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Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes

Titel: Louisiana-Trilogie 3 - Am Ufer des Ruhmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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zum ersten Male nach Louisiana kamen, war hier nichts als wegloser Dschungel. Die amerikanischen Kulturpioniere haben sich den Weg durch den Kontinent nicht mit romantischen Spielereien und schönen Redensarten geschlagen. Sie waren ohne Zweifel die unbeugsamsten Realisten, die die Welt jemals gesehen hat.« Sie sah, daß er aufmerksam zuhörte, und fuhr fort: »Du aber möchtest nun mit all den lächerlichen Nichtigkeiten leben, die erst wichtig wurden, nachdem deine Väter es aufgegeben hatten, den Kampf um die Existenz fortzusetzen. Aber das kannst du nicht!« sagte sie hart, »du siehst es ja wohl. Es hat dich fast Ardeith gekostet. Wenn du Ardeith erhalten und bewahren willst, dann mußt du den Weg beschreiten, den Philip Larne ging, als er Ardeith aus der Wildnis herausstampfte!«
    Nach einer Pause, in der sie beide schwiegen, sagte Kester, tastend, als sei er von einem philosophischen Lichtschein gestreift worden, der indessen noch nicht stark genug sei, seinen Weg zu erleuchten:
    »Du willst sagen, ich müßte die Härte, die einmal in meinem Geschlecht war, erst wieder lernen, und zwar von Leuten deiner Art?«
    »Ja«, sagte Eleanor. »Denn wir sind gerade noch dabei, uns unseren Pfad aus dem Dschungel herauszuschneiden.«
    Und wieder trat eine Pause ein, ausgefüllt nur von dem Knistern des Feuers am Kamin. »Aber was haben die Upjohns in all der Zeit getan, da die Larnes sich durch die Wildnis bissen?« fragte er schließlich.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie, »vermutlich haben sie kämpfen müssen, um sich überhaupt am Leben zu erhalten. Vielleicht reichte ihre Kraft nicht zu einem wirklichen Beginn. Vielleicht blieben überhaupt nur die wenigen am Leben, die genügend Kraft besaßen.«
    Kester griff nach der Feuerzange und verrückte einen der Kloben im Kaminfeuer. Dann nahm er sich eine Zigarette aus dem Kästchen auf dem Tisch, entzündete sie und betrachtete nachdenklich das Mundstück, wie einer, dem es leichter wird, seine Gedanken zu konzentrieren, wenn er sich mit irgendeinem gleichgültigen Gegenstand befaßt. »Du hältst also das, was du ›lächerliche Nichtigkeiten‹ nennst, für gänzlich unwichtig?« fragte er nach einer Weile.
    »Im Gegenteil«, antwortete Eleanor. »Alle diese kleinen Nichtigkeiten können wunderbar sein. – Und insoweit möchte ich manches von dir lernen«, fügte sie einen Grad leiser hinzu. »Höflichkeit, Liebenswürdigkeit, Takt und alle diese Dinge«, sagte sie. »Die Kunst, die Menschen dazu zu bringen, daß sie mich lieben – ich möchte das auch können. Die Zivilisation, die deine Leute geschaffen haben, ist das Schönste, was ich jemals gekannt habe. Ach, da ist so viel, was mich fasziniert: die Tapferkeit, die Haltung, die hohe Bildung, die Fülle der Gedanken; der Mond über den Baumwollfeldern und die banjospielenden Schwarzen an den Ufern des Stromes – es gehört alles zusammen. Es ist der Süden mit seiner Dichtung und seiner Legende – das alles ist schön!« Sie stand auf und sah ihn an. »Das alles haben deine Leute mitgebracht oder geschaffen, Kester«, sagte sie. »Die meinen haben nichts davon. Und du weißt es ja auch, du bist nur zu höflich und zu gut erzogen, um es auszusprechen. Vor einer Generation noch wurden die Meinen ›Arm-weiß-Pack‹ genannt, und die Neger sahen verächtlich auf sie herab. Aber meine Leute pflegen den Tatsachen des Lebens nüchtern ins Auge zu sehen; sie sind gewissenhafter als die deinen. Und wenn ihr euch zurückzieht, wenn ihr es heute versucht, allein mit Tapferkeit und Schönheit zu leben – dann kommen wir! Wir kommen aus schlechtgelüfteten Mietwohnungen und aus den Zwischendecks der großen Dampfer. Wir sind hart und spröde und ungewandt. Wir werden immer wieder eure Empfindungen und eure Gefühle verletzen. Aber wir sind Amerika – mehr, als du es bist, denn wir verkörpern die Eigenschaften, die der amerikanischen Nation ihr Bestehen ermöglichten und ihr ihren Rang in der Welt verschafften. Wir sind die zweite Pioniergeneration!«
    Kester ergriff ihre rechte Hand und drückte sie. »Alles, was ich antworten könnte, liefe auf einen Gemeinplatz hinaus«, sagte er. »Aber wenn ich dich recht verstanden habe, meinst du: Das, was du von deinen Leuten hast, und das, was ich von meinen Leuten habe, müßte zusammengenommen mehr erreichen, als wenn jeder von uns allein auf sich gestellt wäre? Ich glaube, daß du recht hast. Laß uns also gemeinsam anpacken!«
    Sie nickte: »Ja, laß uns

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