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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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ist hübsch geworden, Madame!«
    »Ist es wirklich richtig so?« fragte Ann besorgt.
    »Ja, Madame!« antwortete Corrie May mit leichter Ungeduld; sie war müde und sehnte sich nach Hause. »Nur, es sind einige Maschen loser als die anderen. Sie müssen noch lernen, den Faden immer gleichmäßig gespannt zu halten.«
    »Ich will's versuchen!« So sorgfältig wie möglich nahm Ann sechs neue Maschen auf und zählte dabei laut, wobei sie jedesmal leicht mit dem Kopf nickte. »Ich muß das lernen, und wenn's mich umbringt«, sagte sie mit angehaltenem Atem.
    »Sie werden es schon lernen«, tröstete Corrie May und lachte dabei. »Es ist alles nicht so schwer, wie Sie denken, Madame. Sie sind es bloß nicht gewohnt.«
    »Das mag wahr sein. Aber es ist schwer!« Sie nahm eine weitere Masche auf.
    »Dürfte ich wohl um mein Geld bitten, Madame?« fragte Corrie May.
    »Natürlich! Hier ist es.«
    Ann griff nach ihrer Börse und händigte Corrie May einige gelbe Scheine aus. Corrie May drehte sie zweifelnd hin und her; sie trat von einem Fuß auf den andern, nässte ihre Unterlippe mit der Zunge und wußte nicht, was sie mit den ungewohnten Papieren anfangen sollte. Ann sah von ihren Nadeln auf. »Willst du noch etwas?«
    »Madame, ach – «, stotterte Corrie May verlegen, »Madame, bitte, entschuldigen Sie, aber diese Dinger hier, ist das Geld?«
    »Aber gewiß! Du glaubst doch nicht, daß ich dich betrüge!« Sie lachte. »Es ist das neue Geld, konföderiertes Geld. Lies doch, was auf den Scheinen gedruckt steht, Corrie May!«
    »Aufs Lesen verstehe ich mich nicht besonders«, entgegnete Corrie May betreten.
    Ann nahm ihr die Scheine wieder aus der Hand: »Sieh hier! Da steht es quer oben drüber: Konföderierte Staaten von Amerika. Das Geld ist genausogut wie das alte.«
    »Kann man sich also genausoviel dafür kaufen wie für das alte?« fragte Corrie May erleichtert, aber immer noch nicht völlig überzeugt.
    »Durchaus! Du brauchst nichts zu fürchten!« erwiderte Ann lächelnd.
    »Es ist wohl nur wegen des Krieges, daß wir jetzt anderes Geld haben?« wollte Corrie May wissen.
    »So ist es!« antwortete Ann; sie war schon wieder mit dem Zählen ihrer Maschen beschäftigt.
    Corrie May verließ das Haus über die Hintertreppe wie gewöhnlich und kletterte auf den Wagen, der sie nach der Stadt mitnehmen sollte. Der Wagen war zur Hälfte mit Melassefässern beladen. Corrie May setzte sich aufs Hinterende des Wagens und wartete auf die Abfahrt. Als der Kutscher endlich auf seinen Sitz kletterte, rief er ihr zu, daß er erst noch in einen Seitenweg einbiegen müsse; er hätte noch eine Bestellung auszurichten. Sie lehnte ihren müden Rücken an eins der plumpen Fässer und seufzte: wie lange würde es nun heute wieder dauern, ehe sie nach Hause kam! Der Wagen holperte an einem Baumwollfeld vorüber. Corrie May betrachtete es mit Erstaunen, denn die Baumwolle stand prächtig; sie war genausogut gepflegt wie auf Ardeith. Wer diesen Acker auch gepachtet haben mochte – auf alle Fälle war es ein tüchtiger Bursche, der etwas auf sich hielt und in der Welt vorankommen wollte. Unweit der Straße stand sein Häuschen, frisch und sauber, als sei es gestern erst gebaut; Bohnenranken kletterten zum Dach empor. Rings um das Haus lag ein Gemüsegarten gebreitet, in dem sie einen Mann bei der Arbeit sah. Der gebeugte Rücken kam ihr irgendwie bekannt vor. Der Mann wandte den Kopf, als der Wagen vorüberrasselte. Corrie May erschrak beinahe und hielt den Atem an: der Mann war Budge Foster.
    Sie hatte Budge seit langer Zeit nicht mehr getroffen. Am Rattletrap ließ er sich beinahe nie mehr sehen. Corrie May spürte, wie ihr Gesicht von einer fliegenden Hitze übergossen wurde. Sie entsann sich der bösen Worte, die sie ihm gesagt, als sie seinen Antrag ablehnte. Am liebsten hätte sie sich hinter einem der Fässer versteckt, damit er sie nicht entdecke. Aber Budge hatte sie gleich erkannt, winkte mit einer Hacke und kam den Pfad zur Straße hergelaufen. Der Kutscher war wie alle Neger keinesfalls abgeneigt, ein wenig zu schwatzen, wenn die Gelegenheit sich bot; er zog die Zügel an und brachte sein Gefährt zum Halten. Budge lehnte sich auf seine Hacke, lachte ihr mit kaum merklicher Verlegenheit einen Gruß entgegen und sagte: »Sieh da, die Corrie May! Wie geht's dir denn?«
    Er strotzte vor Gesundheit und schien mit sich im reinen zu sein. Sein Gesicht und seine Arme waren von der Sonne verbrannt; man konnte ihn fast mit einem

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