Love at Stakes 06 - Die mit dem Vampir tanzt-ok
Liebe ihres Lebens hätte sein können. Zuerst hatte sie es mit Leugnen versucht. Es gab so etwas wie Vampire einfach nicht, und der arme Jack war einfach wahnsinnig. Er konnte kein Vampir sein. Er verhielt sich nicht wie ein Monster. Er küsste auf jeden Fall nicht so. Oder verführte einen nicht so. Aber sie weigerte sich, daran zu denken. Leugnen hatte ganz gut funktioniert. Etwa zwei Stunden lang.
Dann war die Wut gekommen und hatte sich zu regelrechtem Zorn ausgewachsen. Wie konnten solche Monster seit Jahrhunderten existieren, ohne dass jemand davon wusste? Und wie auf aller Welt hatte sie sich in eines verlieben können? Wie konnte sie alle Anzeichen übersehen? Und wie konnte Jack es wagen, sie zu umwerben, als wäre eine Beziehung zwischen ihnen tatsächlich möglich? Eine Sterbliche musste schon garantiert wahnsinnig sein, um einen Vampir zu heiraten.
Dann erinnerte sie sich an Shanna und ihre schönen Kinder. Shanna war offensichtlich eine glückliche Frau. Aber wie konnte irgendwer ein Monster heiraten, das sich von Menschen ernährte? Sie musste allerdings zugeben, dass Jack nie versucht hatte, von ihr zu trinken. Er hatte sich immer wie ein vollkommener Gentleman verhalten. Na ja, wie ein ungezogener Gentleman, aber er war schließlich auch ein Casanova. Die wenigen Male, die sie ihn trinken gesehen hatte, musste es synthetisches Blut gewesen sein. Bedeutete das, er mochte es nicht, Menschen zu beißen?
Dann war ihr die Eingebung gekommen. Jack war möglicherweise gegen seinen Willen verwandelt worden. Er könnte ein Opfer sein, genau wie die armen Mädchen, die Apollo entführt hatte. Er könnte jahrelang gezwungen gewesen sein, Menschen zu beißen, nur, um zu überleben. Bezog er sich deswegen so oft auf die neun Kreise der Hölle? Er war vielleicht in einer lebendigen Hölle gefangen.
Lara schüttelte den Kopf, als sie die Day Hall betrat. Nein, Mitleid für Jack zu empfinden war fehl am Platze. Er war über zweihundert Jahre alt, also musste er schon jede Menge Menschen gebissen haben. Sie sollte Mitleid für seine Opfer empfinden, nicht für ihn.
Sie betrat einen Fahrstuhl und drückte den Knopf zum siebten Stock. Toll. Ein Pärchen knutschte in der hinteren Ecke. Sie drehte ihnen den Rücken zu und ignorierte ihr leidenschaftliches Stöhnen. Die Erinnerung an ihre Fahrstuhlfahrt im Campanile in Venedig kam ihr wieder in den Sinn. Jack war so romantisch gewesen, so lieb. Warum konnte er kein normaler Mann sein? Wärest du so fasziniert von ihm gewesen, wenn er ein normaler Mann wäre? Hättest du dich in ihn verliebt?
»Ich bin nicht verliebt«, murmelte sie, und der Fahrstuhl blieb mit einem Ruck im vierten Stock stehen.
»Dann such dir einen anderen«, sagte die junge Frau mit einem Lachen, als sie mit ihrem Freund den Fahrstuhl verließ. Lara stöhnte auf und drückte den Knopf, der die Fahrstuhltür schloss. Einen anderen? An Jack kam kein anderer auch nur annähernd heran. Kein anderer Mann hatte diese Mischung aus Klugheit, altmodischem Charme und gutem Aussehen, das einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Sie war von seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten und dem Geheimnis, das ihn umgab, vollkommen gefangen gewesen. Bis sie die Wahrheit erfahren hatte.
Ihr Blick verschwamm unter ungeweinten Tränen, als sie sich an den Ausdruck auf seinem Gesicht bei ihrer letzten Begegnung erinnerte. Sie hatte ihn angeschrien, zu gehen, und in seinen Augen war so viel Schmerz und Trauer gewesen. Armer Jack.
»Aargh!« Sie tat es schon wieder. Jack war kein armes, verlassenes Hündchen. Er war ein Vampir. Sie verließ den Aufzug und schleppte sich den Gang hinab zu Raum 843.
Das Problem war, jetzt, wo sie ihren Undercoverauftrag angefangen hatte, blieb ihr zu viel Zeit zum Nachdenken. Es war einfacher gewesen, als die Spezialeinheit ihr noch verschiedene Aufgaben übertrug.
Sie hatten ihr eine neue Identität verschafft - Lara Booker. Alles war vorbereitet. Ihre einzige Aufgabe war es jetzt, jeden Tag die schwarzen Bretter der zwanzig Wohnheime abzuklappern, die über den ganzen riesigen Campus verteilt waren. Sie wartete darauf, dass der Aushang von Apollo auftauchte.
Laut FBI war die Syracuse University wahrscheinlich der Ort, an dem Apollo als Nächstes zuschlug. Trotzdem hatten sie alle Möglichkeiten abgedeckt. An mehreren Colleges prüften Special Agents die Aushänge. Wenn der Flyer auftauchte, trat Lara in Aktion. Sie würde das Seminar besuchen und sich entführen lassen.
Aber was,
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