Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
aufstieg. Sie sprach deshalb sehr vorsichtig, immer bemüht, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Nein«, sagte sie, »ich lege keinen Wert darauf. Ich habe gar kein Interesse an Ihren Gedanken.«
»Nun, an etwas anderem sind Sie vielleicht interessiert: Ich liebe Kester. Er ist der einzige Mann, den ich jemals im Leben geliebt habe.«
»Das glaube ich Ihnen nicht«, entgegnete Eleanor kurz. »Sie sind gar nicht fähig, einen anderen Menschen zu lieben.«
Isabel zeigte ihr kleines höhnisches Lächeln. »Und warum sollte ich ihn dann haben wollen? Und ich will ihn haben, Eleanor.«
»Ich werde Ihnen sagen, warum Sie ihn haben wollen.« Eleanor sprach jetzt mit einer Stimme, aus der ruhige Sicherheit klang. »Sie langweilen sich bis zum Überdruß. Der Krieg zerstörte Ihre bisherige Welt und machte aus Ihnen ein bemitleidenswertes und ziemlich lächerliches Geschöpf. Wenn es Ihnen gelänge, Kester von allem wegzuführen, was er liebt: von mir, von Ardeith, von den Kindern – das würde Ihnen die etwas fragwürdig gewordene Überzeugung von Ihrer Unwiderstehlichkeit wiedergeben.«
Isabel saß vorgebeugt und hielt die Seitenlehnen ihres Sessels umklammert. »Glauben Sie wirklich, meine Selbstachtung erforderte es, einem Mann nachzulaufen, damit er mich heirate? Seien Sie nicht kindisch, Eleanor. Ich kann in der nächsten Woche heiraten, wenn es mir gefällt.« Sie blitzte Eleanor spöttisch an und setzte hinzu: »Und der Mann ist über sechs Millionen Dollar wert. Das wissen Sie ja wohl wenigstens abzuschätzen.«
»Wenn es wahr sein sollte, würde es mich überraschen«, versetzte Eleanor.
»Es ist wahr, und es überrascht Sie auch.«
»Nicht, daß Sie es fertiggebracht haben, einen reichen Mann dazu zu bringen, daß er Sie liebt. Nur, daß Sie zögern, ihn zu heiraten.«
»Sie halten mich für ausgesprochen berechnend, wie? Aber es ist umgekehrt: Sie sind berechnend, und ich erwähnte diese Geschichte auch nur, um Ihnen zu beweisen, daß ich Kester mehr liebe als Sie. Glauben Sie mir nun?«
»Nein.«
»Und warum nicht?«
»Ich sagte es Ihnen bereits. Sie lieben den Luxus, aber noch mehr als den Luxus lieben Sie Ihr eigenes Ich. Und Kester würde für Ihre eigene Selbstachtung mehr bedeuten als irgendein anderer Mann. Das ist alles, was Sie mir bewiesen.«
»Sie sind dumm, Eleanor, Sie wollen einfach nicht begreifen.« Isabel ergriff ein Taschentuch und begann es zwischen ihren Fingern zu drehen. »Seien Sie vernünftig, und geben Sie jetzt nach«, fuhr sie fort. »Sie hatten eine Chance, mit Kester zu leben. Besehen Sie sich, was Sie mit der Chance begonnen haben. Er ist Ihnen davongelaufen. Was für ein Recht haben Sie eigentlich, ihn jetzt noch behalten zu wollen?«
»Entschuldigen Sie, wenn ich etwas langsam denke«, versetzte Eleanor, »aber wenn ich nicht weiß, was Ihnen über mich gesagt wurde, kann ich Ihnen nicht folgen.«
»Was mir über Sie gesagt worden ist?« wiederholte Isabel zornig. »Denken Sie, ich hätte es nötig, mich über Sie unterrichten zu lassen? Denken Sie, ich könnte nicht selbst sehen, was Kester geschehen ist? Oh, Sie sind eine Närrin, Eleanor!«
»Bin ich das? Sehen Sie, und mir erscheinen Sie als Närrin. Ich weiß nicht, was für Träumen Sie nachhängen, aber es ist offensichtlich, daß es Ihnen Spaß macht, daran zu glauben.«
»Warum lassen Sie diesen Unsinn nicht und geben zu, daß Sie verloren haben?« fuhr Isabel auf. »Können Sie nicht wenigstens einmal in Ihrem Leben zugeben, daß es ein Ding gibt, das Sie nicht meistern können? Warum beschäftigen Sie sich nicht damit, Büros zu eröffnen und Fabriken zu begründen? Das stände Ihnen an. Warum lassen Sie Kester nicht in Ruhe? Er ist ein menschliches Wesen und nicht das Objekt gedanklicher Spekulationen.«
»Warum hören Sie dann nicht auf, von ihm zu sprechen, als wäre er ein Leihbibliotheksbuch?« höhnte Eleanor. »Man kann einen Menschen nicht auswechseln und herumreichen!«
»Vielleicht ist er durch die Art, wie Sie ihn zu behandeln beliebten, zu einem Gegenstand wie ein Bibliotheksbuch geworden«, sagte Isabel. »Warum lassen Sie ihn nicht gehen, solange es noch Zeit für mich ist, die Schäden zu reparieren, die Sie angerichtet haben?«
»Schäden? Die Sie reparieren könnten?« Eleanor mußte sich mit aller Kraft in der Gewalt halten; der Rücken tat ihr vor Anstrengung weh. »Sie? Ein Mistelzweig, der nach einem lebenden Wesen Ausschau hält, an das er sich anklammern kann?«
»Wie Sie
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