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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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unaufhörlichen Arbeitseinsatz, niemand wußte das besser als Eleanor. Der Krieg aber war eine neue und aufregende Sache. Einen Mann von Kesters Temperament lockten tausend reizvolle Möglichkeiten. Eleanor dachte an die Arbeit, die noch vor ihnen lag, wenn sie Ardeith endgültig retten wollten, und sie schauderte vor der Möglichkeit, einen Kampf dieser Art allein bestehen zu müssen.
    Sie konnte sehen, wie es herankam. Sie versuchte, die Augen davor zu verschließen. Immer wieder sagte sie sich, daß Kester ja gar nicht fortgehen und ihr die Sorge um Ardeith überlassen könne. Und er brauchte ja auch nicht zu gehen; er war zweiunddreißig Jahre alt, und nur die Männer von achtzehn bis dreißig Jahren fielen unter die Militärdienstpflicht. Aber sie wußte insgeheim, er würde gehen, und wenn es einmal dahin käme, würde sie auch mit diesem Schlag fertig werden, wie sie schon mit so vielem fertig geworden war.
    Eines Tages kam Kester laut singend und offenbar strahlender Laune von draußen herein und betrat das Zimmer, in dem sie über ihren Büchern saß, gleichzeitig ein Auge auf Cornelia und Philip werfend, die am Fußboden spielten. Er nahm Cornelia auf, warf sie in die Luft, fing sie wieder auf und sagte, während er sie wieder niedersetzte, zu Eleanor gewandt: »Was meinst du, werde ich dir in Uniform gefallen?«
    Sie ließ den Federhalter sinken und machte vor Schreck einen Klecks. »Kester«, sagte sie, »du hast doch nicht etwa – –«
    Er lachte sie unbefangen an: »Ja, ich habe.«
    »Du hast dich gemeldet?« fragte sie mit einer Stimme, die tief aus ihrer Kehle kam und vor deren hohlem Klang sie erschrak.
    »Ich habe es versprochen. Endgültig werde ich mich heute nachmittag einschreiben lassen.«
    Eleanor stand auf. Sie ging zu der Wand, wo die Klingelschnur hing, und zog daran. Als Dilcy erschien, befahl sie ihr, die Kinder hinauszunehmen. Nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, wandte sie sich Kester zu, der sie, wie es schien, in ratlosem Staunen betrachtete.
    »Eleanor«, sagte er, »was hast du? Möchtest du denn nicht, daß ich gehe?«
    Sie umklammerte die Lehne eines Stuhles mit den Händen. »Kester«, sagte sie, »du weißt offenbar nicht, was du tust. Du kannst mir das nicht antun. Wenn du bisher nur irgend jemand versprochen hast, dich eintragen zu lassen, dann nimm wenigstens jetzt noch Vernunft an. Du kannst Ardeith jetzt nicht verlassen.«
    »Mein liebes Herz«, versetzte Kester, »fange bitte nicht an, dich wie eine dieser Frauen zu benehmen – –«
    »Ich bin nicht ›eine dieser Frauen‹!« rief Eleanor. »Ich rede jetzt überhaupt nicht als deine Frau zu dir, sondern als dein Geschäftspartner. Was soll aus Ardeith werden, wenn du weg bist, frage ich?«
    Kesters Gesicht bekam einen leeren Ausdruck. »Aber wieso?« sagte er, offenbar verwirrt, »du weißt doch alles – kennst doch alles –«
    »Ich weiß alles!« rief sie erbost. »Wissen ist eine Sache, und Tun ist eine andere. Die Plantage verlangt unseren restlosen Einsatz; denk doch nur nach! Das Haus ist in Ordnung zu halten, die Kinder sind zu besorgen. Und die Plantage selbst? Du hast hier Pflichten zu erfüllen.«
    Er tat einen Schritt auf sie zu: »Aber es ist Krieg! Begreifst du das denn nicht?«
    »Oh, und ob ich das begreife!« versetzte sie bitter. »Ich kenne alle die Sprüche: ›Die bösen Hunnen! Hängt den Kaiser! Berlin oder Untergang!‹ O ja, ich verstehe. Ich verstehe, daß du davonlaufen willst.«
    »Davonlaufen?« Röte stieg in sein Gesicht.
    »Ja, davonlaufen!« sagte Eleanor.
    In Kester flammte patriotischer Zorn. Begriff sie denn nicht, daß das Land Männer brauchte? Daß jede Litfaßsäule, jeder Maueranschlag, jeder Zeitungsaufruf an die Frauen appellierte, das Herdfeuer brennend zu erhalten, während ihre Männer hinauszögen, die bedrohte Demokratie zu retten? Wollte sie nicht, daß die Kinder eines Tages stolz auf ihn wären?
    »Die Kinder würden dir dankbarer sein, wenn du deine Pflicht tätest, um ihnen die Heimat zu erhalten«, sagte Eleanor. »Die Schulden von Ardeith sind erst zur Hälfte bezahlt.«
    »Aber du wirst doch für Ardeith sorgen«, rief Kester verzweifelt.
    Eleanor fühlte plötzlich, wie es ganz ruhig und kalt in ihr wurde. »Ja«, sagte sie, »ja, Kester, ich werde für Ardeith sorgen. Aber sage mir nicht, ich wüßte nicht, warum ich es tue. Du siehst jetzt nur Fahnen und Ruhm und suchst nach einer Entschuldigung dafür, daß du die Pflicht deines Lebens

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