Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
›Schießbaumwolle – Nitrozellulose – Cordite – zwanzig Cents für das Pfund Baumwolle – zwanzigtausend Tote pro Tag!‹ Eleanor starrte leer auf die Wand.
    »Baumwolle – zwanzig Cents!« sagte sie laut vor sich hin. »Sonderbar; in dieser einen Minute müssen zwanzig Millionen Frauen überall in der Welt ebenso fühlen wie ich.«

Zehntes Kapitel
I
    S ie hatte sich nie vorgestellt, wie groß und wie leer das Haus ohne Kester sein würde.
    Während der fünf Jahre ihrer Ehe waren sie und Kester niemals länger als für wenige Tage getrennt gewesen. Und immer war da die Gewißheit, daß sie morgen oder übermorgen wieder vereinigt sein würden. So hatte sie ihn nie vermißt; aber jetzt, da sie wußte, daß er für Monate oder gar für Jahre nicht zurückkehren würde, befiel sie in den leeren Zimmern das Gefühl grenzenloser Verlassenheit. Kester weilte in einem Offiziersausbildungslager in Tennessee. Um ganz sicher zu sein, hatte er vier Jahre seines Lebens unterschlagen; eine patriotische Flunkerei, für die eine Bestätigung leicht zu erhalten war. Er schrieb sehr häufig, aber diese Beschäftigung reichte bei weitem nicht aus, seine Freizeit auszufüllen. Eleanor hatte in all der vergangenen Zeit unermüdlich gearbeitet, und nun, da sie allein war, wunderte sie sich, wieviel freie Zeit ihr verblieb. Da waren plötzlich alle die Stunden unausgefüllt, die sie mit Kester verplaudert hatte, und jede einzelne dieser leeren Stunden erinnerte sie an die Vergangenheit.
    Sie hängte eine Fahne heraus, machte Schnappschüsse von den Kindern und legte die Bilder einem Brief an Kester bei. Während sie den Umschlag auf der Maschine tippte, dröhnte das Klappern der Typen lauter denn je durch das öde, verlassene Haus.
    Ich muß das ändern, dachte Eleanor; ich kann nicht den ganzen Krieg damit zubringen, mich wie ein Kind zu benehmen, das man in einem dunklen Zimmer eingesperrt hat. Sie stand auf und zog an der Glockenleine. »Bring mir Kaffee«, sagte sie, als Bessy sich meldete, »und die ›Times Picayune ‹.«
    Die Titelseite der Zeitung war voller Schlachtenberichte. Sie erinnerte sich, die Börsennotierungen in letzter Zeit nicht mehr regelmäßig verfolgt zu haben, und wendete die Zeitung, um zu sehen, wie die Kriegslage sich auf dem Baumwollmarkt ausgewirkt habe. Sie las und starrte und hätte beinahe ihren Kaffee verschüttet. Der Preis für Baumwolle war seit Kesters Weggang weiter gestiegen und inzwischen bei fünfundzwanzig Cents für das Pfund angekommen.
    Eleanor fühlte, wie sich ihr Rückgrat zu steifen begann. Bei einem Preis von fünfundzwanzig Cents würden tausend Ballen Baumwolle hundertfünfundzwanzigtausend Dollar einbringen. Auch wenn man eine Verteuerung der Erzeugungskosten einkalkulierte, war danach für das laufende Jahr mit enormen Gewinnen zu rechnen.
    Sie erhob sich langsam von ihrem Platz. Ihr Zorn über Kesters Weggang und ihre heimliche Furcht hatte sie eine einfache Wahrheit vergessen lassen: Wenn sie schon nicht in der Lage war, den Krieg aufzuhalten, so konnte sie doch jedenfalls Nutzen aus seiner Fortdauer ziehen. Sie würde jetzt in der Lage sein, die Maschinen anzuschaffen, von denen sie schon vor drei Jahren geträumt hatte. Sie würde die Produktion der Plantage so weit steigern können, daß Kesters diesbezügliche Pläne weit im Hintergrund blieben. Je mehr Baumwolle sie produzierte, um die Kanonen zu füttern, um so eher würden die Kanonen in der Lage sein, einen Weg freizuschießen, der Kester zurückbringen würde, dachte sie. Und wenn er dann eines Tages zurückkam – den Gedanken an eine andere Möglichkeit wagte sie nicht weiter zu verfolgen, weil sie befürchtet hätte, darüber verrückt zu werden –, wenn er erst wieder da war, dann würde sie ihm das Ardeith seiner Vorfahren übergeben, nicht nur frei von Schulden, sondern als einen Musterbetrieb mit enorm gesteigerter Leistungsfähigkeit! Welch ein Willkommensgruß wäre das!
    Sie ging an die Arbeit mit dem Gefühl, für die Zeit einer Belagerung Vorsorgen zu müssen. Zunächst ging es darum, einen Mann zu engagieren, der die ständige Aufsicht über die Arbeit übernehmen und sie in Einzelheiten entlasten konnte. So ein Mann war nicht leicht zu finden. Sie wußte genau, was sie wollte, aber sie hatte im Laufe der Jahre herausgefunden, daß das Wachstum der Baumwolle geheimnisvollen, nicht ohne weiteres kontrollierbaren Gesetzen unterlag, worüber die Beteiligten sich in höchst unbestimmter Weise

Weitere Kostenlose Bücher