Love at Stakes 05 - Der Vampir der aus der Kälte kam-ok
Sarg. Er zog seine Schuhe aus und hielt plötzlich inne, weil ihm etwas einfiel. Er war zwölf Zentimeter gewachsen.
Verdammt. Er war zu groß für seinen Sarg.
Er kletterte hinein, und tatsächlich hingen seine Füße über das Ende hinaus. Es gab nur einen weiteren Sarg im Schlafsaal, und der gehörte Dougal. Das Doppelbett war für Phineas bestimmt. Alle anderen Betten befanden sich in den oberen Geschossen.
Vielleicht sollte er dorthin gehen. Warum eigentlich nicht? In einigen Wochen würde Ian hier genau wie bei Romatech die Leitung übernehmen. Er konnte schlafen, wo er wollte. Also verließ er den Schlafsaal und ging die Treppe hinauf.
Normalerweise nahm er vor dem Zubettgehen noch etwas zu sich, aber er hatte bei Vanda so viel Blier getrunken, dass er noch satt war. Vanda hatte sich ihm gegen vier Uhr morgens an der Bar angeschlossen, um zu verkünden, dass sein Profil fertig war und man ihn damit offiziell auf der Dating-Seite »Single in the City« bewundern konnte.
Ein weiteres Glas Blier hatte ihm Selbstvertrauen geschenkt und ihn ermutigt, einige Frauen anzusprechen, mit denen er sich in der nächsten Nacht im Club treffen wollte.
Als er das Erdgeschoss betrat, ging der Alarm los. Er erstarrte eine Sekunde, ehe ihm klar wurde, was geschah. Ein Eindringling! Und verdammt, er reagierte zu langsam. Das vierte Glas Blier war wohl doch zu viel gewesen.
Er rannte in die Eingangshalle. Leer. Drehte sich um, stolperte über seine Füße und dann zum Nummernfeld neben der Tür. Er stellte den Alarm aus, damit er etwas hören konnte. Er nahm ein leises Geräusch aus Richtung der Bibliothek war. Er schlich zu deren Eingang.
Eine kalte Brise durch die offenen Fenster bauschte die Vorhänge. Die Person, die dieses Fenster geöffnet hatte, hatte auch den Alarm ausgelöst, und diese Person befand sich immer noch im Raum.
Weiblich. Und sterblich. Der Duft ihres Blutes hüllte ihn ein und liebkoste seine Haut wie eine Gespielin. Sie war seine Lieblingssorte - AB positiv.
Gott sei Dank hatte Roman 1987 das synthetische Blut erfunden, sodass Ian und die anderen Vampire nicht mehr Sklaven ihrer Blutlust waren. Trotzdem reagierte sein Körper mit dem gleichen ursprünglichen Instinkt, wie er es seit seiner Verwandlung 1542 getan hatte. Sein Zahnfleisch kribbelte. Er hatte genug Erfahrung, um zu wissen, wie er sich unter Kontrolle brachte, aber heute Nacht kostete es ihn mehr Mühe als sonst.
Sie hatte ihm den Rücken zugedreht, während sie die Buchregale an der Wand gegenüber betrachtete. Zweifellos war sie im Begriff, die seltensten Bücher in Romans Sammlung zu stehlen. Die Bibliothek beherbergte alles: von mittelalterlichen Manuskripten, handgeschrieben von Mönchen, bis zu Erstausgaben aus dem neunzehnten Jahrhundert.
Anscheinend war ihr entgangen, wie er sich auf Strümpfen angeschlichen hatte. Der Alarm war unter Garantie nicht an ihr Ohr gedrungen, weil er auf eine Frequenz eingestellt war, die nur Vampire und Hunde hören konnten. Und sie konnte auch bestimmt nicht spüren, welche Reaktion sie in ihm hervorrief.
Seine Körpertemperatur schien um fünf Grad gestiegen zu sein, trotz der kalten Dezemberluft, die durch das offene Fenster und über sein weißes Unterhemd wehte. Die Lampe zwischen zwei Ohrensesseln war gedimmt. Sie warf ein goldenes Licht durch den Raum und umrahmte ihre Gestalt mit einer schimmernden Aura.
Sie gab eine atemberaubende Einbrecherin ab, ganz in schwarzes Lycra gekleidet, das sich an ihre Taille und die sanft gerundeten Hüften schmiegte. Ihr goldenes Haar hing, zu einem Pferdeschwanz gebunden, ihren Rücken hinab. Die Spitzen strichen sanft über ihre Schulterblätter, als sie ihren Kopf von einer Seite auf die andere legte und die Buchtitel im Regal überflog.
Sie trat, lautlos auf schwarzen Socken, zur Seite. Vermutlich hatte sie ihre Schuhe vor dem Fenster gelassen, um jedes Geräusch zu vermeiden. Er bemerkte ihre schlanken Fesseln und ließ seinen Blick dann hinauf zu ihrem goldenen Haar wandern. Er musste aufpassen, wenn er sie einfing. Wie alle Vampire hatte er übermenschliche Kraft, und sie sah ein wenig zerbrechlich aus.
Lautlos bewegte er sich an den Ohrensesseln vorbei ans Fenster. Es machte ein rauschendes Geräusch, als er es schloss.
Mit einem erschreckten Keuchen drehte sie sich zu ihm um. Ihre Augen wurden groß. Augen, so grün wie die Hügel, die seine Heimat in Schottland einfassten.
Eine Welle der Lust verschlug ihm einen Augenblick lang die Sprache.
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