Love at Stake 08 - Der Vampir auf dem heißen Blechdach-iO-ok
natürlich nur ungern zu, dass man sie wegen ihrer paranormalen Fähigkeiten angestellt hatte.
Sie kam an ihren Schreibtisch, legte die Handtasche in die unterste Schublade und blickte dann über die Wand ihrer Kabine. Vielleicht war J. L. an seinem Platz. Nein, verschwunden. Mit ihm zu reden hätte ihr nichts ausgemacht. Er war ihr bester Freund bei der Arbeit. Im Gegensatz zu den meisten Special Agents, die früher als Anwälte oder Buchhalter gearbeitet hatten, war J. L. Wang aufgrund seiner linguistischen Talente eingestellt worden. Sie hatten sich beide wie Außenseiter gefühlt und deshalb schnell Freundschaft geschlossen.
Lächelnd betrachtete sie die Plakette, die neben ihrem Monitor hing. J. L. hatte sie ihr stolz zum vierundzwanzigsten Geburtstag geschenkt. Seine Liebe für Initialen war in die Gravur geflossen: Olivia Sotiris, APA, FBI, MLD, BFKMF. Er hatte den anderen die letzten zwei Akronyme übersetzt: »Menschlicher Lügendetektor«, »Beraterin für krass merkwürdige Fälle«.
Danach hatten alle im Gebäude es als normal empfunden, sich mit besonders merkwürdigen Vorkommnissen, die bei ihren Ermittlungen auftauchte, an sie zu wenden. Endlich hatte sie dazugehört.
Verdammt, sie wollte nicht kündigen.
»Olivia!« Yasmine Hernandez kam auf sie zugeeilt. »Was machst du denn hier?«
»Na, da fühle ich mich gleich wie zu Hause.« Olivia lächelte ihre Kollegin an.
Yasmine winkte ab. »Ich meinte nur, du solltest doch erst nach Weihnachten zurückkommen.«
Ihre Antwort fiel ausweichend aus. »Ist was dazwischengekommen.« Yasmine war als Büroleiterin ausgezeichnet, aber leider war sie auch genauso gut darin, in jedermanns Privatleben herumzuschnüffeln.
»Warst du nicht in Griechenland?«, hakte Yasmine nach.
»Doch.« Als Yasmine den Mund öffnete, um nach mehr Informationen zu bohren, sagte Olivia schnell: »Ich muss mit Barker reden. Ist er zu sprechen?« Sie sah zum verglasten Eckbüro ihres Vorgesetzten, Patrick O'Shea Barker. Die Tür und die Jalousien waren geschlossen, aber drinnen brannte Licht.
»Er ist gerade in einem Meeting. Mit Special Agent Harrison.«
Die Wut, die aus Yasmines Richtung kam, entging Olivia nicht. Zweifellos war Harrison der Grund dafür, der aufdringlich und unhöflich sein konnte. Yasmines Gefühle waren normalerweise gleichbleibend fröhlich, und Olivia hatte immer gespürt, dass ihre Fragerei nichts mit Bosheit zu tun hatte, sondern mit Neugierde und dem ehrlichen Wunsch, zu helfen. Harrison dagegen machte es einfach Spaß, idiotische Dinge zu tun.
»Warum musst du zu Barker?«, fragte Yasmine. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Wir müssen nur etwas besprechen.« Zum Beispiel, wie in aller Welt Otis Crump sie auf Patmos gefunden hatte. Sein Stalking musste aufhören. Es war schlimm genug, wenn es nur um sie selbst ging, aber jetzt musste Olivia sich auch noch Sorgen machen, dass er es auf ihre Familie abgesehen hatte, besonders auf ihre Großmutter, die die meiste Zeit allein lebte. Otis war hinter Gittern, aber was, wenn es einen Komplizen gab, der sich auf freiem Fuß befand und ihren Angehörigen Schaden zufügen konnte?
Die Wut war verflogen. Jetzt sendete Yasmine Angst aus. »Du hast doch nicht vor, dich versetzen zu lassen, oder? Wir haben sowieso nicht genug Frauen im Büro. Du kannst nicht gehen.«
»Ich will auch nicht gehen.« Olivia behielt ein Auge auf Barkers Tür gerichtet und fragte sich, wie lange sein Meeting dauern würde.
Yasmine kam plötzlich ein Gedanke. »Ich weiß, was dich aufheitern wird! Heute Morgen ist ein Paket für dich gekommen.«
Starr vor Schreck fixierte Olivia ihre Kollegin. »Nicht schon wieder Apfel.«
»Nein, nein, natürlich nicht.« Yasmine winkte ab und senkte dann dramatisch die Stimme. »Wir nehmen hier keine Post von Du-weißt-schon-Wem mehr an.«
»Schickt er immer noch Post hierher?«, fragte Olivia.
Yasmine schüttelte den Kopf. »Schon seit ein paar Monaten nicht mehr. Er hat aufgegeben, nachdem alles zurück an den Absender geschickt worden ist.«
»Erinnerst du dich, welchen Absender genau er benutzt hat?« Darauf achtete Olivia immer. Die letzten Male, als sie Äpfel bekommen hatte, war es ein Postfach gewesen, das es nicht gab.
Yasmine legte die Stirn in Falten. »Ich glaube, es war seine Adresse in Leavenworth. Aber das ist Monate her.« Eine Welle der Aufregung durchfuhr sie. »Bekommst du immer noch Sachen von ihm?«
Olivia wollte nicht weiter darüber reden. »Du hast gesagt, da ist ein
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