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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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Iris möchte vielleicht bemerkbar sein. Miß Crouzet, die mit berufsmäßiger Gelassenheit dabeigesessen hatte, erschreckte plötzlich alle anderen dadurch, daß sie zu lachen begann.
    »Wie können Sie nur so etwas fragen, Mr. Larne«, sagte sie, »haben Sie sie sich denn schon einmal angesehen?«
    »Was, um Himmels willen, meinen Sie?« fragte Kester.
    Sie schüttelte, noch immer lachend, den Kopf. »Sie werden vermutlich nichts bemerkt haben«, sagte sie. »Sie waren zu aufgeregt. Gehen Sie doch jetzt mit Mrs. Larne zu ihr. Die Schutzklappen sind augenblicklich ab.«
    Kester sah auf Eleanor. Eleanor sprang auf, ließ den Arzt, wo er war, und eilte in Cornelias Zimmer. Cornelia saß aufrecht im Bett und lauschte auf eine Geschichte, die die Schwester ihr vorlas.
    »Hallo!« rief sie, als die Eltern hereintraten, »wartet, bis sie zu Ende gelesen hat.«
    Sie nahmen sich Stühle, setzten sich und beobachteten sie. Die Schwester fuhr fort, eine spannende Geschichte von Königinnen, Elfen und Kobolden vorzulesen. Kester und Eleanor sahen auf ihr Kind, um zu prüfen, warum Miß Crouzet wohl gelacht haben mochte, sie maßen sich dann selbst mit verwunderten Blicken und starrten abermals Cornelia an. Eleanor beugte sich unwillkürlich etwas vor.
    Cornelia war das schönste Kind, das sie jemals gesehen hatte. Ihre Augen waren immer groß und dunkel gewesen, aber Eleanor sah jetzt nicht unmittelbar auf die Augen. Sie sah auf Cornelias Augenwimpern.
    Sie erinnerte sich nicht, jemals zuvor solche Wimpern gesehen zu haben. Sie waren einen Viertelzoll lang und säumten ihre Lider wie schwere Fransen von schwarzer Seide. Cornelia war immer ein hübsches kleines Mädchen gewesen, aber diese Wimpern verliehen ihr die malerische Schönheit eines romantischen Porträts.
    Eleanor fühlte, wie sich Kesters Hand um ihr Handgelenk schloß. »Wir sind gleich wieder da, Cornelia«, sagte er. »Wir wollen Miß Crouzet etwas fragen.«
    Miß Crouzet wartete im Korridor auf sie. Sie hätte es ihnen wohl schon sagen sollen, lächelte sie. Aber wenn man tagein, tagaus mit Augen zu tun habe, vergesse man leicht, daß Laien ja nicht wissen könnten, was einem selbstverständlich sei. Es komme oft vor, daß die Verletzung des Auges starke Blutmengen in die Lider triebe, wodurch denn ein besonders starker Wimpernwuchs entstehe. Doch, das werde vermutlich so bleiben, sehr wahrscheinlich!
    Nein, sie hatten es nicht gewußt. Und nicht einmal im Traum wäre ihnen der Gedanke gekommen, Cornelias Unglück könne eine so sonderbare und reizvolle Entschädigung im Gefolge haben.

Vierzehntes Kapitel
I
    A ls sie Cornelia wiedersahen, war sie, trotz ihrer Behauptung, sie sei noch gar nicht müde, zu Bett gebracht worden. Aber sie gähnte herzhaft bei diesen Protesten. Die Schwester erlaubte ihnen, bei ihr zu bleiben, bis sie eingeschlafen sei. Wie immer ließen sie sich auf jeder Seite des Bettes nieder. Cornelia klagte, sie sei das Krankenhaus leid und möchte nach Hause. Sie waren froh, das zu hören. Lange Zeit war Cornelia so krank gewesen, daß keine Möglichkeit bestanden hatte, sie der ständigen Aufsicht des Arztes und des Pflegepersonals zu entziehen, aber nun sah man doch schon, daß es aufwärts ging.
    »Wann kann ich nach Hause?« fragte Cornelia.
    »In ein bis zwei Wochen bestimmt«, sagte Kester.
    Cornelia schlug die Hände vor das Gesicht. Ein bis zwei Wochen waren in der Vorstellung eine endlose Zeit. »Ich werde sicherlich schon zu Hause vermißt«, sagte sie altklug. »Was tun sie da alle überhaupt, seit ich weg bin?«
    »Nun, alles, was zu tun ist, wenn du nicht da bist«, antwortete Eleanor. »Mammy kocht, und Dilcy vermißt dich mehr als du sie.«
    »Ist Philip da?«
    »Nein. Philip ist noch beim Großvater Upjohn. Aber er wird mit uns nach Hause zurückkehren.«
    »Wie spaßig: Alle sind da, wo ich bin. Du und Vater und ich und Philip. Blüht die Baumwolle schon?«
    »Nein, sie ist noch nicht einmal gepflanzt. Das Land wird noch gepflügt.«
    »Ich sehe die Baumwolle so gerne blühen. Wenn wir im Sommer draußen spielen, gibt es Wassermelonen, und alles ist wunderbar. Mutter, ist es warm draußen?«
    »Es wird jetzt jeden Tag wärmer.«
    »Ich glaube, ich brauche ein paar neue Kleider. Was meinst du dazu?«
    »Sobald es dir gut genug geht, nehme ich dich mit, um Kleider zu kaufen, mein Herz.«
    »Oh, das ist fein. Wahrscheinlich bin ich für alle Sachen zu groß geworden, seit ich hier bin. Du wirst mir alles neu kaufen müssen.«

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