Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
kleinen zärtlichen Schlag auf den Arm.
    Eleanor streckte sich wohlig unter der Decke. Bevor Dilcy noch das Licht ausgeschaltet hatte, war sie schon eingeschlafen.

Dreizehntes Kapitel
I
    A m nächsten Morgen regnete es nicht mehr, aber der Boden war so naß, daß Dilcy Cornelia und Philip nicht hinauslassen wollte. Sie schickte sie hinunter, damit sie Eleanor nicht weckten. Cornelia und Philip gefiel das gar nicht; sie benahmen sich ziemlich unleidlich. Der Himmel war grau in grau, das Ausschneiden der Tierbilder war eine schwierige Sache, und Dilcy konnte nicht helfen, weil sie oben weilte und das Kinderzimmer säuberte. Cornelia stand am Fenster des Wohnzimmers und sah trübsinnig hinaus. Die Mutter hatte ihnen versprochen, am Nachmittag mit ihnen in die Stadt zu fahren, um neue Kleider zu kaufen, aber Cornelia sah schon, daß daraus nichts werden würde. ›Bei dem Wetter können wir natürlich nicht fahren‹, würde die Mutter sagen.
    »Da, ausschneiden Elefant«, sagte Philip und kam zu ihr herübergewatschelt.
    Cornelia warf ziemlich hochmütig die Lippen auf. Sie sehnte sich sehr nach einem Spielgefährten ihres Alters. Sie war schon sechs, und Philip war noch nicht einmal vier; ein Baby! Sie mußte ihm immer bei allen Dingen helfen, die für ihn noch zu schwer waren, und sie hatte das auch immer getan.
    So nahm sie ihm auch jetzt schließlich den Karton ab und mühte sich mit dem Elefanten herum, während der Junge dabeistand und mit großen Augen zusah. Das Ausschneiden der Stoßzähne des Elefanten war eine sehr schwierige Sache; die stumpfe Schere, die ihnen bewilligt worden war, eignete sich schlecht dazu. Cornelia ärgerte sich. Es paßte ihr gar nicht, daß da etwas war, was ein großes Mädchen von sechs Jahren noch nicht fertigkriegen sollte. Sie ging hinüber zum Tisch und drehte die Leselampe an, als ob sie mehr Licht zu der Arbeit brauchte, und Philip folgte ihr, um ihrer Tätigkeit weiter zuzusehen. Aber es ging wirklich nicht mit der Schere; sie brauchte durchaus einen spitzen Gegenstand. Während sie noch so dastand und mißmutig auf die halb ausgeschnittene Figur blickte, schob sie mit dem Ellenbogen ein Magazin beiseite und erblickte ein Taschenmesser, das da lag. Sie legte die Schere hin und nahm das Messer zur Hand.
    »Damit kriege ich die Zähne wahrscheinlich heraus«, sagte sie.
    »Was ist das, was du da hast?« fragte Philip.
    »Vaters Messer, das er immer benützt. Er hat es gewiß hier liegenlassen, als er fortging. Ich wette, er vermißt es; Mutter sollte es ihm schicken.« Philip sah aufmerksam zu, wie sie es hin und her drehte. Cornelia lächelte stolz. »Du kannst sicher noch nicht lesen, was hier drauf steht«, sagte sie.
    Philip schüttelte den Kopf. Er konnte noch gar nichts lesen.
    »Ich kann es aber lesen«, sagte Cornelia. »K-e-s-t-e-r – das heißt Kester. Kester Larne. Wenn Vater wiederkommt, wird er staunen, wie gut ich schon lesen kann. Jetzt will ich aber die Elefantenzähne ausschneiden.«
    »Laß mich das tun«, sagte Philip.
    »Nein, versuche nicht, das Messer zu öffnen. Du bist noch zu klein. Ich mach' das schon richtig.« Cornelia schob ihren Fingernagel in die dazu bestimmte Kerbe der Messerschneide und zog das Messer heraus.
    »Das geht gut; es ist schön spitz«, sagte Philip. »Laß mich ausschneiden.«
    »Nein, ich mache es. Du bist zu klein. Du schneidest den ganzen Elefanten kaputt.«
    »Ich will aber!« schrie Philip und versuchte, ihr das Messer wegzunehmen. Cornelia zog die Hand zurück, aber Philip griff abermals nach dem Messer. Cornelia zog es mit aller Kraft zu sich heran und forderte Respekt für ihr Alter und ihre überlegene Weisheit. Sie balgten sich beide, und Cornelias Fuß glitt auf dem Teppich aus. Während sie fiel stieß sie einen so gellenden Schrei aus, daß die Dienstboten in der Küche zusammenschraken, daß Dilcy im Kinderzimmer der Besen aus der Hand fiel und selbst Eleanor in ihrem Bett dadurch geweckt wurde.
II
    E leanor regte sich unwillig vor Ärger, daß man das Haus nicht ruhig zu halten vermochte, um sie schlafen zu lassen, bis sie von selber erwachte. Was war das nur für ein Lärm? Die Kinder schrien, die Dienstboten rannten umher, unten in der Halle knallte eine Tür. Ebenso hätte sie versuchen können, bei einem Fußballspiel zu schlafen. Eines der Kinder – es schien Cornelia – schrie jämmerlich. Sie verdiente wahrhaftig, in die Ecke gestellt zu werden für solch ein Benehmen, es sei denn, es wäre ihr irgend

Weitere Kostenlose Bücher