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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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dieser Art gelangweilt zu überlesen pflegte; es waren nicht einmal die außerordentlich hohen Anleihen, die Amerika den Alliierten gegeben hatte; es war mehr ein unbestimmtes grollendes Gefühl: Etwas Ungeheures geschah in der Welt, und Amerika war nicht beteiligt! Eleanor bemerkte, daß jedermann, den sie kannte, von dem gleichen Gefühl der Ruhelosigkeit befallen war, unter dem Kester litt. Die Vorbereitungslager, die Bestimmungen über die Landesverteidigung; Äußerungen, die hier und da laut wurden, die ganz allgemeine Stimmung, das alles waren nur zu deutliche Anzeichen für eine entscheidende Wendung.
    Als Eleanor eines Nachmittags die Kinder zum Spielen in den Garten brachte, sah sie Kester mit einem halben Dutzend seiner Freunde um eine soeben aufgestellte Schießscheibe versammelt. Sie erschrak, als sie das sah. Cornelia klatschte in die Hände: »Vater ist ein Soldat! Bist du ein Soldat, Vater?«
    »Noch nicht, Cornelia«, antwortete Kester vergnügt, »aber paß auf! Halt sie fest, Eleanor.«
    Eleanor hielt die Kinder zurück, während Kester schoß und genau ins Zentrum der Scheibe traf. Philip, durch den Knall alarmiert, begann zu brüllen. Das gab Eleanor einen Grund, sich zu entschuldigen und die Kinder ins Haus zu bringen. Aber als Kester später hereinkam, fragte sie ihn geradezu: »Kester, wenn wir nun wirklich in diese Verwicklung hineingezogen werden sollten – –«
    »Es sieht so aus, als seien wir schon dabei hineinzugeraten«, sagte Kester.
    »Du sagst das so gelassen. Du hast offenbar keine Vorstellung davon, was das für uns bedeutet?«
    »Wieso?«
    »Wenn du schon keine Angst hast, getötet zu werden – und ich glaube nicht, daß du sie hast –, weißt du nicht, daß du hier eine Aufgabe zu erfüllen hast? Wer sollte die Baumwolle pflanzen, wenn du weg bist?«
    »Ich bin ja vorläufig noch nicht weg«, versetzte Kester leichthin. »Und wenn Mr. Wilson noch lange so weiter trödelt, wird alles vorbei sein, bevor irgendein Amerikaner nach Europa geht.«
    Aber sein ganzes Wesen war in diesem Frühjahr sprunghafter als jemals zuvor, und wenn die Felder bestellt werden sollten, mußte Eleanor ständig auf dem Posten sein. Sie war nicht überrascht, als die Vereinigten Staaten dann tatsächlich in den Krieg eintraten. Nur Kesters Verhalten beunruhigte sie in steigendem Maße. Er schien der Meinung zu sein, jetzt, da die Baumwolle zwanzig Cents pro Pfund kostete, könne die Plantage von allein weiterlaufen; er jedenfalls beschäftigte sich in der Hauptsache damit, Paraden zuzusehen, Berichte über den Krieg zu lesen und Unterhaltungen über den gleichen Gegenstand zu führen.
    »Hör zu, Eleanor«, sagte er, »was immer sie über Wilson sagen, sie können nicht leugnen, daß er ein phantastischer Redner ist.« Er zitierte: »Wir sind glücklich, für den ewigen Frieden der Welt und für die Freiheit der Menschen kämpfen zu dürfen … Die Welt muß durch die Demokratie gegen Katastrophen dieser Art gesichert werden …«
    »Kester, hast du die Düngemittel für den Südabschnitt bestellt?« sagte Eleanor ungerührt.
    »Nein, ich habe es vergessen. Ich werde morgen früh telefonieren. Das ist wirklich gut, Eleanor, hast du das gelesen? ›Für eine Aufgabe dieser Art dürfen wir frohgemut unser Leben und unser Schicksal aufs Spiel setzen. Alles, was wir sind und was wir haben, wollen wir einsetzen, mit dem hohen Stolz derjenigen, die wissen, daß der Tag gekommen ist, wo Amerika das Glück hat, sein Blut und seine Macht zum Schutz der Prinzipien in die Waagschale zu werfen, denen es seine Existenz und sein Glück verdankt und den Frieden, den wir über alles schätzen.‹«
    »Du wolltest die Düngemittel schon gestern bestellen«, sagte Eleanor. »Wie soll die Baumwolle wachsen, wenn du dich nicht im geringsten um die Pflege der Felder kümmerst?«
    »Oh, Eleanor, sei ruhig! Ich habe dir gesagt, ich telefoniere morgen früh. Soll ich weiter vorlesen?«
    »Gott im Himmel, nein!« rief sie aus. »Ich habe keine Zeit für Demokratie. Sag mir die Telefonnummer. Ich rufe gleich selbst an.«
    Sie ging zum Telefon und bestellte die Düngemittel. Als sie zurückkam, war Kester noch immer in die Botschaft des Präsidenten an den Kongreß vertieft. Offensichtlich hatte er völlig vergessen, was für zynische Bemerkungen er früher über den Krieg von sich gegeben hatte. Eleanor fühlte, wie eine tödliche Angst in ihr aufkam. Die Plantage hielt einen Mann in Atem, sie verlangte gebieterisch den

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