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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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lange aufgehalten.«
    Isabel maß sie mit einem kühlen, etwas verschleierten Blick. »Sie haben recht«, sagte sie nach einer Weile, »ich wollte mit Ihnen sprechen.« Sie nippte wieder an ihrer Limonade und beobachtete Eleanor über den Rand des Glases hinweg.
    »Dann sagen Sie also, was Sie von mir wissen wollen«, versetzte Eleanor.
    Mit einem kleinen Lächeln antwortete Isabel: »Jetzt nichts mehr. Ich hatte ziemlich viel Zeit, Sie zu beobachten.«
    »Oh«, sagte Eleanor, »wie interessant Sie mit Ihrer Zeit umgehen.«
    Isabel ließ ein ironisches kleines Lachen hören. »Hatten Sie ein anderes Bild von mir? Vielleicht so: Eine alleinstehende Frau in einem alten Haus, die sich mit einem Vogel und einem Kätzchen amüsiert, Deckchen häkelt und ihre Nachbarn belauert? Ein wundervolles Bild!«
    »Nein«, versetzte Eleanor, »ein solch dummes Bild habe ich mir nicht von Ihnen gemacht, mindestens nicht in solchen Einzelheiten. Ich hatte überhaupt keine Zeit, mich mit Ihnen zu befassen. Ich war zu beschäftigt dazu.«
    »Oh, ich bin auch beschäftigt«, sagte Isabel. »Meine Verwandten und Freunde sind, wie Sie wohl wissen, in New York. Ich war ziemlich häufig dort. Nur dann und wann mußte ich aus einem sehr einleuchtenden, wenn auch nicht sonderlich erfreulichen Grunde nach Hause kommen.«
    »Einem einleuchtenden?«
    »Ja«, entgegnete Isabel mit kühler Offenheit. »Meine Armut! Oh, ich weiß, Sie verstehen das nicht. Sie würden sich an meiner Stelle eben bemühen, Ihre Einnahmen zu verdreifachen. Sie würden ohne Auto mit Chauffeur auskommen, bis Sie sich beides wirklich sorgenlos leisten könnten. Aber ich bin kein Finanzgenie. Ich kann mein Einkommen nicht vermehren. Das einzige, was ich tun kann« – sie lächelte, als erzähle sie einen amüsanten Witz – »ist, von meinem Einkommen zu leben, das heißt, es auszugeben.«
    Eleanor blickte auf ihre Limonade und wieder zurück auf Isabel. Wie verschieden wir beide sind! dachte sie. Es lag nicht in ihrer Art, ihre eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten zuzugeben. Isabel, im Gegensatz dazu, pflegte Kapital daraus zu schlagen.
    »Ich habe niemals darüber nachgedacht, wie Sie Ihren Besitz verwalten«, sagte Eleanor, »aber ich glaube kaum, daß Sie so hilflos sind, wie Sie mich glauben machen möchten.«
    Isabel betrachtete sie mit ruhigen Blicken. Nach einer kleinen Pause sagte sie: »Wie geradeaus Sie sind! Sie denken, sprechen und handeln immer unmittelbar und direkt. Sie haben es nicht gern, wenn man die Dinge sacht und behutsam anfaßt, wie?«
    »Nein«, versetzte Eleanor, »das habe ich nicht.«
    »Gut!« Isabel setzte ihr Glas auf das Tablett. Sie schlang ihre Arme um die Knie und sah Eleanor gerade ins Gesicht. »Dann kann ich auf Umwege verzichten«, sagte sie. »Würden Sie sich von Kester scheiden lassen?«
    Eleanor fühlte, wie sich alles in ihr versteifte. Sie erinnerte sich daran, was ihr ungezügeltes Temperament sie in letzter Zeit bereits gekostet hatte, und gab sich selbst den herrischen Befehl, an sich zu halten. Mit einer kühlen und unpersönlichen Stimme, die der Isabels fast ähnelte, sagte sie: »Kester hat noch keine diesbezügliche Frage an mich gerichtet.«
    »Das ist keine Antwort«, sagte Isabel.
    »Es ist genau die Antwort, von der ich meine, daß sie im Augenblick erforderlich ist.«
    »Wissen Sie denn wirklich nicht, daß Kester die Scheidung schon lange möchte?« fragte Isabel.
    »Ich bin sicher, daß ich es wüßte, wenn er es wirklich wollte«, entgegnete Eleanor, »ganz gewiß würde er Sie nicht vorschicken, um mich danach zu fragen.«
    Isabel zuckte die Achseln: »Er würde schon deshalb lange zögern, mit Ihnen darüber zu sprechen, weil er eine so hohe Achtung vor traditionellen Formen hat. Aber was veranlaßt Sie zu der Ansicht, er würde es gar nicht tun?«
    »Wenn Kester den Gegenstand mir gegenüber jemals erwähnt hätte, würde ich mit ihm auch darüber gesprochen haben.«
    Isabel maß sie mit abschätzigen Blicken. »Sie können sich das gar nicht vorstellen, wie?« sagte sie. »Sie fragten mich, was ich von Ihnen wollte, aber meine Antwort gefiel Ihnen nicht. Ich wußte natürlich vorher, was Sie sagen würden. Ich sagte Ihnen ja, daß ich bereits alles wüßte, was ich von Ihnen wissen wollte. Legen Sie vielleicht Wert darauf, darüber hinaus noch zu hören, was ich von Ihnen denke?«
    Eleanor lehnte sich zurück und stellte ihr Glas auf den Kamin. Ihre Pulse gingen schnell; sie fühlte, wie die Wut in ihr

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