LOVE HAMBURG - Die Trilogie (German Edition)
Landungsbrücken. Trotz der frühen Stunde waren noch viele
Nachtschwärmer unterwegs. Junge Leute, die die Nacht in den Diskotheken und
Kneipen rund um den Kiez verbracht hatten, strömten am frühen Sonntagmorgen zum
traditionellen Hamburger Fischmarkt. Auch wenn Susanna und er völlig erledigt
waren, wollte er ihr diesen Ort nicht vorenthalten.
Die Marktschreier boten ihre Ware feil, die die Menge, die
sich durch die Gänge quälte ihnen begeistert abkaufte. Es gab fangfrischen
Fisch, Pflanzen, Obst, Kleidung. Einfach alles! So aßen sie frische Melone zum
Frühstück, bis ihnen der Saft in die T-Shirts lief. Dann kauften sie süße
Brötchen, die viel frischer als das Erste waren. Zum Schluss ergatterte Susanna
noch einen langen geräucherten Aal. So was hatte sie noch nie gegessen. Den Aal
nur in Wachspapier eingeschlagen fuhren sie mit dem Motorrad nach Hause.
Dennis blieb noch bei ihr. Sie duschten sich ausgiebig, bis
sie sowohl sauber, als auch erneut befriedigt waren. Sie konnten einfach nicht
voneinander lassen. Gemeinsam kuschelten sie sich auf das Sofa, um einen Film
anzusehen. Doch daraus wurde nichts, denn kurz darauf schliefen sie ein.
Als sie am späten Nachmittag erwachten, machten sie sich
hungrig über den Aal her, der zwar sehr fett war, aber irgendwie gut schmeckte.
Nach mehrmaligem Hände waschen und Zähne putzen küssten sie sich noch einmal
ausgiebig. Am liebsten wäre Dennis noch bei Susanna geblieben, aber er wollte
es nicht zu vertraut werden lassen.
In wenigen Wochen würde Susanna abreisen. Allein der Gedanke
daran erschien ihm unerträglich. Sein Bauch krampfte sich schmerzlich zusammen.
Er beschloss diesen Gedanken einfach zu verdrängen und die
verbleibende Zeit mit seiner Liebsten, in vollen Zügen zu genießen.
Love Hamburg forever
Die Harley glänzte in der Spätsommersonne. Dennoch wienerte
Dennis weiter wie ein Besessener an seinem Motorrad herum. „Nun komm‘ schon!“,
sein Kollege klopfte ihm auf die Schulter. „Mach‘ mal Feierabend. Es wird bald
dunkel.“ Dennis schaute zu seinem Kumpel Peter auf. „Sie fehlt mir eben. Wenn
ich zuhause sitze, muss ich immer an sie denken. Und dann geht’ s mir
schlecht.“
„Dann komm‘ ich eben noch auf ein Bier mit, ok? Dann
quatschen wir nen bisschen über sie. Mir fehlt sie doch auch. Den anderen auch.
Wir zeigen es nur nicht so.“
Susanna war wirklich abgereist. Seither stand der Bungalow
leer. Dennis wollte, dass er frei blieb. Falls Susanna es sich anders
überlegte. Das war bisher leider nicht geschehen. Zwar telefonierten sie
regelmäßig miteinander, aber das konnte ihren warmen, weichen Körper in
keinster Weise ersetzen. Dennis wollte nicht verweichlicht klingen. Dennoch
fragte er gelegentlich nach, ob sie die Zeit hier in Hamburg bei ihm nicht ein
wenig vermisse. Sie lachte dann. „Was für eine Frage! Es war der schönste
Sommer meines Lebens. Nur, ich habe hier auch ein Leben: meine Familie, Freunde
und meine Arbeit.“ Das zu hören schmerzte so sehr, dass er immer seltener
nachfragte.
Dennis nahm eine Kiste Bier aus der Werkstatt und ging mit
Peter rüber zur Terrasse des Bungalows. „Lass‘ uns noch die letzten
Sonnenstrahlen genießen“, sagte Dennis und setzte sich auf eine der
Gartenliegen. Wehmütig strich er über den rauen Stoff. „Weißt du noch?“ Peter
nickte. „Wie könnte ich das je vergessen?“, sagte er und reichte Dennis ein
Bier.
„Bei unserem zweiten Ausflug habe ich sie noch mal in den
Hafen entführt“, begann Dennis zu erzählen.
***
Bei ihrem zweiten Ausflug war der Himmel bewölkt gewesen,
eine leichte Brise brachte den wohlbekannten Nieselregen zurück. Den zahlreichen
Bäumen der Stadt tat das sicher gut, und so nutzte Dennis die Gelegenheit,
seiner Freundin die Speicherstadt zu zeigen. Diesmal nahmen sie seinen Golf
dafür.
Dennis parkte mit Susanna in einer der kleinen Straßen mit
altem Kopfsteinpflaster. Dort gab es nicht nur die alten Speicher, sondern auch
Museen und Attraktionen wie das Dungeon, wo Hamburgs dunkle Geschichte gruselig
und hautnah nacherlebt werden konnte. Nur zwei Eingänge weiter befand sich das
Miniatur Wunderland mit der größten Modelleisenbahnanlage der Welt. Erst war
Susanna skeptisch gewesen: Modelleisenbahnen waren doch wohl mehr etwas für
große Jungen. Aber als sie die riesige Fläche mit den unzähligen
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