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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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bin.«
    »Oh, sei ruhig, ich sage gewiß nichts«, versetzte Fred. »Du bist alt genug, um eigene Geschäfte zu haben. Möchtest du mit mir irgendwo eine Tasse Kaffee trinken?«
    Sie lehnte ab. »Danke«, sagte sie, »ich muß jetzt zum Kind zurück und dann zu Mr. Robichaux.«
    »Gut, dann sehen wir uns also am Abend. Bis dahin, meine Liebe.«
    Eleanor verabschiedete sich und ging zum Hotel zurück. Sie wartete hier geduldig, bis es Zeit war, zur Bank zu gehen.
    Sie wurde sogleich vorgelassen. Mr. Robichaux war ein Mann mit eisengrauem Haar und einem nicht unangenehmen Gesicht, das sich allerdings in düstere Falten zog, als sie auf die Ardeith-Hypotheken zu sprechen kam. Sie bat ihn, ihr die der Bank geschuldete Gesamtsumme und die Verfallsdaten zu nennen.
    Mr. Robichaux räusperte sich vernehmlich. Er sagte, leider sei er gezwungen gewesen, Kester einen mehr oder weniger eindeutigen Brief zu schreiben. Kesters Vater habe oft Geld auf die nächste Baumwollernte entliehen, aber er sei im Ganzen vorsichtiger gewesen und habe die Rückzahlungstermine eingehalten, obwohl natürlich –; er räusperte sich wieder und sprang auf die Gegenwart über. »Tja«, sagte er, »da ist mit der Zeit – äh – eine gewisse Vernachlässigung der Zinszahlungen eingetreten. Mr. Larne hat die Dinge vielleicht – hm – etwas gleichgültig behandelt, wahrscheinlich nicht die Zeit gefunden, sich darum zu kümmern. Nun und die Plantage ist – alles in allem – ein bißchen heruntergewirtschaftet, sie stellt nicht mehr die – tja –, die einwandfreie Sicherheit dar, die sie einmal war. Wir mußten also zusehen –«
    »Ich verstehe«, sagte Eleanor. »Nun sagen Sie mir bitte, was wir der Bank schulden und wann die Beträge fällig werden.«
    Mr. Robichaux ließ einen Angestellten kommen und erhielt nach kurzer Rückfrage einen Haufen Papiere vorgelegt.
    Nachdem sie die Unterlagen eine Stunde lang durchgegangen waren, wußte Eleanor, daß sie und Kester nur zufolge besonders milder und entgegenkommender Auslegung der Bankvorschriften noch auf Ardeith saßen. Kester hatte offenbar völlig bedenkenlos in alles eingewilligt, was ihn im jeweiligen Augenblick zu entlasten vermochte, weil er sich niemals die Mühe gemacht hatte, über Wesen und Bedeutung des Geldes nachzudenken. Sie erbat sich von Mr. Robichaux einen Bogen Papier und begann sich die wesentlichsten Zahlen herauszuschreiben. Im Geiste rechnete sie diesen Zahlen noch die Beträge der Rechnungen zu, die sie in Kesters Schreibtisch gefunden hatte. Kesters Schuldscheine auf der Bank beliefen sich, wie sie feststellte, zuzüglich seiner persönlichen Schulden auf nahezu einhunderttausend Dollar.
    Dazu kam – Mr. Robichaux erinnerte sie daran –, daß Kester die Hälfte des Plantagenlandes an Pächter abgegeben hatte, die das Land durch ihre Ein-Maulesel-Bearbeitung zugrunde richteten.
    »Ich danke Ihnen sehr, Mr. Robichaux, daß Sie mir so viel Ihrer Zeit geopfert haben«, sagte Eleanor.
    Sie verließ ihn und ging hinunter auf die Straße. Kalte, flimmernde Januarsonne, die keine Wärme zu spenden vermochte, lag über der Stadt. Sie nahm ihre Uhr heraus, um nach der Zeit zu sehen, und fragte sich dabei mit spöttischer Erbitterung, wann sie wohl bezahlt werden würde und was etwa sie dafür erhalten könnte, wenn sie versuchte, sie zu verkaufen. Sie hatte noch etwas Zeit und war dankbar dafür.
    Sie durchschritt das Geschäftsviertel der Stadt und entlang den Fabriken, wo es nach gebranntem Kaffee und nach Melasse roch; sie kannte diese Gerüche von Kindheit an. Als sie die Uferstraße erreicht hatte, stand sie lange am Kai und ließ ihre Augen über den goldleuchtenden, träge dahinziehenden Strom schweifen, der Ardeith und die Stadt, in der sie jetzt weilte, hervorgebracht hatte. Mittelamerikanische Boote lagen am Kai und löschten Kaffee. Auf den Eisenbahnschienen standen große Kühlwagen bereit, eine Schiffsladung Bananen in Empfang zu nehmen. Weit draußen auf dem Strom arbeitete ein Baggerschiff, um den Kanal offen zu halten. Sie hörte das Schnaufen der Dampfmaschinen über den Stimmen der Männer, die am Kai arbeiteten. Ihr Auge fiel auf die großen Buchstaben: ›TON ELLI- FRUITS - LINES ‹.
    Lena Tonellis Großvater war aus Italien eingewandert. Er war als Zwischendeckpassagier gekommen und hatte begonnen, die auf dem Kai weggeworfenen Bananen aufzuheben. Er hatte sie in eine Schubkarre geladen und für zwei Cent pro Dutzend verkauft. Heute war die

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