Love and Disaster
Arabella nicht mehr aus, ständig will sie irgendwas, sie kann nichts allein, sie macht mich wahnsinnig. Als ich dich mit Robert gesehen habe, wusste ich, dass ich verrückt war, dich gehen zu lassen.“
Er hatte mich gehenlassen? Er war wirklich verrückt!
Clemens versuchte jetzt tatsächlich, mich zur Seite zu schieben und in die Wohnung zu gelangen.
Ich war auf hundertachzig und mittlerweile so gefrustet, dass ich ihm mit vollem Körpereinsatz gegen die Schulter stieß. Clemens schrie überrascht auf und taumelte zurück. Wenn ihn die Wand des Windfanges hinter sich nicht aufgehalten hätte, wäre er mit sicherer Wahrscheinlichkeit hart auf dem Hintern gelandet.
„Verschwinde, ehe ich mich völlig vergesse“, schrie ich ihn an und knallte die Tür zu. Draußen hörte ich etwas krachen, dann zersplitterte Glas und ich hörte ihn die Auffahrt herunterrennen. Ich stand mit dem Rücken an die Tür gelehnt und versuchte, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. So ein absolut blöder, bescheuerter Vollidiot.
Ich hörte draußen schon wieder Schritte, die auf meine Tür zukamen und es klingelte erneut. So ein Mist, ich konnte nicht einmal auf Hilfe von meinen Nachbarn hoffen, die waren immer nur sehr sporadisch zu Hause und nie da, wenn man sie wirklich mal brauchte.
„Wenn du nicht sofort verschwindest, rufe ich die Polizei“, brüllte ich.
„Caro mach auf, ich bin es“, klang Mary Stimme durch die Tür. Ich schaute sicherheitshalber durch den Spion. Sie war allein, Clemens hatte sie nicht als Geisel genommen.
Ich öffnete und beißender Alkoholgestank schlug mir entgegen.
„Was war denn hier los“, fragte Mary entgeistert. „Eben am Tor hat mich dein lieber Ex- Mann fast umgerannt, der kam hier heraus wie ein wildgewordener Ochse.“
Vor meiner Tür befand sich eine riesige Lache aus Whisky, der Boden war übersäht mit Glassplittern und den völlig zerfetzten Resten der Rose, Clemens musste die Flasche mit voller Wucht auf den Steinboden geschleudert haben, ehe er wegrannte.
„Der ist komplett durchgeknallt“, sagte ich fassungslos.
„Welche Verschwendung“, konstatierte Mary trocken mit einem Blick auf die Pfütze, lief an mir vorbei in die Abstellkammer und holte Besen und Eimer.
„Zieh dir erst mal was an, ich putze die Schweinerei solange weg.“
„Ich wollte gerade in die Badewanne, als Clemens hier hereingeplatzt ist.“
„Dagegen solltest du sofort was unternehmen“, sagte Mary. „Hat er so was schon mal gemacht?“
Ich schüttelte den Kopf und hockte mich auf den Boden, um die Scherben einzusammeln.
„Ich glaube, er trinkt“, sagte ich und erzählte Mary von meiner Begegnung mit ihm bei Krollmanns und seinem komischen Anruf.
„Er sieht gar nicht gut aus, sein Job war ja schon immer hart, aber jetzt scheint auch noch seine Beziehung mit Arabella den Bach runter zu gehen.“
„Hast du etwa Mitleid mit ihm?“, fragte Mary entgeistert.
„Ganz sicher nicht“, antwortete ich. „Ich ertrage Clemens einfach nicht mehr.“
„An deiner Stelle würde ich einen Anwalt einschalten, du solltest das wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
Mary hatte die Whiskypfütze aufgewischt und trug die Scherben in den Müll. Ich holte frisches Wasser und eine Bürste und schrubbte noch einmal. Es würde eine Weile dauern, bis sich der Alkoholgeruch verzog.
Ich hatte die Nase gestrichen voll, ich war einfach nur noch fix und fertig und wäre am liebsten ins Bett gekrochen. Der Tag, der so wunderbar begonnen hatte, war jetzt endgültig im Eimer.
„Ich hab dich mehrmals angerufen“, sagte Mary. „Hast du das nicht gesehen?“
„Ich habe den ganzen Tag geschrieben, das Telefon war abgestellt“, schwindelte ich.
„Was ist denn das?“, fragte Mary und zeigte auf meinen Rallyepokal, den ich vorhin auf der Kommode im Flur abgestellt hatte.
„Ach das Ding, das ist aus der Schule, von meiner letzten Abi- Klasse, er stand hier noch rum, ich wollte ihn später in den Keller bringen.“
Wenn das mit meiner Lügerei so weiterging, würde mir irgendwann eine gewaltige Pinocchio- Nase wachsen.
Ich schob Mary mit dem Auftrag, Kaffee zu machen, in die Küche, ging ins Bad, um das mittlerweile kalte Wasser abzulassen und schlüpfte wieder in Jeans und T- Shirt.
Wir setzten uns auf die Terrasse, Mary redete über das Festival und dass man für die Vorbereitungen einen Kunststudenten zur Unterstützung mit an Bord geholt hätte. Ich war also raus aus dem Geschäft und wirklich nicht böse
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