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Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße

Titel: Louisiana-Trilogie 2 - Die noble Straße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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sich um, denn sie vernahm, wie Frances' Röcke leise zu rascheln begannen. Frances war aufgestanden; sie hatte ihre Hände vor ihrem Leib verschränkt; sie blickte abwesend vor sich hin, als sähe sie nichts mehr, und sprach mit einer rauhen, ganz ungewöhnlichen Stimme:
    »Nein, Ann, es hat wirklich nichts mit Heldentum zu tun. Wir stellen uns nur so an, als glaubten wir, daß es so wäre. Dabei wissen wir ganz genau, daß es sich um nichts weiter handelt als um eine stupide Abschlachterei!«
    Ein ungeheurer Gram schwang in diesen mehr geflüsterten als gesprochenen Worten.
    Die alte Mrs. Frances Larne preßte beide Hände übers Herz. Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken. Aus ihrer Kehle drang ein Laut, halb ein Stöhnen, halb ein Schrei. Ann sprang zu ihr hinüber.
    »Bitte, laß mich dir helfen!«
    Aber Frances, die ihre Hände noch immer über der Brust verschränkt krampfhaft zusammenpreßte, brachte mit unendlicher Anstrengung gerade noch hervor: »Es ist vorbei, liebe Ann. Ich kann nicht mehr weiter.«
    Ann wollte sie festhalten; aber es gelang ihr nicht; Frances sank neben ihr auf dem Teppich zusammen. Ann schrie auf; mehr aus Instinkt als in der Hoffnung, ihr Herz noch schlagen zu hören, nestelte sie der am Boden Liegenden den Kragen und das Mieder auf.
    Später vermochte sie dann nichts weiter mehr zu Cynthia zu sagen als: »Ich werde sie entsetzlich vermissen. Wir waren gerade erst Freunde geworden. Nun bin ich wieder allein.«
    Als Frances die Augen schloß, spürte Ann noch deutlich jenes Gefühl von Sicherheit, das sie in Frances' Augen genossen hatte; niemals wieder würde ein solcher Friede ihr Herz beglücken. Ann fühlte sich von der gräßlichen Vorstellung umschlichen, daß sie von aller Welt verlassen war; nichts weiter blieb ihr als Einsamkeit und Furcht. Ob noch je anderes sie umfangen würde –? Ihr war, als sei sie auf einen fremden Stern verschlagen, wo ihr alles, was geschah, unbegreiflich blieb.
III
    A nns zweites Kind, ein Mädchen, wurde um die Mittagszeit eines jener blendend blauen Oktobertage geboren, in denen die Sommerhitze, die zuvor schon vor kühlen Winden stromauf entflohen ist, noch einmal mit aller Gewalt wiederzukehren pflegt; gnadenlos und stickig lastet sie auf dem weiten Land, bis die Blumen die Köpfe hängenlassen, als hätten sie sich zu Tode geblüht und nun damit abgefunden, zu verwelken.
    Dr. Purcell war wie alle anderen Ärzte der Nachbarschaft längst zum Heeresdienst eingezogen und flickte verwundete Soldaten zusammen; so war Ann allein auf Mammy und Bertha angewiesen, als das Kind geboren wurde. Als Mammy ihr auf dunklen Armen das winzige ziegelrote Wesen vorhielt, war Ann vor grenzenloser Überanstrengung kaum imstande, die Augen zu öffnen. Als aber Mammy den Säugling in die alte, geschnitzte Wiege legen wollte, die neben dem Bett bereitstand, murmelte Ann: »Nein, nein, gib sie mir her!« Sie faltete ihre müden Arme um das kleine Geschöpf; so lag sie still; die winzige Faust berührte der Mutter Wange; Ann hielt die Augen geschlossen; eine so himmelhohe Woge der Liebe überflutete sie, wie sie es noch nie erlebt hatte. Auch den kleinen Denis hatte sie voller Liebe an ihr Herz genommen, als man ihr das Kind zum ersten Male in die Arme legte; aber damals war alles so einfach gewesen, ein sorgsam vorausgeplantes Werk war abgelaufen; das Schicksal war so heiter zuverlässig vorbestimmt erschienen. Doch dies Kind – daß es nun wirklich zum Leben sich regte, daß es die Augen aufschlug und sein Stimmchen erhob – welch ein Wunder! Das letzte Vermächtnis des verlorenen Geliebten, von dem er nicht einmal geahnt, daß er es hinterließ; das letzte Zeugnis seiner Liebe, in die Ruinen seiner Welt hineingeboren. Als Ann die Wärme der kleinen Kreatur neben sich erblühen fühlte, als gerade in diesem Augenblick die Stimme des kleinen Denis vom Garten zu ihr ins Zimmer drang, gleich wieder von einer besorgten Dienerin zum Schweigen gebracht, brach, wie ein Keim aus dunkler Erde, so aus ihrer tiefen Abgespanntheit das Gelöbnis auf, die Welt des Vaters den Kindern wiederzuschenken. Als wenn ein Schmerz in ihrem Leibe plötzlich sich davongehoben hätte, so war ihr Herz mit einemmal erleichtert. Sie lächelte mit geschlossenen Augen; Mammy zog die Fenstervorhänge vor. Ann war eingeschlafen.
    Tief in den Abgrund ihres Schlafs hinunter drang ein Lärm. Es war nicht unterscheidbar, was es war – es war nur Lärm, der mitleidlos die Schläferin aus ihrem tiefen

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