Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
Vom Netzwerk:
die zu Weihnachten in New Orleans verkauft wurden, aus Maryland kamen. Danach konnten in Louisiana gewachsene Stechpalmen billiger verkauft werden, weil die hohen Transportkosten wegfielen. Kester wußte genau, warum bezahlte Lohnarbeiter wirtschaftlicher arbeiteten als Pächter, aber Eleanor unternahm es, den Bewirtschaftungsplan der Plantage insoweit zu reorganisieren. Bis zum März hatte sie die Hälfte des Pachtlandes in die Gesamtbearbeitung der Plantage zurückgeführt. Den restlichen Pächtern war angekündigt worden, daß sie entweder Ardeith verlassen oder in Lohndienste treten müßten, nachdem sie die diesjährige Ernte eingebracht hätten.
    Eleanor sorgte zwar dafür, daß die Arbeiter ihre Pflicht taten, aber sie mußte dafür in Kauf nehmen, ungern gesehen zu werden. Sie begriff niemals, warum die Schwarzen sie nicht mochten; sie tat ihnen ja nichts Böses. Wenn Kester bis ans Ende einer Reihe geritten war und zehn Minuten mit einem Schwarzen geschwätzt hatte, irgendwelchen Unsinn über sein Baby und über des Negers Baby, über das Wetter oder über die Beschaffenheit des Stromes in diesem Frühjahr, dann konnte er sich mit der sicheren Überzeugung abwenden, daß das Feld bei Sonnenuntergang gepflügt sein würde; er täuschte sich niemals darin.
    Eleanor war die Gerechtigkeit in Person, sie enttäuschte insoweit nie, ob sie nun besonders gute Löhne anbot oder ob sie bezahlte Überstundenarbeit verlangte. Kester war alles andere als gerecht. Er war der Meinung, daß es dumm sei, eine besondere Arbeit auch besonders zu bezahlen. Wenn er fand, daß es notwendig sei, ein Stück Land nach einem plötzlichen Juniregen zusätzlich zu hacken, dann ging er wie von ungefähr auf das Feld, nahm eine Hacke zur Hand und schwätzte irgendeinen Unsinn über irgendeine belanglose und lange zurückliegende Sache, und das Feld wurde gehackt. Und keiner der Schwarzen kam auch nur von ungefähr auf den Gedanken, Extrabezahlung dafür zu verlangen. Eleanor begriff das nicht.
    »Wie machst du das nur?« fragte sie eines Abends, »was stellst du nur an, daß jedermann dich mag und tut, was du willst?«
    »Ich mag sie eben auch, und das wissen sie«, sagte Kester. »Liebe selbst und du wirst Liebe bekommen.«
    Eleanor seufzte; sie hatte die Ellenbogen auf den Kontobüchern und das Kinn in die Hand gestützt. »Die Leute werden für ihre Arbeit ja bezahlt«, sagte sie.
    Kester streckte sich der Länge nach auf dem Sofa aus und las die ›Times Picayune ‹ aus New Orleans. »Meine Liebe«, sagte er, »wenn du die Welt regieren würdest, so wäre jeder Bürgersteig gescheuert, jeder Zug führe pünktlich zur festgesetzten Minute, und jeder Mensch würde bis zum neunzigsten Jahre leben. Aber niemand würde auch nur die geringste Freude empfinden. Und nun mach du deine langweiligen Rechenarbeiten und laß mich diese sonderbare Mordgeschichte lesen.«
    »Streiche es für mich an, wenn es interessant ist«, sagte Eleanor.
    Kester, bereits von der Zeitung in Anspruch genommen, antwortete nicht, und Eleanor machte sich wieder über ihre Kontobücher her. Kester war nicht imstande, Bücher zu führen. Alles, was er nicht mit seinen zehn Fingern ausrechnen konnte, war nichts für ihn. Eleanor führte die Haushaltsbücher und die Plantagenkonten getrennt, aber beide mit der gleichen peinlichen Genauigkeit. Sie hatte sich mit Fiebereifer in die Wirtschaft gestürzt, hatte den Almosenbetrieb in der Küche abgestoppt und wußte genau, wieviel Mehl, wieviel Zahnpasta und wieviel Seife im Monat verbraucht wurden; entsprechend kaufte sie ein. Sie wußte auch, wieviel Dünger jedes Feld der Plantage benötigte, was für Lohngelder verbraucht wurde und welchen Gewinn sie vernünftigerweise erwarten konnten, wenn die Baumwolle im Herbst geerntet sein würde. Kester fand das alles großartig. Er war unfähig, die Einzelheiten seiner weitreichenden Pläne im Auge zu behalten; ihr entging nicht die geringste Notwendigkeit. Und so machte die gegenseitige Achtung vor den besonderen Fähigkeiten des anderen beide zu vollkommenen Partnern.
    Baumwolle stand in diesem Jahre hoch im Kurs. Zwischen zwölf und dreizehn Cents pro Pfund wurden notiert. Dieser Preis war ungewöhnlich; er hatte seinen Grund in den Verwüstungen, die der Kapselwurm unlängst angerichtet hatte. Da die Abwehrmaßnahmen auch auf Ardeith wesentlich verbessert worden waren, war außerdem mit einer Steigerung des voraussichtlichen Ertrages zu rechnen; aber Eleanor fand, es sei

Weitere Kostenlose Bücher