrie May vermochte nicht mit Sicherheit anzugeben, was ein Gorilla wäre; sie hatte das Wort erst vor kurzem Ann abgelauscht.
    »Komisch«, sagte eines der Mädchen, »daß er in dem Wagen der Purcells angekommen ist, anstatt in seinem eigenen.«
    Corrie May bemerkte mit wichtiger Miene: »Wie ich gehört habe, wird er sich bald mit Miß Sarah Purcell verloben.«
    Die vornehmen Herrschaften

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