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Lourdes

Lourdes

Titel: Lourdes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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fünfstöckige Wohnhäuser aufführen. Ebenso wurden die religiösen Gegenstände, die Rosenkränze, die Medaillen, die Statuetten in den volkreichen Vierteln von Paris von leichtfertigen Arbeitern, die die Religionsgebräuche nicht beobachteten, in Massen hergestellt. Daher auch dieser Trödel, dieser Plunder von Waren, über deren Schönheit man weinen, von deren alberner Sentimentalität es einem übel werden konnte. Lourdes war davon überschwemmt, verwüstet und so verunstaltet, daß es die etwas zartfühlenden Personen, die sich in seinen Straßen verirrt hatten, abstieß. Das alles verband sich in brutaler Weise mit der versuchten Wiedererweckung, mit den Legenden, den Zeremonien, den Prozessionen der längst dahingegangenen Zeitalter, und Pierre dachte plötzlich, daß Lourdes historisch und sozial verurteilt war, daß der Glaube bei einem Volke auf ewig tot ist, wenn es ihn nicht mehr in den Kirchen spürt, die es baut, noch bei den Rosenkränzen, die es herstellt.
    Marie hatte fortwährend mit kindlicher Ungeduld in den Auslagen gewühlt, sie zögerte und fand nichts, was ihr des großen Traumes der Verzückung, den sie in sich bewahren wollte, würdig erschien.
    »Vater, die Zeit wird knapp, du mußt mich ins Hospital zurückbringen. Und um ein Ende zu machen, siehst du, werde ich Blanche diese Medaille mit der silbernen Kette schenken. Das ist noch das einfachste und hübscheste. Ich selbst nehme diese Statuette Unserer Lieben Frau von Lourdes, das kleine Modell, das ziemlich hübsch gemalt ist. Ich werde es in mein Zimmer stellen und mit frischen Blumen umgeben. Nicht wahr, das wird sehr hübsch aussehen?«
    Herr von Guersaint stimmte ihr bei. Dann sagte er, auf seine eigene Wahl zurückkommend:
    »Mein Gott, in welcher Verlegenheit befinde ich mich!«
    Er betrachtete prüfend elfenbeinerne Federhalter, die in Erbsen ähnlichen Kugeln endeten, in denen sich mikroskopische Photographien befanden. Als er, um zu sehen, das Auge an eines der winzigen Löcher legte, stieß er einen Schrei der Bewunderung aus.
    »Sieh da, das Panorama von Gavarnie. Ach, das ist wunderbar, alles ist darin, wie kann der Riese darin nur Platz finden? Wahrhaftig, ich nehme diesen Federhalter, er ist hübsch und wird mich an meinen Ausflug erinnern.«
    Pierre hatte ganz einfach ein Bild der Bernadette gewählt, die große Photographie, die sie auf den Knien, im schwarzen Kleid, ein Tuch über die Haare geknüpft, darstellt. Wie man sagt, ist das das einzige, das nach der Natur aufgenommen wurde. Er beeilte sich zu bezahlen, und alle drei wollten aufbrechen, als Frau Majesté eintrat, Einspruch erhob und Marie durchaus ein kleines Geschenk machen wollte, indem sie sagte, daß das ihrem Hause Glück bringen würde.
    »Ich bitte Sie, nehmen Sie ein Skapulier, hier eines von diesen. Die Heilige Jungfrau, die Sie auserkoren hat, wird es mir schon bezahlen.«
    Sie erhob die Stimme und machte so viel Aufhebens, daß die Käufer, die den Laden füllten, aufmerksam wurden und von nun an das junge Mädchen mit gierigen Augen betrachteten. Das war die Popularität, die sich ihrer wieder zu bemächtigen begann und die sich schließlich auch auf der Straße kundgab, als die Hotelbesitzerin auf die Schwelle ihres Ladens trat, den Kaufleuten gegenüber Zeichen machte und die Nachbarschaft in Aufruhr versetzte.
    »Gehen wir«, sagte Marie, die immer verlegener wurde. Aber ihr Vater hielt sie noch zurück, als er einen Priester eintreten sah.
    »Ah, der Abbé des Hermoises.«
    Es war in der Tat der schöne, nach Wohlgerüchen duftende Abbé in feiner Soutane. Sein frisches Gesicht strahlte in sanfter Fröhlichkeit. Er hatte seinen Gefährten vom vorigen Tage nicht gesehen und sich lebhaft Appoline genähert, die er beiseite zog.
    Pierre hörte, wie er halblaut sagte:
    »Warum haben Sie mir heute morgen nicht meine drei Dutzend Rosenkränze gebracht?«
    Appoline hatte wieder mit ihrem Turteltaubengirren zu lachen angefangen, wobei sie ihn, ohne zu antworten, von oben bis unten spöttisch anblickte.
    »Sie sind für meine kleinen Beichtkinder in Toulouse bestimmt, ich wollte sie unten in meinen Koffer legen, und Sie hatten mir angeboten, beim Packen meiner Wäsche zu helfen.«
    Sie lachte noch immer und sah ihn mit ihren hübschen Augen kokett von der Seite an.
    »Jetzt werde ich erst morgen reisen, bringen Sie sie mir heute abend, nicht wahr, wenn Sie frei sind. Ich wohne am Ende der Straße bei der Duchêne, im Parterrezimmer. Seien Sie nett und

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