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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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bedeutende Spezialisten praktizieren. Was er mich fragen wollte, war, ob wir pekuniär in der Lage seien –«
    »Mein Gott!« schrie Eleanor, »hast du ihm nicht gesagt, daß es gleichgültig ist, was die Konsultation kostet?«
    »Ich habe es ihm gesagt«, antwortete Kester. Er legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie sah zu ihm auf. »Es tut mir leid, Eleanor«, sagte er leise.
    Sie war zu verwirrt, um sogleich zu begreifen. »Leid?« fragte sie deshalb, »was tut dir leid?«
    »Weißt du es nicht?« sagte er, ihr tief in die Augen sehend, »daß ich dich ›niggerreich‹ genannt habe.«
    Er ließ sie los. Eleanor schüttelte langsam den Kopf. Einen Augenblick überraschte es sie, daß er in einem solchen Augenblick an so eine Belanglosigkeit denken konnte. Dann sagte sie:
    »Oh, das! Es ist nicht wichtig. Wir können es wieder erarbeiten. Ich wollte dir schon lange sagen, daß – du recht hattest. Ich habe immer nur Geld gemacht, wie eine Verrückte – ich konnte so etwas ja nicht voraussehen.«
    Kester sah sie aufmerksam an. Aber er konnte nicht mehr sagen, was er auf der Zunge hatte; Cornelias Schwester erschien. Sie wandten sich abrupt nach ihr um. Sie könnten Cornelia jetzt sehen, sagte die Schwester.
    Cornelia hatte offensichtlich keine Schmerzen. Sie setzten sich wie immer auf je einer Seite des Bettes, und Cornelia streckte mit einer ihr mittlerweile schon geläufigen Bewegung beide Arme aus, um die Hände der Eltern zu ergreifen. Sie erzählte ihnen, daß sie am Nachmittag dem Phonographen zugehört habe.
    Eleanor riß sich mit aller Gewalt zusammen, um es Kester gleichzutun, der sich Cornelia gegenüber ganz unbefangen gab, ihr zuhörte, mit ihr scherzte und plauderte, als sei alles in schönster Ordnung. Ihr verursachte schon Cornelias Griff an ihrer eigenen Hand ein Zittern der Furcht. In den Tagen, da Kester und sie noch gemeinsame Pläne machten, hatten sie oft über allerlei Dinge gesprochen, die sie Cornelia schenken wollten, lauter kleine unschuldige und harmlose Dinge, wie sie ein Kinderherz glücklich machen, und manchmal hatten sie sie schon im weißen Brautgewand die Wendeltreppe herabschreiten sehen.
    »Mutter, du tust mir weh«, sagte Cornelia, »bitte, drück meine Hand nicht so fest.«
    »Es tut mir leid, mein Liebling.«
    Sie blieben bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Als sie auf Zehenspitzen auf den Korridor hinausgegangen waren, sahen sie Miß Crouzet auf sich warten. Sie sprach Kester an:
    »Dr. Stanley hat ein besonderes Flugzeug gemietet, das ihn von Chicago herbringen wird«, sagte sie. »Er und auch Dr. Field werden morgen früh hier sein.«
    »Vielen Dank«, sagte Kester. »Und sonst gibt es nichts, was Sie uns noch sagen könnten?«
    »Noch nicht, Mr. Larne.«
    Eleanor wandte sich ruckhaft ab und rannte über den Korridor in ihr eigenes Zimmer. Sie fiel hier auf einen Stuhl und preßte die Faust in den Mund, um den Schrei zurückzuhalten, den Angst und Hilflosigkeit ihr entlocken wollten. Als sie schließlich etwas ruhiger wurde, ward ihr bewußt, daß nicht viel gefehlt hatte und sie wäre Kester um den Hals gefallen, solcherweise ein Gefühl verratend, von dem sie nicht wußte, ob es ihm erwünscht oder nicht gar unangenehm wäre.
    Die halbe Nacht war schon vorüber, als Erschöpfung ihr schließlich die Augen schloß. Die ganze Zeit hatte sie daran denken müssen, daß Kester die erste Anspielung auf ihr Zerwürfnis gemacht hatte. Und er hatte gesagt, daß es ihm leid täte. Aber was hieß das schließlich schon? Großmut war nun einmal eine seiner angeborenen Tugenden. Ich tue ihm leid, dachte sie. Das ist alles!
    Am nächsten Tag berührte sie Kester gegenüber ihre persönliche Beziehung mit keinem Wort. Als sie den Ärzten gegenübertraten, erschien sie so ruhig und gefaßt, daß Miß Crouzet sie ihrer Selbstbeherrschung wegen lobte. »Ich habe selten ein Elternpaar gesehen, das einer ernsten Gefahr bei einem Kind so tapfer ins Auge gesehen hätte«, sagte sie.
    Also nicht einmal ein Fremder vermochte die entsetzliche Angst, die sie beide fast wahnsinnig machte, hinter der starren Maske ihrer Gesichter zu sehen, stellte Eleanor mit resignierter Befriedigung fest.
VI
    D ie Ärzte kamen und gingen, ernste, gesetzte Männer, die mit leisen Stimmen sprachen, Konferenzen abhielten und zunächst auch nicht mehr zu sagen wußten als ein beruhigendes: »Wir tun unser Bestes!« Eleanor hätte nicht zu sagen vermocht, wie ihr die Tage vergingen. Sie saß bei Cornelia, sie

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