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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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eingefallen wäre, sich besorgt in ein Pokerspiel einzumischen.
    Aber Eleanor war zu Neckereien nicht aufgelegt. Sie hatte noch die Atmosphäre ihres Vaterhauses um sich; ihre Antwort kam klar, kurz und bündig:
    »Ich habe deine Schulden ermittelt. Sie belaufen sich, alles in allem, auf rund einhunderttausend Dollar.«
    »Einhundertt – –? Eleanor, bist du wahnsinnig?«
    »Ich bin keineswegs wahnsinnig. Du hast mir gesagt, du wüßtest nicht, wie hoch du verschuldet seist. Nun, da habe ich es festgestellt.«
    Kester ließ einen langen Pfiff hören. Er sank in einen Sessel und betrachtete den Kronleuchter. Eleanor berichtete ihm von dem Gespräch, das sie mit Mr. Robichaux geführt hatte.
    »Warte einen Augenblick«, sagte Kester plötzlich. »Ich gehe hinunter und rufe ihn an.«
    »Jetzt? Es ist fast Nacht.«
    »Es ist noch nicht zwölf. Ich werde ihn in der Wohnung anrufen.«
    Seine ruhige Gelassenheit und die unerschütterliche Sicherheit, die aus jeder seiner Bewegungen sprach, färbten auf Eleanor ab. Sie ging in das Nebenzimmer, um nach Cornelia zu sehen. Cornelia war bereits eingeschlafen. Ihr Fäustchen hielt eine Klapper. Eleanor nahm ihr das Ding ab, damit sie sich während der Nacht nicht daran verletze. Als sie wieder in ihrem Zimmer war, stellte sie fest, daß es sich um eine neue Klapper handelte, die Kester offenbar mitgebracht hatte, als er am Abend kam. Sie warf das Spielzeug in hohem Bogen fort. Was war Kester doch für ein Narr! Aus jeder Ecke grinsten ihn seine Schulden an; wie kam er eigentlich dazu, einen Vierteldollar zu verschwenden, um eine Klapper für ein Kind zu kaufen, das schon bis zum Überfluß mit unbezahltem Spielzeug versehen war?
    Kester kam wieder und war offensichtlich glänzender Laune. Er werde morgen nachmittag um drei Mr. Robichaux sehen, sagte er. Er küßte sie herzhaft und versicherte, er werde sehr wachsam sein und alles werde wieder in die Reihe kommen. Eleanor, die Hand an der Wange, lächelte ihn verwundert an:
    »Bedrückt es dich denn nicht, daß du so verschuldet bist?« sagte sie. »Hast du denn keine Angst?«
    »Liebling«, versetzte er, »vielleicht sollte es mich bedrücken und vielleicht sollte ich Angst haben, aber beides ist nicht der Fall. Es ist ein Zustand, an den ich gewöhnt bin.« Er setzte sich und zog sie auf seinen Schoß.
    »Hast du wirklich immer Schulden gehabt?« fragte Eleanor.
    »Immer«, versicherte er ungerührt. »Ich werde dir eine kleine Geschichte erzählen. Als ich acht Jahre alt war, gab mir mein Vater einen Vierteldollar und sagte, daß ich zukünftig jede Woche einen weiteren Vierteldollar als Taschengeld bekommen solle. Ich wurde angehalten, jeden Penny, den ich für Süßigkeiten oder andere Kleinigkeiten ausgäbe, in einem Notizbuch einzutragen. Offenbar wollte er mich auf solche Weise darauf vorbereiten, wie ich dereinst als erwachsener Geschäftsmann zu verfahren hätte.«
    »Das ist die gleiche Art, wie man auch mich belehrt und zur Sparsamkeit angehalten hat«, sagte Eleanor.
    »Gut«, sagte Kester. »Aber ich hatte kein Notizbuch, siehst du. Also ging ich in einen Laden und kaufte mir eins. Es war ein hübscher kleiner Laden, der von einem Mann namens Mr. Parfax geführt wurde. Das Notizbuch kostete 30 Cents, ich aber besaß nur einen Vierteldollar. Also erschien meine erste Eintragung auf der Minusseite mit einer Schuld von fünf Cents an Mr. Parfax.« Er seufzte. »Mir scheint, es ist mir seither nicht gelungen, diese Schuld einzuholen.«
    Eleanor konnte nicht anders, sie mußte ihn anlachen. Kesters Gesicht war genauso unschuldig wie das seiner kleinen Tochter. »Mußt du deinen Vater unterstützen?« fragte sie nach einer kleinen Pause.
    »Nein, Liebling. Er hat das Pachtgeld von der Zuckerplantage über dem Strom.«
    »Und was wirst du morgen Mr. Robichaux sagen? Er kann die Hypotheken als verfallen erklären, wenn es ihm so gefällt.«
    »Oh, Herz, ich weiß es nicht.« Er hob die Schultern und sah sie aus treuherzigen Augen an. »Ich werde ihm irgend etwas sagen. Ich habe mich mit dieser Frage schon eine Nacht lang herumgequält, und der ganze Erfolg war, daß ich hinterher Kopfschmerzen hatte. Ich habe aber nicht die Absicht, mir wegen dieser Sache meinen eigenen Kopf in Stücke zu sprengen. Es ist spät, und ich bin müde. Und du, mein Herz, wirst Runzeln bekommen, wenn du nicht damit aufhörst, so ein ernstes Gesicht zu machen, und das, bevor du noch dreißig bist.«
III
    A m nächsten Nachmittag gingen sie zur

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