Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
suchte verzweifelt nach den passenden Vokabeln.
»Ich verstehe wahrscheinlich nicht viel von solchen Dingen, Nelli«, sagte er. »Wenn ich könnte, würde ich besser zum Ausdruck bringen, was ich meine. Ich muß es kurz machen: Dieser Bursche taugt nichts. Er ist nicht gut genug für ein Mädchen wie dich.«
»Oh, er ist es. Er ist es gewiß, Vater.« Sie lächelte geduldig, nachsichtig fast, als wäre sie die Mutter und Fred das Kind; sie legte ihm die Hände auf die Schultern und sah ihn an. »Ich weiß, was du von der Larne-Familie hältst«, sagte sie, »und ich glaube, ich sehe sie nicht viel anders als du. Aber die Familie ist nicht Kester.«
Fred seufzte; wahrhaftig, das Mädchen machte es einem schwer. »Hör zu, Kind«, begann er, »sieh, Nelli, du weißt nicht –«
Ihr Lächeln war entwaffnend; es war nichts dagegen zu tun. »Hör' auf, mich Nelli zu nennen«, sagte sie. »Ich laufe dir sonst davon.« Sie ging wieder zu ihrem Platz und nahm den Halter zur Hand, ganz so, als sei die Angelegenheit endgültig abgeschlossen.
»Du wirst nicht davonlaufen. Du wirst mir jetzt zuhören«, sagte Fred, weich, aber mit der Festigkeit in der Stimme, die sie kannte. »Es ist ein Elend, Eleanor, ich glaube, ich muß jetzt das Schwerste aussprechen, was ich jemals zu sagen versuchte. Ich glaube dir vorbehaltlos, daß du ihn liebst und daß du im Augenblick überzeugt bist, glücklich zu sein. Aber ich sage dir, wenn du Kester Larne heiratest, wird dein Glück nur von kurzer Dauer sein.«
Sie saß über ihrer Antwortkarte und schien kaum hinzuhören. »Warum?« fragte sie obenhin.
»Weil er nichts taugt!« sagte Fred, den ihre Haltung allmählich zu erbittern begann.
Eleanor richtete sich auf, ergriff ein zufällig vor ihr liegendes Streichholz und begann es in winzige Teilchen zu zerbrechen. »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte sie. »Ich bin überzeugt, er hat nicht eben wie ein Engel gelebt; er hat mir das selbst zugegeben. Aber glaube mir –«
Fred unterbrach sie: »Ich rede nicht von dem, was er vielleicht hier oder da irgendwann einmal getan hat, sondern davon, was er ist.«
Eleanors Antlitz begann sich mit einer feinen Röte zu überziehen. »Du solltest dir die Mühe sparen, Vater«, sagte sie. »Oder glaubst du im Ernst, ich würde nach dem, was mir widerfahren ist, wie bisher durch die Welt laufen, mit einem braven Lächeln im Gesicht und einem zerbrochenen Herzen? Wahrhaftig, das werde ich nicht!«
»Ich möchte, daß du mehr aus deinem Leben machst«, sagte Fred Upjohn. »Dann brauchst du nicht mit einem zerbrochenen Herzen herumzulaufen.« Er wiederholte, mit noch stärkerem Nachdruck: »Der Bursche taugt nichts!«
Eleanors Augen hatten sich gefährlich verengt, aber zwischen den Lidern funkelte es wie blaues Feuer. »Es wäre gut, wenn du in deinen Äußerungen etwas vorsichtiger wärest, Vater«, sagte sie leise.
»Warum sollte ich vorsichtig sein?« Fred Upjohn fühlte, wie der Zorn in ihm wuchs. »Ich sage, was wahr ist, was ich weiß und was ich verantworten kann! Und du wirst dich jetzt zu mir setzen und mir zuhören.« Er erschrak gleich darauf selbst über die Härte seines Tones und fing seine Stimme wieder ab. »Hör zu, Honigkind«, sagte er. »Dieser Kester Larne weiß sicherlich nicht einmal, was es heißt und bedeutet, ein erwachsener Mann zu sein. Er ist ein Kind in einem Männerkörper. Du aber verdienst einen ganzen, einen wirklichen Mann, er mag sein, was er will.«
Er sah sie mit seinen großen, ruhigen Augen an. Eleanor stand auf und steckte die Hände in die Seitentaschen ihres Rockes. Fred sah, wie sie sie darin zu Fäusten ballte. Es war die Bewegung, die er selbst zu machen pflegte, wenn er einen unwiderruflichen Entschluß gefaßt hatte.
»Ich danke dir, Pa«, sagte Eleanor. »Ich habe dich nun angehört, und ich weiß, daß du es gut meinst. Aber ich habe auf alles, was immer du sagen magst, nur eine Antwort, die alles andere einschließt: Ich liebe Kester.«
Fred Upjohn dachte nicht ohne heimliche Beschämung: Sie verhält sich genauso, wie ich es erwartet habe. Sie kann wohl nicht anders, aber ich muß ihr helfen. Ich bin dafür verantwortlich. Ich würde alles hingeben, wenn es mir gelänge, den Panzer der Verblendung zu lösen, der sie umklammert hält. Er beschloß, es noch einmal zu versuchen.
»Du bist heute überzeugt, daß dein Gefühl ausreicht, dich glücklich zu machen. Das ist natürlich. Aber ich sage dir, es reicht nicht aus. Es ist nicht
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