Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes
worden waren, um zu besseren Erträgen in der Baumwollpflanzung zu gelangen. Weiter um wesentlich verbesserte Besprengungsmethoden, um der Kapselwurmplage Herr zu werden. Er warf mit Ausdrücken um sich, die Eleanor einer fremden Sprache entnommen schienen, und Mr. Robichaux höchstwahrscheinlich auch, aber es war kein Zweifel, daß der Bankier Kesters Ausführungen mit steigender Aufmerksamkeit lauschte und sichtlich beeindruckt schien. Er stellte zuweilen Fragen, nickte besonnen vor sich hin und hörte weiter aufmerksam zu.
Kesters tiefe, einschmeichelnde Stimme fuhr fort, Mr. Robichaux eine einschneidende Neuerung nach der anderen klarzumachen. Beispielsweise würde man in der Winterszeit auf dem Baumwolland Kohl pflanzen. Das Kiefernland, das bisher als mehr oder weniger wertlos gegolten habe, werde mit Stechpalmen bepflanzt werden. Stechpalmen erzielten zur Weihnachtszeit guten Absatz und gute Preise. Man pflanzte für je zehn weibliche Bäume einen männlichen Baum; außerdem konnte man jedem männlichen Baum die Zweige weiblicher Bäume aufpfropfen, um die höchstmöglichen Produktionsergebnisse zu erreichen. Freilich, Stechpalmen, Kohl und andere geringwertige Erzeugnisse würden nur zögernd und allmählich zur Steigerung der Gesamtkapazität führen; Ardeith war in erster Linie eben eine Baumwollplantage. Bei der letzten Ernte wurden insgesamt achthundert Ballen Baumwolle erreicht, aber es war nicht einzusehen, warum es nicht möglich sein sollte, auch tausend und mehr Ballen pro Ernte herauszuholen. Die Regierungssachverständigen hatten ja schon vor längerer Zeit darauf hingewiesen, daß es möglich sein müßte, die Baumwollerzeugung um das Doppelte zu steigern, wenn das Land öfter umgegraben würde. Ardeith hatte vorzüglichen Baumwollboden; es mußte ohne weiteres möglich sein, hier die bestmöglichen Ernten zu erreichen.
Aber mit der Pächterwirtschaft ging das natürlich nicht; die Pächter taten nichts für den Boden, sie ließen die Dinge laufen. Er habe sich deshalb entschlossen, alle Pachtverträge zu kündigen und das Land wieder selbst in Bewirtschaftung zu nehmen. Er werde die Gesamtplantage unter eigener Leitung durch bezahlte Arbeitskräfte bearbeiten lassen.
»Geben Sie mir zwei Jahre, Mr. Robichaux«, sagte Kester. »Im kommenden Herbst werde ich sämtliche Zinszahlungen abdecken, und im Herbst 1915 kann ich damit beginnen, das Kapital selbst abzutragen.«
Mr. Robichaux ordnete gedankenverloren die Stifte und Federhalter auf seinem Schreibzeug.
»Was wollten Sie mit einer heruntergewirtschafteten Plantage beginnen?« sagte Kester, »sie würde der Bank gar nichts nützen, da sie jedem Generalpächter nur Verlust brächte. Denn welcher Pächter gäbe sich wohl die Mühe, grundsätzliche Verbesserungen durchzuführen? Und wollte man gar den Besitz aufteilen und in kleinen Parzellen verkaufen, was käme schon dabei heraus? In jedem Fall schnitte die Bank mit Verlust ab. Lassen Sie mich den verfahrenen Karren herausholen, in der Weise, wie ich es Ihnen eben skizzierte, und Sie werden keinen Penny verlieren.«
Mr. Robichaux sah ihn an. »Ich wollte, Sie hätten mir Ihre Reorganisationspläne früher unterbreitet«, sagte er. »Ich ahnte ja schließlich nichts von Ihren Verbesserungsabsichten.«
»Nun ja, aber dergleichen wächst einem ja nicht von heute auf morgen zu; man braucht seine Erfahrungen; die Dinge wollen in Einzelheiten geprüft, überlegt und ausprobiert werden. Ich wollte nicht mit halbfertigen Plänen zu Ihnen kommen, deren Realisationsmöglichkeiten mir noch zweifelhaft waren.«
»Das begreife ich, das ist klar«, sagte Mr. Robichaux. Das Ganze leuchte ihm ein, erklärte er weiter, und die Vorschläge seien zweifellos vernünftig. Natürlich könne er allein keine Entscheidungen treffen. Er müsse zunächst mit den übrigen Herren der Bank sprechen. Er sei selber überzeugt und werde der Gesamtdirektion den Vorschlag machen, die Schuldscheine zu erneuern und den Verfallstermin auf Herbst 1915 festzusetzen. Kester möge am nächsten Morgen wiederkommen und seine Pläne zur Reorganisation der Plantagenbewirtschaftung dem Gesamtdirektorium noch einmal unterbreiten. Er sei überzeugt, daß die anderen Herren dem Vorschlag zustimmen würden.
Kester verbeugte sich leicht mit weltmännischer Gelassenheit. »Ich danke Ihnen sehr, Mr. Robichaux«, sagte er. »Nachdem ich mich so saumselig und fahrlässig verhalten habe, weiß ich das zu schätzen, Sir. Und ich werde Ihr
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